Borussia Mönchengladbach Herausforderung der gehobenen Art

Mönchengladbach · Raffael und Fabian Johnson werden Sonntag gegen Berlin wohl fehlen. Trainer André Schubert muss also vorn umbauen. Alternativen hat er.

23 Tore für Borussia, die am Sonntag gegen Hertha wohl fehlen werden: Raffael und Fabian Johnson werden eher nicht rechtzeitig fit für das Topspiel gegen den Tabellendritten.

23 Tore für Borussia, die am Sonntag gegen Hertha wohl fehlen werden: Raffael und Fabian Johnson werden eher nicht rechtzeitig fit für das Topspiel gegen den Tabellendritten.

Foto: Imago

Die Statistik kann Mut machen. Man muss das Zahlenwerk nur positiv interpretieren. Zum Beispiel so: Immer, wenn Raffael in dieser Saison nicht gespielt hat, hat Borussia gewonnen. Zu Null sogar. Allein: Die Fallzahl der Untersuchung ist winzig und taugt daher nicht wirklich, um irgendeine These zu belegen. Denn nur einmal war Raffael gar nicht dabei: im Pokalspiel auf Schalke (2:0). In den anderen 35 Pflichtspielen war der Brasilianer, der seit Montag 31 Jahre alt ist, immer auf dem Platz. Ein zweites Mal fehlte er in der Startformation, das war in Leverkusen, doch da kam er nach der Halbzeit noch ins Team, konnte das 0:5 aber nicht mehr verhindern.

Am Sonntag jedoch wird er fehlen. Zwar teilte Borussia gestern mit, dass es "sehr eng" werde für den Zampano (und im Fußball gibt es bekanntlich immer wieder Wunder), doch steht noch im gleichen Satz, dass er wegen seines im letzten Ligaspiel beim FC Schalke 04 erlittenen Muskelfaserrisses "in Kürze wieder ins Lauftraining einsteigen wird". Teil eins der Information nährt Hoffnung, Teil zwei wegen der terminlichen Offenheit nicht. Raffael wird also gegen Hertha fehlen. Und vielleicht auch noch länger, da ein Muskelfaserriss hartnäckig sein kann. Das ist blöd für Borussia, aber auch für ihn persönlich, denn Hertha ist sein Ex-Verein, für den er viereinhalb Jahre spielte, und zwar so gern, dass er sogar mit der "Alten Dame" in die Zweite Liga ging. Nun kommt Berlin als Champions-League-Anwärter und Raffael würde den Träumen der Hauptstädter gern höchstpersönlich einen Dämpfer versetzen. Nur: Er kann eben nicht.

Für seinen Trainer André Schubert ist das eine Geschichte zwischen bestenfalls einer herausfordernden Denksportaufgabe und einem mittelschweren bis schweren GAU. Denn Raffael gehört zu den Borussen, die besser nicht ausfallen sollten. Er ist die Seele des Gladbacher Spiels. Da zudem wohl auch der Strukturspieler Fabian Johnson eher nicht spielen wird, wären das dann zwei recht beachtliche Ausfälle für dieses wichtige Spiel, das den Endspurt der Saison einleitet. Nebenbei geht Borussia mit minus 23 Toren ins Spiel, denn so viele Pflichtspieltreffer haben Raffael und Johnson zusammen produziert.

Immerhin ist Lars Stindl (sieben Tore) noch da, der in der internen Torschützenliste zwischen dem Brasilianer und dem Amerikaner firmiert. Gerade er kann, in Abwesenheit der beiden anderen Erfahrenen nachweisen, dass er ein Anführer ist. Dass Stindl Schlussphasen einer Saison drauf hat, hat er bei seinem früheren Klub Hannover vorgeführt, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Da war er der große Vorarbeiter im Abstiegskampf. Dass er nicht allein sein, sondern in der Offensive Nebenleute haben wird gegen Hertha, das steht indes fest.

Thorgan Hazard wird sicher einer davon sein. Und der Belgier ist ja auch der, der sozusagen als Raffaels Kronprinz eingeloggt ist. Hazard sagt von sich, er sei vor allem ein "Zehner", ein Spielmachertyp also, und wann könnte er seine strategischen Fähigkeiten besser unter Beweis stellen, als in einem Spiel, in dem es diesbezüglich Vakanz gibt, weil Raffael fehlt?

Doch es braucht ja noch einen dritten Mann für das offensive Zentrum, zumindest dann, wenn André Schubert seine Neu-Kreation, das Neuneinhalb-Trio, beibehält. Jonas Hofmann kann ebenso wie Patrick Herrmann hängende Spitze sein, auch der wuselige Ibo Traoré. André Hahn und Branimir Hrgota sind eher der Typ klassischer Mittelstürmer. Allesamt, bis auf Hrgota, kommen auch als Johnson-Ersatz auf dem Flügel infrage (oder auch als Pedant auf der anderen Seite, wenn 4-4-2 gespielt wird), wobei, so Schubert auf das 3-4-3 mit vorgezogenen Außen setzt, auch Julian Korb den Part übernehmen könnte.

Alternativen sind also einige da. Aber Raffael und Johnson sind nicht nur Bausteine, sondern Stützpfeiler Borussias. Sie zu ersetzen, das heißt schon was. Für die, die den Auftrag erhalten, wird es eine Herausforderung der gehobenen Art. Das kann hemmen. Sollte es aber nicht. Es sollte ein Ansporn sein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort