Borussia Mönchengladbach Grüne: Jupp Heynckes soll Ehrenbürger werden

Mönchengladbach · Der Fußballtrainer habe der Stadt in aller Welt viel Ehre gemacht, argumentieren die Grünen. Heynckes stünde dann in einer Reihe mit Franz Meyers und Hans Jonas. Andere halten das für zu hoch gegriffen.

 Jupp Heynckes als Gladbach-Spieler, Gladbach-Trainer und ganz aktuell als erfolgreicher Coach des FC Bayern.

Jupp Heynckes als Gladbach-Spieler, Gladbach-Trainer und ganz aktuell als erfolgreicher Coach des FC Bayern.

Foto: Imago, Dieter Wiechmann, DPA

Der Holter Jung Jupp Heynckes hätte reichlich Grund für Tränen gehabt in den vergangenen Monaten. Zum Beispiel aus Zorn darüber, dass der FC Bayern ihn durch die Bekanntgabe seines Nachfolgers Pep Guardiola zum Auslaufmodell erklärte. Vor allem aber aus Freude, dass er dennoch im dritten Frühling seiner Karriere drei Titel holte, was vor ihm noch kein deutscher Fußballtrainer geschafft hatte. Doch tatsächlich kamen ihm die Tränen öffentlich weder bei der Verabschiedung in München durch seinen letzten Club noch in London nach dem Sieg im Champions-League-Finale. Sie kullerten genau eine Woche vorher, am 18. Mai, um 18.09 Uhr in Mönchengladbach. Dass ihn, den Trainer der in Gladbach seit Jahrzehnten verhassten Bayern, der ganze Borussia-Park feierte, das rührte Heynckes. Und er sagte auch mit gebrochener Stimme, warum: "Das hier ist meine Heimat."

 Jupp Heynckes als Gladbach-Spieler, Gladbach-Trainer und ganz aktuell als erfolgreicher Coach des FC Bayern.

Jupp Heynckes als Gladbach-Spieler, Gladbach-Trainer und ganz aktuell als erfolgreicher Coach des FC Bayern.

Foto: Imago, Dieter Wiechmann, DPA

Es war auch diese Szene, die die Mönchengladbacher Grünen zur Überzeugung brachte, dass Jupp Heynckes von einer Heimatstadt geehrt werden sollte. "Er ist zusammen mit Franz Beckenbauer der erfolgreichste deutsche Fußballer und Trainer aller Zeiten. Und er ist bei allem Erfolg immer einer von uns geblieben", sagt Sasserath. Darum haben die Grünen vergangene Woche bei den anderen Parteien vorgefühlt, ob sie auch finden, dass Jupp Heynckes Ehrenbürger der Stadt Mönchengladbach werden soll. Fußball habe in der Stadt eine überragende Bedeutung. "Ganz Gladbach identifiziert sich mit der Borussia. Und ganz Gladbach ist stolz auf Jupp Heynckes", sagt Sasserath.

Dem widerspricht niemand. Erst recht nicht Oberbürgermeister Norbert Bude. Er kennt den Antrag erst seit Montag und sagt in einer ersten Stellungnahme: "Die Messlatte für eine Ehrenbürgerschaft liegt verdammt hoch" — und verweist auf die Liste der bislang Geehrten. Die ist nicht nur überraschend kurz. Gerade mal neun Ehrenbürger in über 150 Jahren haben die Städte Mönchengladbach, Rheydt, Gladbach-Rheydt, Odenkirchen und Rheindahlen ernannt (plus Joseph Goebbels, dem der Titel 1945 entzogen wurde). Nach dem Krieg waren es mit Oberbürgermeister Peter Nonnenmühlen, NRW-Ministerpräsident Franz Meyers und dem Philosophen Hans Jonas gerade mal drei. Und das bedeutet: Die Stadt hat keine einzigen lebenden Ehrenbürger mehr. Soll man Heynckes diese Würde wirklich antragen? Damit tun sich CDU und SPD, die Montagabend in ihren Fraktionen berieten, schwer. Erich Oberem sagt für die FWG: "Dafür, dass jemand in seinem Beruf Erfolg hat, sollte er nicht von der Stadt geehrt werden."

Ob Heynckes Ehrenbürger werden will, weiß niemand. Die Grünen haben nicht versucht ihn zu fragen. Die RP erreichte den Trainer im vorläufigen Ruhestand gestern nicht. Meldungen, nach denen auch seine aktuelle Heimatstadt Schwalmtal ihm die Ehrenbürgerwürde antragen will, sind jedenfalls falsch. Damit befasse man sich nicht, sagte Schwalmtals stellvertretender Bürgermeister Kurt van de Flierdt der RP. Gladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude sagt, Ehrungen müssten "fein und klug vorbereitet werden". Das gelte nicht nur für die Ehrenbürgerwürde. Auch der Ehrenring ist eine äußerst selten von der Stadt verliehene Auszeichnung. Der einzig lebende Träger ist der weltbekannte Künstler Heinz Mack.

(RP/ac/top/anch)
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