Ibrahima Traoré "Jeder Tweet von mir ist 100 Prozent Ibo"

Mönchengladbach · Borussias Flügelspieler Ibrahima Traoré hat in dieser Saison viel Verletzungspech. Erst war es der Oberschenkel, nun ist er nach einem Sehnenriss in der linken Leiste in der Reha. Doch der 28-Jährige nimmt auf seine Art an den Spielen der Kollegen teil.

 Ibrahima Traoré ist auf Twitter sehr aktiv.

Ibrahima Traoré ist auf Twitter sehr aktiv.

Foto: Dirk Päffgen

Das Verletzungspech verfolgt Ibrahima Traoré in dieser Saison. Erst verpasste er fünf Spiele wegen einer Oberschenkelzerrung. Dann feierte er ein starkes Comeback gegen Köln und machte auch in der Champions League gegen ManCity 40 Minuten lang ein gutes Spiel, zog sich dann aber einen Sehnenriss m Leistenbereich zu und fehlt seitdem. Der 28-Jährige ist trotzdem präsent während der Spiele - unter anderem mit emotionalen und witzigen Einlassungen bei Twitter.

Herr Traoré, Sie sind verletzt, nehmen aber trotzdem aktiv an den Spielen Borussias teil - via Twitter. Ist das Ihre Art, das Team zu unterstützen?

Ibrahima Traoré Ein bisschen. Vor allem beim Spiel in Florenz habe ich was geschrieben. Es war schon verrückt, das Spiel. Und ich habe beobachtet, was die Leute bei Twitter gepostet haben. Alle zwei Minuten haben sie ihre Meinung geändert, Wahnsinn. Erst hieß es: Borussia ist so schlecht, was macht sie eigentlich in Europa, am Ende waren wir dann die beste Mannschaft von allem. Ich fand es lustig. Als es dann vorbei war, habe ich natürlich den Jungs und Lars Stindl gratuliert auf dem Weg.

Sie sind kein Dauer-Twitterer, aber ab und an gibt es etwas von Ihnen zu lesen. Gehört so etwas heute für Fußballprofis dazu?

Traoré Das ist sehr unterschiedlich. Manche Spieler lassen ihre Accounts durch ihr Management pflegen, das wäre aber eher nichts für mich. Es soll authentisch sein, was da von mir zu lesen ist, darum mache ich alles selbst. Ich mache aber nur Twitter, kein Instagram, kein Snapchat oder so etwas. So kann ich ein bisschen was von mir mitteilen, auch mal was Persönliches, was Lustiges - aber jeder Tweet von mir ist 100 Prozent Ibo.

Sie haben mehr als 16.500 Follower, das ist eine recht große Fangemeinde.

Traoré Ach, mir ist es nicht so wichtig, wie viele Leute mir da folgen, und ich mache das auch nicht, um Follower zu sammeln. Ich möchte einfach mitteilen, was ich denke - wie am Donnerstag.

Sie haben es damit sogar ins Fernsehen geschafft. Sky zeigte eine Fotomontage mit Ihren Tweets zum Spiel in Florenz und schrieb dazu "Währenddessen im Hause Traoré"...

Traoré Das habe ich gesehen. Ich fand's lustig, dass das so große Wellen geschlagen hat.

Fällt es Ihnen leichter, die Spiele daheim vor dem Fernseher zu schauen, oder sind Sie lieber auf der Tribüne im Stadion?

Traoré Ehrlich gesagt ist beides sehr unangenehm. Aber im Stadion fällt es doch ein bisschen leichter, weil man näher dran ist und wenigstens die Stimmung mitbekommt. Und nach dem Spiel kann ich direkt in die Kabine zum Team gehen. Vor dem Fernseher ist man doch weit weg.

Wenn Sie die Spiele schauen: Sind Sie dann eher Fan oder schauen Sie ganz professionell und analytisch?

Traoré Beides, würde ich sagen. Aber ich rege mich auch auf und schreie auch mal herum, das muss ich zugeben. Darum schaue ich zu Hause Spiele auch nur mit Leuten, die ich kenne. Die wissen, wie ich bin. Und ich habe keine Lust darauf, dass die Leute irgendeinen Quatsch erzählen während des Spiels.

Am Samstag kommt Schalke nach Gladbach zum Bundesligaspiel (Anstoß: 18.30 Uhr). Danach ist Schalke der Gegner in der Europa League. Als das Los kam, habe Sie getwittert: "Bundesliga oder Europa League?" Gefällt Ihnen das Los nicht?

Traoré Spiele gegen Schalke in der Bundesliga sind immer toll, es ist viel los und es gibt viele Tore. Aber ich fand es ein bisschen enttäuschend, dass wir von den 15 möglichen Gegnern ausgerechnet den deutschen bekommen. Da fehlt ein bisschen der Reiz, zumal wir jetzt ständig gegen dieselben Gegner spielen: Gerade in Hamburg, bald schon wieder, drum herum dreimal Schalke - das ist schon seltsam.

Werden Sie von den Spielen des Schalke-HSV-Zyklus noch eines mitmachen können?

Traoré Ich glaube leider nicht, dass ich ein Spiel schaffen werde. Ich bin auf einem sehr guten Weg in der Reha mit Andy Bluhm, aber es wäre noch zu früh, jetzt anzufangen. Dann schon eher nach der Länderspielpause, das werden wir sehen. Aber Genaues kann ich noch nicht sagen.

Es kann ja noch ein interessantes Saisonende werden, mindestens das Pokalhalbfinale Ende April steht ja schon fest - vielleicht sind Sie da dann ja dabei. Im letzten Pokalspiel gegen Frankfurt haben Sie noch getroffen beim 2:1-Sieg 2014, damals in Runde zwei.

Traoré Wir werden sehen, ich will nichts überstürzen. Das Gute ist, dass ich nicht unter Druck bin, weil die Mannschaft es gut macht. Es wäre natürlich klasse, wenn ich in einem solchen Spiel dabei sein könnte. Branne Hrgota hatte ja vor der Auslosung getwittert, dass er gern gegen uns spielen würde - allerdings in Frankfurt. Nun darf er mal wieder nach Gladbach kommen. Ich denke mal, das wird ihm nicht so gefallen, dass das Spiel bei uns ist. Ich hoffe, dass wir bis dahin unsere Form der letzten Wochen halten können.

War das in der Hinrunde anders, haben Sie da vielleicht etwas zu früh angefangen nach der ersten Verletzung?

Traoré Man lernt auch in solchen Sachen dazu. Ich hatte damals ein gutes Spiel gegen Köln gemacht und mich auch gegen ManCity gut gefühlt. Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine Verletzung bekomme. Im Rückblick kann man sagen: Vielleicht hätte ich gegen Köln nicht anfangen sollen oder gegen Manchester. Aber das weiß man erst im Nachhinein. Es ist für mich jedenfalls leichter, wenn wir Erfolg haben, dann kann ich geduldiger sein mit dem Comeback. Wenn es nicht so gut läuft, will man unbedingt helfen.

Sie sind ja trotz der Verletzung nah dran an der Mannschaft. Erklären Sie mal, warum es nun so gut läuft - vor allem alles, was vorher nicht so gut ging.

Traoré Es ist doch immer so: Wenn ein neuer Trainer kommt, gibt es einen neuen Schub. Das war bei André Schubert auch so, da haben wir zehn Spiele in Folge nicht verloren. Es ist also normal. Aber unser Trainer hat viel Erfahrung und eine klare Idee. Und jeder Spieler kann sich neu zeigen, siehe Jonas Hofmann, der vorher keine Rolle gespielt hat.

Was twittern Sie am Samstag nach dem Spiel gegen Schalke?

Traoré (grinst) Eins von drei.

(RP)
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