Max Eberl "Ich war und bin überzeugt von Josips Qualität"

Mönchengladbach · Gladbachs Sportdirektor erklärt, warum der Schweizer Drmic an den HSV ausgeliehen wurde und wie Borussia davon profitieren kann.

Josip Drmic beim Hamburger SV vorgestellt
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Drmic offiziell beim HSV vorgestellt

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Foto: dpa, dan fdt

Herr Eberl, Josip Drmic wird kurzfristig an den Hamburger SV ausgeliehen. Es gab zwar einige Gerüchte um einen möglichen Wechsel des Schweizers, doch letztlich kam es überraschend, dass er Borussia kurz vor dem Ende der Transferperiode noch verlässt.

Eberl Man muss die Situation in ihrer Gesamtheit betrachten. Es geht bei Entscheidungen immer um das Wohl des Vereins. Doch in diesem Fall haben wir auch den Spieler im Blick gehabt. Josip hat bei uns nicht die Spielanteile bekommen, die er sich vorgestellt hat. Und er will im Sommer zur Europameisterschaft. Darum ist er auf uns zugekommen, und wir haben zusammen beschlossen, diesen Weg zu gehen, als die Anfrage vom Hamburger SV kam. Es ist für beide Seiten eine Chance: Josip kommt zum Spielen - diese Perspektive konnten wir ihm, Stand jetzt, nicht geben. Und wir bekommen im Sommer einen Spieler zurück, der ein halbes Jahr gespielt hat.

Ist Drmic' Frust gestiegen, weil er in den ersten beiden Rückrundenspielen gegen Dortmund und in Mainz nur für ein paar Minuten eingewechselt wurde?

Eerl Nein, mit den beiden Spielen hat das nichts zu tun. Generell hat sich Josip die gesamte Zeit sehr professionell verhalten. Wir haben einfach im Zentrum mit Raffael und Lars Stindl ein Duo, das aktuell sehr gut funktioniert. Und Josip ist ein Mann für das Zentrum. Natürlich kann es sein, dass die Situation schon morgen eine andere ist, weil sich einer der beiden verletzt. Aber wir mussten jetzt eine Entscheidung treffen und haben uns so entschieden. Josip hat natürlich Qualitäten, die wir dann so nicht mehr im Kader haben, aber ich bin überzeugt: Wir sind in der Offensive gut und breit aufgestellt.

Trotz des Fehlens von André Hahn und Patrick Herrmann?

Eberl Das relativiert sich ja. André Hahn soll in dieser Woche wieder ins Training einsteigen. Auch bei Patrick Herrmann ist absehbar, dass es nicht mehr so lange dauert. Zudem haben wir Jonas Hofmann dazu geholt. Insgesamt haben wir dann neun Spieler für die Offensive. Wir spielen ja leider nur noch in einem Wettbewerb und haben dafür reichlich Optionen.

Ist das Mittelstürmer-Experiment erneut gescheitert?

Eberl Natürlich, das Thema Luuk de Jong kommt jetzt wieder auf den Tisch. Aber soll ich Ihnen etwas sagen: Ich würde beide Transfers wieder so machen, denn ich war und bin 100 Prozent überzeugt von den Qualitäten, die Luuk und Josip haben. Und da wir Josip ohne Kaufoptionen verliehen haben, werden wir im Sommer einen Spieler mit einem ganz anderen Selbstvertrauen zurückbekommen. Und dazu einen, der dann hoffentlich Erfahrung bei der EM gesammelt hat.

Sie gehen also davon aus, dass Drmic zurückkommt.

Eberl Ja, natürlich. Wir hoffen, dass er viel spielt und viele Tore macht. Und dass er dann gestärkt zu uns zurückkommt. So ein Leigeschäft kann auch perspektivisch gesehen werden. Wir hatten den Fall bei Christoph Kramer. Er hat einen großen Entwicklungsschritt gemacht bei uns und war dann wieder weg. So soll es bei Josip auch sein.

Wenn Borussia am nächsten Spieltag zum HSV reist, soll es aber möglichst keine Drmic-Tore geben?

Eberl In dem Spiel muss das natürlich nicht sein. Es liegt in unserer Hand, das zu verhindern.

Es gibt also keine Klausel, die den Einsatz gegen den Ex-Klub ausschließt?

eberl Grundsätzlich rede ich nicht über Vertragsinhalte. Eine solche Klausel gibt es aber nicht - und ich halte auch nichts davon. Der HSV holt Josip, damit er helfen kann. Warum sollte er das gegen uns nicht versuchen dürfen?

Warum funktioniert es nicht mit Borussia und den Neunern?

Eberl Zunächst mal ist Josip ein anderer Typ als Luuk. Er kann auch über den Flügel kommen, das hat er gezeigt. Ich bin mir auch sicher, dass eine echte Neun bei uns funktionieren kann. Im Moment klappt es eben mit Spieletypen, die die Rolle anders interpretieren. Aber das muss nicht immer so bleiben. Bei Josip kommt, wie auch bei Luuk, dazu, dass er viel Geld gekostet hat. Aber bitte: Das ist doch kein Aufstellungskriterium. Außerdem sind die Ansprüche an uns gewachsen, alle erwarten, dass wir auch in der nächsten Saison international spielen. Dazu brauchen wir gute Spieler. Und da kann auch einer, der teuer war, auf der Bank sitzen. Das ist bei den Bayern, in Dortmund, Leverkusen und Wolfsburg auch so. Wir haben nicht mehr nur elf oder zwölf Topspieler, sondern mittlerweile 16 oder 17.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT MAX EBERL

(RP)
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