Borussia Mönchengladbach Kamps: Vier Elfmeter und eine Ewigkeit

Mönchengladbach · Heute feiert der frühere Torhüter und jetzige Torwart-Trainer seinen 50. Geburtstag. Er ist seit 11.669 Tagen Borusse. Im Pokal-Halbfinale von 1992 schrieb er Geschichte, weil er die Schüsse von Jorginho, Herrlich, Lupescu und Kree abwehrte.

 7. April 1992: Der größte Tag des Uwe Kamps. Der Torwart hält im Pokalhalbfinale gegen Bayer Leverkusen vier Elfmeter, hier den von Jorginho.

7. April 1992: Der größte Tag des Uwe Kamps. Der Torwart hält im Pokalhalbfinale gegen Bayer Leverkusen vier Elfmeter, hier den von Jorginho.

Foto: Horstmüller

Uwe Kamps lacht. Nein, sagt Borussias Torwarttrainer, er hat Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree nicht eingeladen, um mit ihm heute seinen 50. Geburtstag zu feiern. Dabei hätte er Anlass genug gehabt, die vier Herren auf die Gästeliste zu setzen. Denn sie haben dazu beigetragen, dass er Geschichte geschrieben hat. Jorginho, Herrlich, Lupescu und Kree, damals allesamt angestellt bei Bayer Leverkusen, schossen am 7. April 1992 in eben dieser Reihenfolge die vier Elfmeter, die Kamps einen nach dem anderen abwehrte und damit Borussia ins Pokalfinale hielt. Wegen seines runden Geburtstags wird Kamps in diesen Tagen immer wieder auf diese Geschichte angesprochen. Er fühlt sich und seine Karriere dadurch aber nicht reduziert auf diese Großtat. "Das ist schon okay, es ist eben, wie es ist. Und es ist doch schön, wenn man Geschichte geschrieben hat", sagt Kamps. "Es war halt außergewöhnlich und alles hat gepasst."

Natürlich gibt es auch andere Spiele, die für ihn von Bedeutung waren. So das 3:0 gegen Italien 1988 im "kleinen" Finale des olympischen Turniers. Er war also dabei beim bisher einzigen Sieg eines deutschen Teams gegen die "Azzurri" bei einem bedeutenden Turnier, dafür gab es die Bronzemedaille. Auch das Treffen mit dem 1. FC Kaiserslautern, wie das Leverkusen-Spiel ein Pokalhalbfinale, das Gladbach 1:0 nach Verlängerung gewann, "war speziell", gesteht Kamps. "Da habe ich auch ein paar gute Schüsse abgewehrt", sagt er. 1992, nach der Elfmeter-Show, folgte seine "bitterste Niederlage": das verlorene Endspiel gegen Hannover. 1995 gab es nach dem Halbfinal-Erfolg seinen größten Triumph: Borussia holte in Berlin den Pokal, den nach wie vor letzten Titel des Klubs.

22. Mai 2004: Uwe Kamps macht sein letztes Bundesligaspiel.

22. Mai 2004: Uwe Kamps macht sein letztes Bundesligaspiel.

Foto: Wiechmann

Borusse seit 32 Jahren

"Elfmeter" ist das eine Wort, das den Menschen einfällt, wenn sie von Uwe Kamps sprechen. "Ewigkeit" ist das zweite. Seit 32 Jahren ist er Borusse, weit mehr als die Hälfte seines Lebens. Am 1. Juli 1982 begann seine Zeit in Gladbach, damals kam er von BV 04 Düsseldorf. Sein Debüt gab er am 12. März 1983, als er beim 3:0 gegen Arminia Bielefeld für Uli Sude ins Spiel kam. Sude, sagt Kamps, sei damals sein "Ziehvater" gewesen. Am 22. Mai 2004 mache er sein letztes Spiel.

22. März 2005: Uwe Kamps mit Heiko Herrlich, Peter Wynhoff, Martin Dahlin, Stefan Effenberg und Jörg Neun bei seinem Abschiedsspiel.

22. März 2005: Uwe Kamps mit Heiko Herrlich, Peter Wynhoff, Martin Dahlin, Stefan Effenberg und Jörg Neun bei seinem Abschiedsspiel.

Foto: Wiechmann

Michael Lessenich hat sich für ein Buch über Borussias Torhüter, das im Herbst erscheint, ausführlich mit Kamps' Biografie als Borusse beschäftigt. "Alleine die Tatsache, dass Uwe 32 seiner 50 Lebensjahre bei Borussia verbracht hat, zeigt doch schon seinen Stellenwert für diesen Verein. Die Recherche für das Kapitel "Uwe Kamps" in dutzenden Aktenordnern voller Pressespiegeln hat mich mehrere Wochen Arbeit gekostet. Aber sie hat sich gelohnt und wieder einmal gezeigt, dass er ohne Zweifel einer der größten Personen der Vereinsgeschichte ist", sagt Lessenich.

Die Zahlen belegen seine Worte. 518 Pflichtspiele hat Kamps in der Bundesliga, der Zweiten Liga, dem DFB-Pokal und dem Uefa-Cup für Gladbach gemacht, nur Berti Vogts (525 Pflichtspiele) hat öfter das Borussen-Trikot getragen. Und er war einer, der stets Mut bewies - bei der Auswahl seiner Torwarttrikots und bei seinen Frisuren. In dem Buch "Die Elf vom Niederrhein" sind Kamps deswegen zwei haarige Bilderseiten gewidmet.

Kamps' Heimat war stets der Bökelberg, sein persönliches Finale war auch das des alten Stadions. So spielte er nur einmal im Borussia-Park: Bei seinem Abschiedsspiel am 22. März 2005. Während der 11 669 Tage, die Kamps nun im Klub ist, hat sich der Job des Torwarts sehr verändert. Früher war er nur dazu da, Tore zu verhindern, heute ist er der erste Angreifer. Kamps hat die Entwicklung dahin hautnah miterlebt.

Eines indes hat sich nicht verändert. "Ein Feldspieler kennt das Gefühl nicht, dass keiner mehr hinter ihm steht, da ist nur noch das Tor. Der Torwart ist der allerletzte Mann", sagt Kamps. Seit dem Ende seiner Karriere schult er seine Nachfolger im Gladbacher Gehäuse. Kamps ist Torwart für immer. Eine Ewigkeit und vier Elfmeter - Uwe Kamps, ab heute 50, ist stolz darauf.

(RP)
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