Torwart ter Stegen Gladbachs neuer Rückhalt ist erst 18

Mönchengladbach (RP). Marc-André ter Stegen hatte beim 5:1 gegen den 1. FC Köln einen starken Einstand in der Bundesliga. Der gebürtige Mönchengladbacher wird auch heute das Tor des Tabellenletzten beim FSV Mainz 05 hüten. Sein Team muss nach dem Derby-Sieg unbedingt nachlegen.

 Gladbachs Keeper Marc-André ter Stegen wurde 2009 mit der deutschen U17 Europameister.

Gladbachs Keeper Marc-André ter Stegen wurde 2009 mit der deutschen U17 Europameister.

Foto: dapd

Der verbale Ritterschlag hatte zwei Buchstaben. "Ja", sagte Lucien Favre, Mönchengladbachs Trainer. Einfach "ja". Punkt. Favre war gefragt worden, ob der junge Torwart, Marc-André ter Stegen, auch beim Auswärtsspiel in Mainz (20.30 Uhr/Live-Ticker) im Tor stehen werde. Favre hat keinen Zweifel an dem 18 Jahre alten Burschen, ter Stegen ist neue Nummer eins im Borussen-Tor.

"Er ist solide. Er ist ruhig", sagte Favre. "Und er ist einfach gut." Favre hatte das längst im Training gesehen. Da ist ter Stegen "immer voll bei der Sache". Das sagt Torwart-Trainer Uwe Kamps. Der war selbst 20 Jahre lang Gladbachs erster Ballfänger, auch Kamps machte sein erstes Bundesligaspiel mit 18. Ter Stegens erster Einsatz auf höchster Ebene war das Derby gegen Köln. Ein Spiel, das starke Nerven nötig machte. Gladbach musste gewinnen.

So ist es auch heute in Mainz. Es wird ter Stegens zweiter Bundesligaeinsatz sein. "Das macht für mich keinen Unterschied. Ich bereite mich auf jedes Spiel gleich vor", sagte ter Stegen, als er gestern vom Trainingsplatz zur Kabine stapfte. Das Team hatte ausgiebiges Torschusstraining gemacht, den Jüngling ordentlich unter Beschuss genommen. Er hat gut gehalten. Wie beim gegen Köln, beim 5:1-Sieg.

Ter Stegen hat nicht nur in einer Eins-gegen-Eins-Situation alles richtig gemacht gegen Lukas Podolski. Er machte das Spiel auch ruhig, als die Kölner ihre beste Phase hatten, ließ sich Zeit bei Abschlägen, verteilte die Bälle gewissenhaft von hinten raus, sprach viel. "Marc macht das für sein Alter schon gut", sagte Martin Stranzl, der erfahrene Verteidiger.

Nach dem Triumph gegen Köln machte ter Stegen die Humba vor der Nordkurve, die Fans wollten es so. Danach musste er schweigen. Dabei wollten alle alles von diesem Blondschopf wissen, der so souverän wirkte auf dem Rasen, so unaufgeregt in einer Situation, in der es um die sportliche Existenz des Klubs ging.

Ter Stegen, 189 Zentimeter lang, eignet sich ausgezeichnet als Projektionsfläche für Gladbachs letzte Hoffnung auf den Klassenerhalt. Er wurde in Mönchengladbach geboren, hat eine Wohnung im Haus seiner Mutter in Rheydt, ist seit 1996 Borusse, "gefühlte 100 Jahre", wie er sagt. Ter Stegen, der noch in der A-Jugend spielen dürfte, wurde 2009 U17-Europameister, aktuell ist er die Nummer eins des U19-Teams. Nicht wenige sagen, er könne einer werden wie Oliver Kahn. Der frühere Titan ist ter Stegens Vorbild. Als Knirps durfte er mal an der Hand seines Helden einlaufen.

"Ein braver Junge" sei ter Stegen, sagt seine Mutter Renate Kaus. Und dass er ihre Apfelpfannkuchen mag. Sein Opa Erich Bremer ist sein Förderer und konstruktiver Kritiker. Ein ganzes Auto habe er "aufgefahren", als er in Sachen Fußball mit Marc-André unterwegs war. Roland Virkus, der das Potenzial des Hochgelobten in der D-Jugend schon ahnte, sagt: "Vor allem ist Marc klar strukturiert."

Darum war es vielleicht gar nicht nötig, dass er nach seinem Debüt in der Bundesliga keine Interviews geben durfte. Ter Stegen ist keiner, der sofort abhebt. Er weiß, was er kann, er weiß aber auch, dass er nicht mehr gemacht hat als ein Bundesligaspiel. Und er weiß, wie schnell Lob in Tadel umschlagen kann. Siehe Thomas Kraft beim FC Bayern. Ter Stegens Gegenüber im Derby, Michael Rensing, galt in München auch mal als eines der größten Torwarttalente im Lande. Er konnte dem Anspruch gerecht zu werden. "Marc muss sich jetzt beweisen", sagt Uwe Kamps.

Gegen Köln hat er das getan. Am Tag nach dem Derby wurde ter Stegens Redeverbot aufgehoben. "Wir müssen jetzt auch in Mainz auf einen Dreier spielen. Wir können mit breiter Brust ins Spiel gehen", sagte er. Wie ein alter Profi.

(RP)
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