Borussia Mönchengladbach Kritik von Rainer Bonhof sorgt für Ärger

Mönchengladbach · Der Vizepräsident fordert mehr Mut und Einsatzbereitschaft von den Spielern. Der Trainer will sich nicht vom Sportlichen ablenken lassen.

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Max Eberl versuchte es auf diplomatische Art und Weise. "Es steht einem Präsidiumsmitglied zu, seine Meinung zu haben. Auch wenn ihn etwas ärgert", sagte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach. Es geht konkret um die Meinung von Rainer Bonhof. Der "Vize" hatte nach dem 0:2 beim SC Freiburg auf der offiziellen Internetseite des Vereins seinen Unmut über die Spielweise des Bundesligisten kundgetan. Zu wenig Risikobereitschaft würden die Spieler zeigen, zu wenig Mut und Einsatzwillen. "Die Mannschaft gibt in Interviews ja das Ziel aus, sich wieder für den Europokal zu qualifizieren. Wenn man diese Ambitionen hat, muss man einfach mehr investieren", kritisierte der Weltmeister von 1974. Borussia hätte "wieder eine große Chance vergeben".

"Es interessiert mich nicht"

Die sportliche Führung war ob der Aussagen des Vizepräsidenten offenbar ein wenig verschnupft. "Ich habe es nicht gelesen", sagte Trainer Lucien Favre zunächst, nach einer kurzen Aufklärung erklärte er dann jedoch: "Es interessiert mich nicht, was er sagt." Und Eberl betonte, man dürfe "dem nicht zu viel Bedeutung beimessen, was Rainer Bonhof sagt. Wir dürfen nicht anfangen, jede Aussage auf die Goldwaage zu legen".

Doch Bonhofs Äußerungen sind durchaus nachvollziehbar und berechtigt. Und sie unterscheiden sich im Kern nicht von dem, was ein Teil der Spieler nach der verlorenen Partie im Breisgau von sich gab. Bonhof ärgerte sich zum Beispiel über die wenigen Tormöglichkeiten, die herausgespielt werden. "Natürlich wäre es besser, mehr Chancen zu haben", räumte Trainer Favre ein. "Aber auch Freiburg hatte bis zum 1:0 keine Torchance."

"Von Spiel zu Spiel zu denken"

Auch das Abwehrverhalten kritisierte Bonhof. "Wir haben vorne eine dicke Chance ausgelassen und dann hinten die Tür aufgemacht", so der 61-Jährige. "Da muss man cleverer verteidigen." Der Trainer hatte indes eine andere Erklärung für die Niederlage in Freiburg parat. "Wir dürfen nicht von dem Weg abrücken, von Spiel zu Spiel zu denken", betonte er. "Das wäre fatal. In Freiburg hatten die Spieler ständig im Kopf, sie müssen punkten, punkten. Dabei haben sie vergessen, Fußball zu spielen."

Rainer Bonhof nun erwartet im Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Fürth eine Reaktion der Spieler: "Ich weiß, dass die Mannschaft mehr kann und auch will, und das muss sie jetzt in den letzten sieben Spielen zeigen." Und mit diesen Argumenten versuchte Eberl, die Kritik des Vorgesetzten ein wenig zu relativieren. "Es darf keine Unzufriedenheit über das bisher Erreichte geben", sagte der 39-Jährige. "Rainer ist ein Kämpfer, er sieht, was noch möglich ist. Die Spieler sind ebenfalls selbstkritisch, das ist das Beste, was passieren kann. Eine Duftmarke zu setzen, schadet nie."

Das hat Rainer Bonhof ganz offensichtlich getan.

(RP/sgo)
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