Borussia Mönchengladbach Hoffenheim wird "ein hartes Stück Arbeit"
Setzt man voraus, dass der FC Bayern München in der Bundesliga eine Sonderrolle einnimmt und daher der erste Platz im Klassement für den Rest der Liga unerreichbar ist, steht am Sonntag im Borussia-Park ein echtes Spitzenspiel an. Gladbach, derzeit Zweiter der Liga, wird vom Vierten 1899 Hoffenheim herausgefordert.
"Das wahre Topspiel" nennt Borussia die Partie gegen das Fußball-Projekt aus dem Kraichgau im Fohlen-Echo zum Spiel mit Blick auf das Treffen des FC Bayern mit den derzeit kriselnden Dortmundern. Tatsächlich treffen zwei Teams aufeinander, die sich im Höhenflug befinden. Beide haben 17 Punkte beisammen, Gladbach steht nur wegen der besseren Torbilanz vor Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg, der sich noch dazwischen geschoben hat.
Beide Mannschaften sind unbesiegt, haben je viermal gewonnen und fünfmal unentschieden gespielt. Und beide haben ihre Pokal-Aufgaben gegen Teams aus Frankfurt am Mittwoch souverän erledigt. Borussia siegte 2:1 bei der Eintracht, Hoffenheim schoss den Zweitligisten FSV beim 5:1 regelrecht ab. "Hoffenheim hat eine sehr gefährliche, sehr, sehr gute Mannschaft und spielt eine starke Saison", warnt Borussias Trainer Lucien Favre.
"Wir wissen ja, wie die Spiele gegen Hoffenheim bisher gelaufen sind", verweist Abwehrchef Martin Stranzl auf die wenig erbauliche Bilanz der Borussen gegen den Klub des Milliardärs Dietmar Hopp. Nur zwei Siege gab es bislang in den 15 Spielen gegen Hoffenheim, aber schon acht Niederlagen, seit sich die Klubs in der Zweitliga-Saison 2007/2008 erstmals trafen. Beide Erfolge feierte Borussia im heimischen Stadion, auswärts gab es noch keinen Sieg gegen 1899. In der vergangenen Saison gab es im Borussia-Park ein 2:2, wie so oft verspielte Borussia eine Führung gegen Hoffenheim.

Hoffenheim-Vorbereitung mit Fußballtennis
Der dritte Erfolg gegen Hoffenheim hätte indes aus verschiedenen Gründen viel Charme. Zum einen, weil die Borussen ihre Position als Anführer der "normalen" Bundesliga unterstreichen würden. Zudem wäre es das passende Geburtstagsgeschenk für Trainer Lucien Favre, der am Tage seines 151. Pflichtspiels als Gladbach-Trainer seinen 57. Geburtstag feiert.
Das allerdings ist dem Schweizer ebenso wenig wichtig wie die Gelegenheit, einen historischen Rekord einzustellen: 17 Spiele ohne Niederlage zum Saisonstart (dafür würde schon ein Unentschieden reichen) gab es nur einmal in der langen Vereinsgeschichte. Das war in der Saison 1970/71, an deren Ende Borussia zum zweiten Mal Meister wurde.
"Ich muss zugeben: Das ist ein großer Anreiz. Diese alte Bestmarke in Angriff nehmen zu können, ist eine Herausforderung", sagte Gladbachs Weltmeister Christoph Kramer. Hoffenheim, dessen Vereinsgeschichte weit weniger imposant ist als die der Borussen, hat schon einen Rekord aufgestellt. Neun Spiele in Serie waren die Kraichgauer in der Bundesliga noch nie unbesiegt.

Frankfurt - Borussia: Einzelkritik
Kramer wird im defensiven Mittelfeld wohl wieder an der Seite von Havard Nordtveit spielen, denn weiterhin fehlt natürlich Granit Xhaka (Bänder- und Kapselriss im rechten Sprunggelenk). Ansonsten hat Favre den gesamten Kader beisammen — und wird wie üblich rotieren. Möglich, dass er auf den Außenbahnen wieder etwas verändert, obwohl Ibrahima Traoré und Thorgan Hazard, die beide in Frankfurt trafen, im Pokal einen richtig guten Job machten.
Zudem dürfte Raffael, der in Frankfurt durch Branimir Hrgota ersetzt wurde, wieder spielen. Damit kommt es zum Treffen der brasilianischen Ballkünstler: Raffael und Roberto Firmino, der inzwischen eine Berufung in die brasilianische "Selecao" erhalten hat. Firmino erzielte im Pokal ein großartiges Fallrückzieher-Tor, nun dürfte Raffael heiß darauf sein, das Treffen mit seinem Landsmann für sich zu entscheiden.
Interessant ist auch der Vergleich der Torhüter. Yann Sommer ist ebenso neu wie Oliver Baumann, den Hoffenheim im Sommer aus Freiburg holte. Auch in Gladbach war Baumann ein Spekulationsobjekt, als die Nachfolge von Marc-André ter Stegen diskutiert wurde. Sommer indes hat längst gezeigt, dass er ein richtig guter Torwart ist, auch in Frankfurt spielte er sich und stark. Allerdings endete dort nach 418 Minuten seine Zeit ohne Gegentor.
In der Liga hat Sommer nur vier Tore bekommen, Baumann musste siebenmal hinter sich greifen, damit bekam er nach Bayern Manuel Neuer und Sommer die drittwenigsten Gegentore. In der vergangenen Saison hatte Hoffenheim nach neun Spielen bereits 22 Gegentore kassiert. Dass es in dieser Partie auch auf beide Torleute ankommen wird, ist angesichts der jeweils sehr gut besetzten Angriffsreihen zu vermuten.
"Mit Sicherheit wird sich Hoffenheim nicht nur auf das Verteidigen beschränken. 1899 hat seine Stärken eindeutig in der Offensive, auch wenn sie hinten besser stehen als in der vergangenen Saison. Es wird auf jeden Fall ein hartes Stück Arbeit für uns", sagte Martin Stranzl.