Borussia Mönchengladbach Der längste Gladbacher der Geschichte

Rottach-Egern · Verteidiger Jannik Vestergaard soll im Team eine Führungsrolle einnehmen. Den Überblick hat er allein schon aus physischen Gründen.

Jannik Vestergaard: Däne mit niederrheinischen Wurzeln
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Das ist Jannik Vestergaard

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Foto: Dirk Päffgen

Jannik Vestergaard ragt aus dem Team von Borussia Mönchengladbach heraus. Sein Kollege Ibrahima Traoré, der Kleinste im Kader, ist 27 Zentimeter kürzer als der neue Abwehrmann. 199 Zentimeter misst dieser. Damit hat der Däne, der Werder Bremen für elf Millionen abgekauft wurde, schon bei seiner Vertragsunterschrift einen Vereinsrekord aufgestellt: Er ist der längste Borusse, den es je gab. Bislang führte der ehemalige Torwart Wolfgang Kneib mit 196 Zentimetern Körperlänge die Rangliste an. Vestergaard ist aber nicht nur der längste Gladbacher, er überragt auch alle anderen Bundesligaspieler.

Dass der neue Verteidiger ihm ein wenig das Licht nimmt, wenn er vor ihm steht, befürchtet Torwart Yann Sommer, 16 Zentimeter kleiner als Vestergaard, nicht. Gleichwohl gesteht er: "Ich hatte noch nie einen so großen Innenverteidiger vor mir. Aber er ist nicht nur groß, sondern auch gut mit dem Fuß. Außerdem ist er ruhig am Ball, spielt sehr abgeklärt und redet viel, er ist ein Chef."

Sommer ist nach seinem verlängerten EM-Urlaub gerade zwei Tage da, schon sieht er beim neuen Kollegen das Potenzial zum Abwehrchef. Der Torwart weiß zudem, dass Vestergaard nicht nur hintenrum sehr helfen wird, gerade bei hohen Bällen, sondern auch "offensiv eine Riesenkraft bei Ecken" sein kann. Er selbst hat das in der vergangenen Saison zweimal hautnah erlebt, als ihm der da noch bei Werder tätige 23-Jährige nach Standards zwei Tore einschenkte.

Vestergaard, dessen Mutter aus Krefeld stammt, wird damit tatsächlich eine neue Qualität einbringen in Borussias Offensive. Denn bei Standards waren die torhungrigen Gladbacher trotz der 67 Treffer in der Vorsaison arg harmlos. Auch in einer weiteren Disziplin wird er gebraucht: beim Fernschuss. Denn die bislang zuständigen Herren, Granit Xhaka und Havard Nordtveit, sind weg. Beide waren auch Experten für die langen Bälle von hinten raus - da dürfte nun Vestergaard ebenfalls der richtige Ansprechpartner sein. "Er hat einen guten Huf", fasst Ersatztorwart Tobias Sippel in der guten alten Fußballsprache zusammen. Verstergaard grinst. "Das muss ich dann wohl öfter mal einsetzen."

Trainer André Schubert ist sehr angetan von seinem neuen Defensivexperten, der sehr viel Mensch ist mit seinen fast 100 Kilogramm Körpergewicht. "Er ist kopfballstark, gut im Zweikampf, ein guter Passspieler und technisch sehr gut", erkärt Schubert. Derzeit probiert er aus, wen er wo in seiner defensiven Dreierkette aufstellt: links, Mitte, rechts. Verstergaard kann alle drei Positionen spielen, weil er den Ball mit beiden Füßen spielt. Theoretisch kann Schubert eine aus Verstergaards Sicht eingespielte Kette formieren. Mit Andreas Christensen spielt er auch im dänischen Nationalteam zusammen. Und Tobias Strobl, ebenfalls ein Neu-Borusse, kennt er noch aus der gemeinsamen Zeit bei 1899 Hoffenheim. "Bei den beiden muss ich mich an nichts gewöhnen, das ist in den ersten Wochen natürlich ein Vorteil", sagt Vestergaard.

Wer Vestergaard in den Testspielen und im Training beobachtet, sieht, dass er die Chefrolle, die ihm auch von Sportdirektor Max Eberl zugedacht ist, ausfüllen kann. Er dirigiert seine Mitspieler von hinten. Man darf wohl sagen: Er hat dafür den nötigen Überblick. Das ist ihm wichtig, das gehört zu seinem Spiel. "Ich versuche auch zu organisieren und den Jungs damit zu helfen", sagt er. So, wie es sich für einen Abwehrchef gehört. Alles in allem ist er eine imposante Erscheinung. Dass er nicht nur körperlich ein Riese für Gladbach ist, will er erst mal nachweisen. "Ich will meine Leistung bringen, dann sehen wir weiter", betont er. Typisch bescheidener Däne, auch wenn er niederrheinische Gene in sich hat.

(RP)
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