Borussia Mönchengladbach Kramer: "Wir machen uns nicht verrückt"

Mönchengladbach · Manchmal sind die Ereignisse im Fußball schwer zu erklären. So fiel es den Borussen nach dem 0:1 gegen Bayer Leverkusen schwer, eindeutig die Gründe für Borussias missglückten Start in die Rückrunde zu erklären.

 Borussias Christoph Kramer im Duell mit Bayers Stefan Kießling.

Borussias Christoph Kramer im Duell mit Bayers Stefan Kießling.

Foto: dpa, fg fpt

"Es gibt Phasen wie in der Hinrunde, in denen man jedes Spiel gewinnt, auch wenn es nicht unbedingt verdient war. Dann gibt es Phasen, in denen man verliert und sich fragt, was man genau falsch gemacht hat und warum das Glück nicht auf unserer Seite war", sagte Tony Jantschke.

"In der Hinrunde hätten wir so ein Spiel vielleicht gewonnen", sagte Christoph Kramer, Borussias Mittelfeldrenner. Für Kramer war es "eigentlich ein klassisches 0:0". So aber gab es die dritte Niederlage in Folge zum Start in die Rückrunde — eine historische Serie ist das, denn derart schlecht ist nie eine Gladbacher Mannschaft in den zweiten Saisonteil gestartet. "Warum es jetzt nicht so klappt, ist schwer zu erklären", sagte Verteidiger Tony Jantschke.

Ein Fehlstart ist es ganz sicher, doch gegen das Wort "Krise" wehren sich die Borussen. "Das sagt man schnell", befand Kramer und rechnete: "In der Hinrunde hatten wir zu diesem Zeitpunkt drei Punkte mehr, das ist ein Spiel", sagte er. Dass es an der Einstellung Einzelner liegen könnte, wollte Kramer nicht gelten lassen. "Ich hatte gegen Leverkusen bei keinem das Gefühl, dass er nicht alles gegeben hat", sagte Kramer.

Auch Torhüter Marc-André ter Stegen, der beim herrlichen Drehschuss von Heung-Min Son machtlos war, mochte trotz der Mangelserie, die inklusive der beiden Unentschieden zum Ende der Hinrunde nun fünf sieglose Spiele umfasst, nicht von einer Krise sprechen. "Das wäre nicht gerechtfertigt", befand ter Stegen. Die statistische Randerscheinung, dass er selbst am Ende der Saison seine Zeit im Borussen-Tor beenden wird ohne Heimsiege gegen Leverkusen, nahm er ungerührt zur Kenntnis: "Mein persönliches Schicksal ist unwichtig", sagte er.

Stranzl: "Erster Fehler wurde bestraft"

Viel mehr beschäftigte ihn die Tatsache, dass "wir einen taktischen Fehler machen und gleich das entscheidende Tor kassieren". Ter Stegen stürmte danach auf seine Vorderleute zu, die Leverkusens Son arg ungestört zielen und schießen ließen in dieser Szene — auch Havard Nordtveit, der als Rechtsverteidiger für den gesperrten Julian Korb eingesprungen war. "Unser erster Fehler wurde gleich bestraft", klagte auch Martin Stranzl, der Abwehrchef.

Dass auf der anderen Seite in Halbzeit eins ein toller Direktschuss von Patrick Herrmann nicht im Tor landete, weil Bernd Leno stark hielt, und Max Kruses Schuss entscheidend abgefälscht wurde und so vom Weg ins Ziel abgebracht wurde, unterstreicht das Gladbacher Dilemma: Hinten werden derzeit entscheidende Fehler gemacht, vorn die Chancen, die es durchaus gibt, nicht mehr konsequent genutzt. "Natürlich fehlt nach zwei Niederlagen auch ein bisschen das Selbstvertrauen — und manchmal will man zu viel und spielt dann kompliziert, wenn es auch einfach geht", sagte Stranzl.

Wenn man es denn schon nicht Krise nennen will, so klingt die Situation der Borussen nach einer Art Teufelskreis. Denn je länger der Misserfolg dauert, desto mehr wird es Kopfsache, herauszukommen. "Wir dürfen nicht zu viel darüber nachdenken", riet Sportdirektor Max Eberl.

"Natürlich. Wir haben eine gute Vorbereitung gespielt und haben uns für die Rückrunde gut aufgestellt gefühlt. Daher sind wir natürlich enttäuscht, dass wir bisher noch nichts Zählbares geholt haben — was die Punkte angeht. Aber man muss das auch richtig einschätzen", sagte Havard Nordtveit. Damit meinte er weniger das durchaus komplizierte Auftaktprogramm, sondern die Art und Weise, wie die Gegner gegen Gladbach spielen — als Dritten der Hinrunde. "Es ist auch die Art und Weise, wie wir nun wahrgenommen werden. Das erfordert eine Umstellung in unserem Spiel", sagte Nordtveit, der mit der eigenen Leistung bei seinem Startelf-Comeback nach vier Monaten recht zufrieden war.

Eberl: "Fehler abstellen"

Dass die Borussen nun bei den angeknockten Bremern ihre Negativserie beenden, wäre nötig — ist aber keineswegs garantiert. "Wir müssen hart arbeiten und unsere Fehler abstellen", sagte Max Eberl. "Ich bleibe optimistisch. Wir sind ein gutes Team, das dürfen wir jetzt auch nicht wegreden. Es gibt Phasen, in denen es nicht läuft. Jetzt müssen wir eine Reaktion zeigen, die nächste Chance ist in Bremen", sagte Tony Jantschke.

Auch Havard Nordtveit befürchtet nicht, dass die Borussen nach der Niederlagen-Serie am Boden sind. "Ich denke, dass wir vor allem nichts überbewerten sollten — aber natürlich auch nicht unterbewerten. Wir wollten punkten und haben das zuletzt nicht getan. Das wollen wir bald ändern und das werden wir. Denn wir sind als Team gefestigt. Wir wissen uns selbst als Team gut einzuschätzen und deswegen verfällt auch aktuell niemand in Panik", sagte Nordtveit.

Hart arbeiten, die Ruhe auf dem Platz und daneben bewahren, sich auf die eigenen Stärken besinnen, konzentriert bleiben und wieder effektiv sein — so könnte Borussias Weg aus der "schwierigen Situation" (Jantschke) aussehen. "Wir haben uns in der Videoanalyse unsere Fehler angeschaut. Daran werden wir arbeiten und versuchen, die gegen Bremen nicht mehr zu machen", sagte Havard Nordtveit. "Es geht um Kleinigkeiten, wir machen uns nicht verrückt. Wir haben uns nicht großartig feiern lassen, als wir sechs Spiele in Serie gewonnen haben — genauso verstecken wir uns jetzt nicht nach drei Niederlagen", versicherte Kramer.

(RP)
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