Borussia Mönchengladbach Leverkusen und der Hannover-Effekt

Meinung | Mönchengladbach · Zwischen dem 3:2 gegen Bayer Leverkusen am Samstag und dem gleichen Resultat bei einem Spiel gegen Hannover 96 gibt es große Parallelen. Nicht nur, weil direkt nach der SC Freiburg in den Borussia-Park kam.

Borussias Auswärtssiege nach Zwei-Tore-Rückstand
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Foto: dpa, mb

Immerhin, ganz so lange wie beim letzten Mal dauerte es nicht: Bevor Borussia 2012 nach einem 0:2-Rückstand in Hannover 3:2 siegte und dann in den folgenden zehn Bundesligaspielen 17 Punkte holte, waren 18 Jahre vergangen seit einem Auswärtssieg nach einem Zwei-Tore-Rückstand.

1994 war nach einem zwischenzeitlichen 0:2 in Stuttgart noch ein 4:2 gelungen. Seit Hannover sind nicht mal ganze fünf Jahre vergangen. "Im Leben kann es unglaublich schnell gehen, und im Fußball auch", sagte ein gewisser Lucien Favre nach dem Hannover-Spiel — fußballphilosophisch dürfte das in der Kategorie "Das Spiel hat 90 Minuten" anzusiedeln sein. Nun: Wahr ist es.

Schnell ging es in Leverkusen tatsächlich, binnen 19 Minuten schoss Borussia den Auswärtsfrust weg, der sich angesichts der Mangelbilanz in der Fremde aufgebaut hatte. Vier Punkte aus zwei Spielen fern der Heimat, das ist richtig was. Was genau der Sieg in Leverkusen am Ende sein wird im Kontext der gesamten Saison, wird sich erst im Rückblick zeigen. Dann wird sich erweisen, ob es "die Wende" war, wie Oscar Wendt vermutet, oder ein "Wachrüttler" (Lars Stindl) oder nur "ein Schritt nach vorn" (Max Eberl).

Läut es nun wie einst nach Hannover, dann wäre das schon was: 1,7 Punkte im Schnitt holte Borussia damals in den nächsten zehn Ligaspielen. Stellt sich der Hannover-Effekt derart ein, würde es (mit dann 47 Punkten) vermutlich noch etwas mit der Einstelligkeit. Setzte sich der aktuelle Schnitt Dieter Heckings (zwei Punkte) fort, dann ... Hecking würde sagen: "Gemach, gemach!"

Denn zum einem hätte es auch dumm laufen können, wenn kurz nach der Pause Topraks Kopfstoß platzierter gewesen wäre. Und noch ist das 3:2 von Leverkusen ein Spiel, das einen positiven Effekt wie einst das 3:2 in Hannover haben kann. Aber noch nicht hat. Erst mal ist es "nur" der erste Auswärtssieg der Saison und ein Spiel, in dem die Borussen eine gute Mischung aus Spielkunst, Kampf, Siegeswillen und Moral gefunden haben. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Man darf sagen: Dieser Erfolg tut gut. Und er sollte Energie freisetzen. Er sollte die Gewissheit geben, dass es geht, dass die Qualität da ist und dass die Erfolg bringt, wenn man sie ausspielt. Aber: Ein Sieg ist keine Garantie für weitere Siege. Der SC Freiburg wird nicht in Ehrfurcht erstarren, wenn er am Samstag in den Borussia-Park kommt.

Dem Spiel kommt eine ebenso große Bedeutung zu, die es auch bei einer Niederlage in Leverkusen gehabt hätte. Es wird eine Richtung vorgeben. Borussia kann die Positiv-Serie fortsetzen und dann nach oben schauen. Oder die Serie reißt, und der Blick geht wieder nach unten. 2012 folgte dem Hannover-Triumph auch ein Freiburg-Spiel. Es endete 1:1. Der Hannover-Effekt fiel nicht mit der Tür ins Haus.

(kk)
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