Borussia Mönchengladbach Ibisevic besiegelt Borussias Niederlage

Sinsheim · Borussia Mönchengladbach hat die dritte Saisonniederlage kassiert. Bei 1899 Hoffenheim setzte es eine 0:1-Pleite. Damit sind die Gladbacher jetzt seit drei Spielen sieglos.

Hoffenheim - Gladbach: Einzelkritik
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Borussias Fans fanden das gar nicht gut. Hoffenheims Stadionsprecher Mike Diehl kündigte als Gegner von 1899 "Werder Bremen" an. Kurios: Diehl bekennender Borussen-Fan. Seine Entschuldigung folgte sogleich, doch blieben Diehl die Pfiffe seiner rund 3000 Gesinnungsgenossen in der ausverkauften Sinsheimer Arena nicht erspart.

Diehls Fauxpas war nicht das einzige Ärgernis für die mitgereisten Gladbacher. Denn die Borussen verloren 0:1 durch ein Tor von Vedad Ibisevic in der 56. Minute und sind nun seit drei Spielen sieglos. Das Team von Lucien Favre tat deutlich zu wenig, um die schnell kombinierenden Hoffenheimer aufzuhalten, die Niederlage war verdient und hätte deutlich höher ausfallen können.

Trainer Lucien Favre musste umbauen. Kapitän Filip Daems war kurzfristig wegen einer Grippe nicht mitgereist in den Kraichgau. Für ihn kam Oscar Wendt zu seinem zweiten Liga-Einsatz für Gladbach. Im defensiven Mittelfeld setzte Favre wieder auf Havard Nordtveit, der beim 2:2 gegen Leverkusen nach vier Spielen wieder in die Startformation zurückgekehrt war. Marco Reus war wieder zweite Spitze, Patrick Herrmann ersetzte den Nationalspieler auf dem rechten Flügel.

Borussias Fans waren mit einer hübschen Auszeichnung im Gepäck nach Sinsheim gereist. Die Choreografie zum 110. Geburtstag ihres Klubs, die 20.000 Norkurven-Fans, mobilisiert vom "Block 1900", am ersten Spieltag der vergangenen Spielzeit vor der Auftaktpartie gegen Nürnberg dargeboten hatten, landete bei der Wahl zur besten Fan-Darbietung der Saison 2010/2011 auf dem zweiten Platz. Sechs Minuten dauerte damals die Aufführung, deren Vorbereitung hunderte Arbeitsstunden in Anspruch genommen hatte: "So ist es schon seit Opas Zeit — Schwarz und Weiß bis in die Ewigkeit" war das Motto.

Reus und Arango verpassen frühe Führung

Ihre Zuneigung zu Borussia zeigten die Gladbach-Freunde auch am Samstag nachhaltig. "Wir sind immer mit dabei, unsere Liebe ist der VfL", sangen die Borussen, die sich zudem nicht immer jugendfreie Gesangsduelle mit dem Hoffenheimer Anhang lieferten. Der Sängerwettstreit der Fans war dann auch das Aufregendst in der Anfangsphase des Spiels. Beide Teams suchten zwar den Weg nach vorn, dies aber umständlich und ohne nennenswerte Effektivität. Zweimal immerhin flogen Bälle in Richtung des 1899-Tores, doch Marco Reus (2.) und Juan Arango (4.) verfehlten das Ziel jeweils deutlich.

Hoffenheim visierte nach 17 Minuten erstmals das Tor von Marc-André ter Stegen an, Roberto Firminos Schuss klatschte jedoch hinter dem Netz an die Bande. Für 1899 war es ein Weckruf. Borussia hatte zunächst weiter vorn verteidigt, nun standen die Gladbacher viel zu tief. Somit hatten die Hausherren den entscheidenden Platz, das eigene Spiel zu entwickeln.

Ryan Babel, Vedad Ibisevic, Firmino und die anderen nahmen das dankend an, 1899 hatte plötzlich Chancen im Minutentakt. Nach 18 Minuten enteilte Babel Tony Jantschke, ter Stegen indes war hellwach: mit dem Fuß vereitelte er die bis dahin beste Chance des Spiels gekonnt. Vedad Ibisevic durfte 60 Sekunden später wieder sein Glück ungestört versuchen, schoss aber vorbei, nochmal eine Minute später schnappte sich ter Stegen den Kopfball-Versuch des Bosniers sicher.

Borussias Offensivarbeit blieb Stückwerk, Reus, Hanke, Arango und Herrmann kamen kaum ins Spiel, der Anschluss zwischen Mittelfeld und Angriff passte nicht. Vedad Ibisevic, der in der Vergangenheit schon öfter ein Schreckgespenst für Gladbach gewesen war, durfte dagegen sein Privatduell mit Marc-André ter Stegen fortsetzen. In der 34. Minute wurde ihm der nächste Versuch gegönnt, doch wieder war der Torwart Sieger.

Borussia musste über gewonnene Zweikämpfe zurück ins Spiel finden und Hoffenheims Spielfluss aufhalten. Was das angeht, verdiente sich Martin Stranzl ein paar Pluspunkte, der das eine oder andere Mal mit resoluten Grätschen Hoffenheims Ballstafetten unterband. So und mit dem nötigen Glück kam Borussia unbeschadet über die ersten 45 Minuten.

Gladbach nach der Pause besser

In der Pause durfte sich immerhin Borussias Fan-Beauftragter Thomas Jaspers über Fangrüsse freuen. Für ihn dröhnte "The Edge of Glory" aus den Lautsprechern. Lucien Favre hatte seinen Spielern in der Pause offenbar viel zu erzählen, die in weiß gekleideten Gäste kamen deutlich später aus der Kabine zurück als die blauen Hoffenheimer. Die Folge: Borussia stieg sehr aktiv in den zweiten Durchgang ein. Oscar Wendt kam auf links erstmals durch, Patrick Herrmann verlängerte sein Flanke, doch Hoffenheims Torhüter Daniel Haas war zur Stelle. Nach 46 Minuten war das seine erste echte Bewährungsprobe.

Danach jedoch kam Hoffenheim wieder, meist angetrieben vom starken Niederländer Babel. Sein Freistoß in der 50. Minute blieb allerdings in der Mauer hängen. Knapp vorbei zielte drei Minuen später Gylfi Sigurdsson von der linken Strafraumecke. Dann flankte Edson Braafheid ungehindert von rechts, Fabian Johnson verstolperte, doch dann lag der Ball bereit für Ibisevic: Aus fünf Metern traf er zum 1:0 ins Netz. Die Führung der Hoffenheimer war verdient. Für ter Stegen war dieser Moment nicht nur wegen des Gegentores schmerzhaft. Bei seinem Rettungsversuch prallte er mit Ibisevic zusammen und musste behandelt werden. Ersatztorwart Christofer Heimeroth lief sich warm, doch ter Stegen hielt durch.

Borussia mühte sich danach, die Niederlage noch abzuwenden, dies jedoch recht unbeholfen. Joshua King, die Leihgabe aus Manchester, kam 15 Minuten vor dem Ende noch ins Spiel, der Stürmer sollte seine Kollegen aus der Lethargie reißen, Thorben Marx sollte in der Schlussphase für mehr Struktur sorgen. Der Japaner Yuki Otsu sollte bei seinem Bundesliga-Debüt ebenfalls die Wende bringen (ab 82.). Zu spät. Hoffenheim kam nicht mehr wirklich in Bedrängnis. Borussias dritte Saisonniederlage — zuvor hatte es schon "auf" Schalke und in Freiburg ein 0:1 gegeben — war besiegelt. Nach nur einem Punkte aus den letzten drei Partien ist der Höhenflug erstmal beendet.

"Wir haben es heute leider nicht geschafft, nach vorne Akzente zu setzen", sagta Torhüter Marc-André ter Stegen. "Hoffenheim hat uns gut unter Druck gesetzt, aber das Gegentor darf so nicht fallen. Wir müssen jetzt sehen, dass wir uns den beiden Spielen in Heidenheim und gegen Hannover neues Selbstvertrauen holen."

"Wir hätten heute ruhiger bleiben müssen", meinte Verteidiger Martin Stranzl. "Das war ein Rückschlag für uns. Wenn wir wieder ruhiger spielen, dann kommen auch wieder die Ergebnisse."

Statistik

Hoffenheim: Haas - Beck, Vorsah, Compper, Braafheid - Williams - Firmino (77. Obasi), Johnson (68. Musona), Sigurdsson, Babel - Ibisevic (88. Vestergaard). - Trainer: Stanislawski

Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dante, Wendt - Nordtveit (75. Marx), Neustädter - Herrmann (75. King), Arango - Reus, Hanke (84. Otsu). - Trainer: Favre

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Tor: 1:0 Ibisevic (56.)

Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)

Beste Spieler: Vorsah, Ibisevic - ter Stegen, Jantschke

Gelbe Karten: Beck (3) - Stranzl (2), Jantschke (3), Dante (3)

Torschüsse: 17:9

Ecken: 8:2

Ballbesitz: 47:53 Prozent

Fouls: 17:15

(seeg)
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