Borussia Mönchengladbach Kruse: "Auf mich kann man sich verlassen"
Mönchengladbach · Noch hat Max Kruse kein Pflichtspiel in dieser Saison absolviert. Jetzt ist er wieder fit. Borussias Stürmer spricht im Interview mit unserer Redaktion über sein Comeback heute im Testspiel gegen Bochum, seine Konkurrenten und das neue Angriffskonzept.
Max Kruse zurück im Training
Sie hatten gehofft, vergangenen Sonntag bei Ihrem Ex-Verein SC Freiburg erstmals nach Ihrer Harnleiter-Operation wieder in Borussias Kader zu sein. Das hat nicht geklappt. Waren Sie enttäuscht?
Kruse Die Rückkehr nach Freiburg war sicherlich eher zweitrangig. Es ging erst mal darum, dass ich mich fit gefühlt habe und der Meinung war, dass ich der Mannschaft vielleicht hätte helfen können. Klar war die Enttäuschung groß. Ich habe die OP vorgezogen, damit ich eine Alternative für Freiburg sein konnte, doch der Trainer hat anders entschieden. Das muss man dann so akzeptieren. Jetzt geht es weiter mit dem Testspiel gegen Bochum und dann dem wichtigen Ligaspiel gegen Schalke.
Gegen den Zweitligisten VfL Bochum werden Sie heute um 15 Uhr im kleinen Stadion im Borussia-Park Ihr Comeback feiern.

Das ist Max Kruse
Kruse Bei dem Spiel werden sicherlich die Spieler zum Einsatz kommen, die bisher nicht so viel gespielt haben, um Spielpraxis zu sammeln. Ich hoffe, dass ich auch spielen darf.
Sie sind wieder 100 Prozent fit. Wie wichtig ist das Spiel gegen Bochum, um wieder rein zu kommen?
Kruse Ich war ja jetzt nicht vier Wochen weg und habe die komplette Vorbereitung verpasst. Ich habe sieben Wochen Vorbereitung mitgemacht, danach hatte ich einen guten Fitnesszustand, bevor ich die zweieinhalb Wochen ausgesetzt habe. Darum denke ich, dass ich alles wieder aufgeholt habe und auch wieder 90 Minuten gehen kann.
Während Sie aussetzen mussten, haben sich Ihre Konkurrenten positioniert. Branimir Hrgota hat einige Tore gemacht, zuletzt hat auch Thorgan Hazard getroffen. Vergangene Saison waren Sie im Gladbacher Sturmzentrum die absolute Nummer eins. Denken Sie, dass sich das geändert hat?

Der Kader von Borussia Mönchengladbach 2020/21
Kruse Das ist nicht meine Baustelle, das muss der Trainer beurteilen. Ich glaube aber, dass ich im letzten Jahr gezeigt habe, dass man sich auf mich verlassen kann, dass ich immer 100 Prozent da bin und immer versuche, das Beste für das Team zu geben. Das werde ich auch weiterhin versuchen. Aber es ist immer gut, Spieler zu haben, die da sind, wenn sie gebraucht werden. Wir haben viele Spiele in diesem Jahr. Da muss man immer auch mal versuchen zu variieren und verschiedene Systeme ausprobieren mit verschiedenen Spielern. Wir haben bald wieder eine englische Woche vor uns, deswegen ist es gut, dass gerade Branimir seine Chance genutzt hat.
Müssen Sie um Ihren Stammplatz kämpfen?
Kruse Ich habe ja schon gesagt, dass es vielleicht gar nicht so viele Stammplätze bei uns gibt. Branimir hatte in der vergangenen Saison nicht die Chance, sich richtig zu zeigen, das hat er jetzt gemacht. Aber natürlich will ich auch spielen. Ich bin topfit, habe ganz gut in den Testspielen gespielt - von daher werden wir sehen, was dann in zwei Wochen passiert. Natürlich muss ich im Training und jetzt im Testspiel zeigen, dass ich da bin. Aber ich denke, dass ich meine Qualitäten gezeigt habe und der Trainer weiß, was er an mir hat.
Sie, Hrogta und Hazard sind sehr unterschiedliche Spielertypen. Beschreiben Sie die Unterschiede.

Freiburg - Gladbach: Einzelkritik
Kruse Branimir und Thorgan sind gute Stürmer, die Qualitäten haben. Branimir ist gerade im Abschluss sehr gut, Thorgan ist neu dabei, kommt aber immer besser rein. Er versteht die Spielphilosophie in Deutschland und passt sich an. Von daher glaube ich, dass wir an ihm noch unsere Freude haben werden. Freistöße kann er auch schießen, das haben wir gesehen. Ich habe im vergangenen Jahr mit Raffael sehr gut zusammengespielt, haben uns prima verstanden, haben zusammen 27 Tore gemacht.
Raffael tut sich derzeit etwas schwer.
Kruse Bei ihm läuft es sicherlich noch nicht so, aber das wird bald kommen.
Liegt das auch daran, dass sie nicht dabei sind?
Kruse Das weiß ich nicht. Ich glaube, als guter Spieler kommt man mit jedem Angriffspartner klar. Natürlich klappt es besser, wenn man eine ganze Saison zusammengespielt hat. Aber wir haben jetzt vier gute Stürmer vorn, die wir sicher alle brauchen können wegen der Dreifachbelastung.
In der vergangenen Saison gab es noch Juan Arango. Jetzt ist Borussias Spiel über die Flügel anders geworden. Was ändert sich da für die Zentralstürmer?
Kruse Man hat in den ersten Spielen ja schon gesehen, dass wir versuchen, mehr zu flanken. Daran müssen wir sicher noch arbeiten, weil wir die Wege vom letzten Jahr fast gar nicht kannten. Wir haben sicherlich auch nicht die klassischen Kopfballspieler. Wir als Stürmer müssen mehr in den Strafraum reinzugehen. Und die Außen, gerade André Hahn und Ibo Traoré müssen noch mehr verstehen, dass wir nicht so auf das klassische Flankenspiel ausgelegt sind und entsprechend die Bälle spielen. Das kommt aber in den nächsten Wochen.
Kann man das Kopfballspiel lernen?
Kruse Das Timing kann man lernen. Man kann immer Dinge verbessern. Ich habe vergangene Saison ja auch ein Tor mit dem Kopf gemacht. Aber ich war nie der große Kopfballspieler. Ich bin schon eher so, dass ich mich im Rückraum anbiete, wenn wir über die Außen kommen. Aber ich werde auch da versuchen müssen, öfter mal in den gefährlichen Raum im Fünfer zu kommen.
Da sie bei Borussia gefehlt haben, waren Sie auch beim Nationalteam nicht dabei. Wie ärgerlich ist das?
Kruse Ich will erst mal bei Borussia spielen und meine Leistung bringen. Wenn ich das tue, hoffe ich, dass ich irgendwann auch wieder in der Nationalmannschaft Fuß fassen kann und wieder eingeladen werde. Ich war am Mittwoch im Stadion und wenn dann 40.000 Leute die drei Spieler verabschieden, kriegt man schon Gänsehaut. Da will man auch wieder dabei sein. Ich werde weiter Gas geben und hoffen, dass die Leistung dann auch honoriert wird.
Borussia ist weiter dabei sich zu entwickeln. Was ist in dieser Saison möglich?
Kruse Es ist spannend, zu sehen, was wir in diesem Jahr aufbauen können. Wir haben an Qualität dazu gewonnen. Ob es noch weiter nach oben geht als letztes Jahr, weiß ich nicht. Aber wir haben die Qualität dafür. Letztes Jahr waren wir nach der Hinrunde Dritter, aber eine gute Halbserie reicht nicht, man muss über eine ganze Saison auf Topniveau spielen. Wir haben jetzt eine Dreifachbelastung, die wir erst mal wegstecken müssen, um in allen Wettbewerben gut dazustehen. Das wird nicht so einfach. Aber dafür spielt man ja Fußball.
KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT MAX KRUSE.