Stindl fällt lange aus Das Innenband steht für Borussias Verletzungspech
Mönchengladbach · Adi Hütter bemüht sich, sich nicht zu oft über die zahlreichen Ausfälle zu beschweren. In der Tat sind sie aber einer der Faktoren in einer komplizierten Borussia-Saison. Für das nächste ärgerliche Kapitel sorgt Lars Stindls wochenlanger Ausfall.
Die erste Hiobsbotschaft der Saison ereilte Borussia Mönchengladbach bereits am Abend vor dem ersten Training unter Adi Hütter. Im EM-Viertelfinale der Schweiz gegen Spanien erlitt Breel Embolo eine Muskelverletzung mit Sehnenbeteiligung. Das S-Wort sollte jeden aufhorchen lassen, denn wenn mit dem Muskel eine Sehne in Mitleidenschaft gezogen ist, dauert es in der Regel noch länger bis zum Comeback. Ende Oktober, als Jordan Beyer sich die gleiche Verletzung wie Embolo zuzog, konnte das Basiswissen erneut angewendet werden.
An die Spitze der unheilvollsten Blessuren dieser Saison hat sich am Wochenende jedoch der Innenbandriss im Knie gesetzt. Lars Stindl ist der dritte Borusse, den es erwischt hat. Anfang Juli verletzte sich Manu Koné nach seinem Wechsel vom FC Toulouse gleich in seiner vierten Trainingseinheit auf diese Weise, 81 Tage später konnte er sein Comeback feiern, das gleichsam sein Bundesliga-Debüt war. In der Zwischenzeit war auch Marcus Thuram mit einem Innenbandriss ausgefallen, 67 Tage danach wurde er erstmals wieder eingewechselt, sucht aber heute noch seine Form.
Ob Stindl nun eher „vier bis sechs oder fünf bis sieben Wochen“ fehlen wird, da wollte sich Trainer Adi Hütter rund ums 1:2 gegen Union Berlin nicht festlegen. „In der Situation ist es auf jeden Fall nicht hilfreich, dass der Kapitän sich im Abschlusstraining das Innenband einreißt und wochenlang ausfallen wird“, sagte Hütter. Bei einer „unnatürlichen Bewegung“ kurz vor dem Ende der Einheit am Freitag hatte es Stindl erwischt. Fällt seine Genesungszeit in den Korridor zwischen Thuram und Koné, würde das bedeuten, dass frühestens Anfang April nach der Länderspielpause wieder mit dem Kapitän zu rechnen wäre. Alles vor März erscheint unrealistisch. Mit 33 Jahren sind Stindls Voraussetzungen auch etwas anders als bei den 24- und 20-jährigen Kollegen.
Während die Verletzung Konés Start in Gladbach erschwerte und sie mutmaßlich Thurams Abgang zu Inter Mailand verhinderte, trifft der dritte Innenbandriss der Saison die Borussen nicht minder schwer. Stindl hat mit Formschwankungen zu kämpfen und bringt sein typisches Spiel nur selten auf den Rasen, aber als Anführer ist er – das zeigte sein aufgewühltes und offenes Interview nach dem Hannover-Debakel – unverzichtbar.
Kollege Christoph Kramer betont gerne, dass es Quatsch sei, eine Verletzung an einem „ungünstigsten Zeitpunkt“ zu verorten, der Zeitpunkt sei immer ungünstig. Doch in diesem Fall ist das Timing besonders schlecht. Unter der Woche hatte Borussia zwei Offensivspieler verliehen. Hannes Wolf debütierte am Samstag beim 1:0 von Swansea City gegen Preston North End, zur zweiten Halbzeit kam er rein. Als er noch eine Rolle spielte unter Hütter, war er ein Kandidat für die Doppel-Zehn. Und Torben Müsel wurde von Hütter mit den Worten zur KAS Eupen verabschiedet, dass er ihn an den „jungen Lars Stindl“ erinnere. Der 22-Jährige wurde beim 1:1 in Kortrijk kurz vor Schluss eingewechselt.
Obwohl Mamadou Doucouré am Ende des nächsten Kapitels seiner langen Leidensgeschichte erstmals wieder im Kader stand, fehlten Borussia gegen Union fünf Spieler. Rechnet man Doucouré heraus, waren es diese Saison im Schnitt vier pro Partie. Neben Koné und Thuram fielen auch Kramer, Beyer, Stefan Lainer, Jonas Hofmann und Ramy Bensebaini allesamt über Wochen aus. Stindl hatte bislang nur einmal wegen einer Gelbsperre gefehlt. Nun verpasst er in zwei und in drei Wochen gegen Arminia Bielefeld und den FC Augsburg die ersten richtigen Abstiegsduelle seiner Borussia-Zeit.