Borussia Mönchengladbach Gute Borussia - schlechte Borussia

Dortmund · In Mönchengladbach herrscht nach dem 0:0 gegen den FC Bayern Hochstimmung. Das Pokalspiel in Frankfurt und die Meisterschaftspartie gegen Hoffenheim werden Bewährungsproben.

Neuer rettet gegen Hahn
7 Bilder

Neuer rettet gegen Hahn

7 Bilder

Das Lob kommt von höchster Stelle. "Ich glaube nicht, dass sie noch viele Plätze verlieren werden. Das ist eine sehr, sehr gute Mannschaft", sagt Philipp Lahm, der Kapitän des FC Bayern München über Borussia Mönchengladbach.

Die Fußball-Fans am Niederrhein hören solche Lobreden gern. Ja, ihr Klub, der viele Jahre vor sich hin dümpelte auf der Suche nach einer Identität, sogar zweimal abstieg, der ist nun wieder wer. Das 0:0 gegen die Bayern hat nicht nur den Branchenführer beeindruckt, sondern ganz Fußball-Deutschland, das gerätselt hatte, wie man den Bayern beikommen kann. Nun sah es eine Gladbacher Mannschaft, die es vormachte: mit harter und intelligenter Abwehrarbeit, viel Laufbereitschaft und dem Mut, im richtigen Moment nach vorn Akzente zu setzen. Es war eine reife taktische Darbietung der Borussen. "Was die Bundesliga von Gladbach lernen kann", überschrieb das Internet-Portal bundesliga.de seine Tiefenanalyse des Spiels gegen die Bayern.

Gestern postete Borussia bei Facebook die aktuelle Tabelle, die Gladbach als Nummer zwei in Deutschland ausweist. "Ein schöner Anblick", stand darunter. Die Fans genießen den Moment. In den sozialen Netzwerken diskutieren sie sich die Köpfe heiß, was denn nun möglich sei in dieser Saison und schwelgen im Erfolg. Kaum eine Fußballsendung oder Fachzeitschrift kommt derzeit ohne ein großes Gladbach-Thema aus. Borussia ist sexy geworden, viele Klubs nennen das, was im Borussia-Park passiert, vorbildlich.

Dass es ein gewachsener Erfolg ist, nährt in Gladbach die Hoffnung, dass er nachhaltig ist. Sportdirektor Max Eberl hat viele Ideen, die er jetzt umsetzt, während seiner Zeit als Jugenddirektor entworfen. In Lucien Favre hat er im Februar 2011 den Trainer geholt, der das Team stetig entwickelt. Es gibt eine klare und gute Struktur, im Klub, im Kader und auf dem Spielfeld. Das macht in der Summe den Erfolg aus.

BVB-Profis schleichen frustriert vom Platz
8 Bilder

BVB-Profis schleichen frustriert vom Platz

8 Bilder

Fünf der neun Bundesligaspiele endeten ohne Gegentor, insgesamt gab es nur vier Gegentreffer, das ist Vereinsrekord. 15 Pflichtspiele sind vergangen ohne Niederlage. Die Serie wird in den nächsten Tagen auf die Probe gestellt, zunächst morgen im Pokal bei Eintracht Frankfurt, dann im Liga-Heimspiel am Sonntag gegen den Dritten Hoffenheim. "Ausgerechnet in Frankfurt die erste Niederlage zu kassieren, wäre sehr unglücklich, weil es ein Alles-oder-Nichts-Spiel ist. Wir wollen im Pokal weit kommen", sagt Außenstürmer André Hahn. Verlieren ist also weiterhin verboten in Gladbach. Weltmeister Christoph Kramer ist zuversichtlich. "Wir wollen die Phase mitnehmen. An das Nicht-Verlieren kann man sich gut gewöhnen", sagt er. Hochstimmung und ein gesundes Selbstvertrauen - das ist Borussia Mönchengladbach im Oktober 2014.

Dortmund in der Krise

Vielleicht ist es ganz gut für Dortmunds Fußballer, dass das Tamtam vor dem am kommenden Wochenende anstehenden Spiel beim FC Bayern etwas später als üblich einsetzt. An die Partie in München - vor gar nicht allzu langer Zeit wäre das ein Spitzenspiel des europäischen Fußballs gewesen - braucht beim BVB noch keiner ernsthaft zu denken. Die Aufgabe heute im DFB-Pokal beim FC St. Pauli ist schließlich schwer genug für eine Mannschaft, die in der Liga viermal hintereinander verloren hat - auch wenn die Hamburger in der Zweiten Liga ganz weit hinten stehen. Die Gefahr, sich vor einem Millionenpublikum im TV zu blamieren und den letzten Rest an Selbstvertrauen einzubüßen, besteht für den BVB zweifelsohne.

Trainer Jürgen Klopp dribbelt etwas ungelenk um das Wort Niederlage herum. Er spricht lieber von der Angst vor dem "Nicht-Gewinnen", die er in seinem Team nach der desaströsen Serie der vergangenen Wochen diagnostiziert hat. "Nicht-Gewinnen" heißt im DFB-Pokal allerdings "Verlieren". Es geht um Psychologie. So wie immer, wenn die Leistungen Hochbegabter dramatisch unter deren Niveau liegen.

Dortmund - Hannover
30 Bilder

Dortmund - Hannover

30 Bilder

Der an Naivität kaum zu unterbietende Kniff, zuletzt gegen Hannover 96 in den Trikots der bislang erfolgreichen Champions-League-Kampagne anzutreten, ist ja gescheitert. Nun versucht sich Klopp wieder mit Worten: "Unsere Aufgabe ist es nun, ein positives Selbstbild zu bewahren." Aha. Und: "Es geht bei uns um Arbeit und den Kampf um Leichtigkeit." Um Leichtigkeit kämpfen? Kaum ein Kampf ist schwerer zu gewinnen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort