Lars Stindl im Interview "Jeder Spieler träumt vom Finale"

Hamburg/M'gladbach · Es war ein seltsamer Abend in Hamburg für Lars Stindl. Zunächst sorgte Borussias Kapitän vor dem Anpfiff für allgemeine Betroffenheit im Netz, als er bei der Seitenwahl den kleinen Jungen übersah, der den Ball zum Anstoßkreis getragen hatte und ihm dann die Hand reichte. Er hatte den Jungen schlichtweg übersehen.

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Viertelfinale: Pressestimmen

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Erst nach dem 2:1-Sieg erfuhr er von der Sache und reagierte sofort. "Sorry, ich bin auch immer noch nervös vor so einem Spiel. Das war natürlich keine Absicht", ließStindl via Twitter wissen und versprach dem Jungen sein Trikot als "kleinen Trost".

Während des Spiels indes war Stindl "on Fire", wie Borussia twitterte. Er schoss das 1:0 per Elfmeter und legte mit seinem achten Tor im achten Spiel die Basis für den Einzug ins Halbfinale. "Lars ist momentan nicht nur auf dem Platz in hervorragender Verfassung, auch neben dem Platz führt er die Mannschaft. Man merkt, dass er Selbstvertrauen hat und weiß, was er zu tun hat. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns", sagte Trainer Dieter Hecking in Hamburg. Stindl selbst sprach nach dem Spiel über seinen Torlauf und das bisherige Highlight seiner Pokal-Karriere.

Herr Stindl, Sie stehen mit Borussia im Halbfinale des DFB-Pokals. Wie fühlt sich das an?

Stindl Ich bin natürlich happy, dass wir weitergekommen sind. Es war ein schwieriges Spiel gegen sehr intensive und aggressive Hamburger. Nach der Halbzeit haben wir es dann besser ausgespielt und auch verdient gewonnen. Dass wir jetzt im Halbfinale sind, ist ein Riesenerfolg. Ich persönlich war in meiner bisherigen Pokalkarriere nicht so erfolgreich. Aber ich glaube, viele von uns sind noch nicht so weit gekommen.

Das Los hat Borussia ein Heimspiel gegen Frankfurt beschert. Es hätte schlimmer kommen können, oder?

Stindl Wir freuen uns, dass wir das Halbfinale im Borussia-Park vor unseren tollen Fans spielen dürfen. Wir alle hatten uns gewünscht, im Borussia-Park spielen zu dürfen. Frankfurt ist aber ein schwieriger Gegner, das haben wir beim 0:0 im Bundesligaspiel zu spüren bekommen. Trotzdem werden wir alles dafür tun, unsere Chance zu nutzen und nach Berlin zum Finale fahren. Es träumt doch jeder Spieler davon, so etwas zu erleben. Aber wir bleiben dabei: Immer der nächste Schritt. Wir sind jetzt im Halbfinale und müssen uns da gegen Frankfurt durchsetzen. Aber bis dahin liegen andere Aufgaben vor uns. Samstag ist das erste Schalke-Spiel, darauf fokussieren wir uns.

Sie haben jetzt acht Tore in acht Spielen erzielt — hatten sie schon mal so einen Lauf?

Stindl Momentan bin ich einfach nur glücklich, dass es so gut läuft. Ich habe sicher auch schon die eine oder andere Chance liegen lassen. Trotzdem versuche ich immer wieder, meine Leistung zu bringen und meine Tore zu machen. Manchmal klappt es besser manchmal schlechter. Im Moment klappt es gut. Das nehme ich gern mit. Aber ich werde ja auch von den Kollegen gut in Szene gesetzt als Abschlussspieler.

Sie hatten in Hamburg keine Lust auf einen Elfmeter-Doppelpack? Den zweiten Schuss haben Sie Raffael überlassen.

Stindl Wir haben uns kurz abgesprochen. Raffa hat schon so viele wichtige Elfmeter verwandelt. Ihm tat das Tor nach der schwierigen Verletzungsgeschichte sehr gut.

Sie selbst hatten im Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV im Oktober einen der beiden damals verhängten Elfmeter verschossen, den anderen vergab André Hahn. Nun ist Borussia mit zwei Elfmetern ins Pokal-Halbfinale eingezogen.

Stindl Wir haben versucht, die Geschichte des HSV-Spiel zu verdrängen, aber natürlich ist sie im Hinterkopf da, weil es eben Fakt ist, dass wir die beiden Elfmeter verschossen haben. Trotzdem habe ich, wie bei jedem Elfmeter versucht, ihn reinzumachen, und das ist mir zum Glück gelungen.

Haben Sie schon Ihren Sommer-Urlaub gebucht? Der Bundestrainer hat angedeutet, Sie vielleicht mit zum Confed Cup zu nehmen.

Stindl Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Es macht mir so viel Spaß mit dieser Mannschaft. Ich freue mich einfach, dass wir im Pokal und in der Europa-League weitergekommen sind und in der Liga ein stückweit einen Puffer aufgebaut haben. Da ist keine Zeit für andere Sachen.

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