Komplett unterschiedliche Karrieren Doucouré und Upamecano - Frankreichs Top-Duo aus der Jugend

Mönchengladbach · Mamadou Doucouré galt als eines der größten Abwehrtalente Europas - genau wie Dayot Upamecano. Während sein Kumpel aus dem 1998er Jahrgang im WM-Finale steht, geht es für Doucouré um seine Zukunft bei Borussia Mönchengladbach.

Mamadou Doucouré und Dayot Upamecano (beide links oben) vor einem Spiel bei der U17-Weltmeisterschaft 2015.

Mamadou Doucouré und Dayot Upamecano (beide links oben) vor einem Spiel bei der U17-Weltmeisterschaft 2015.

Foto: imago/Photosport/imago sportfotodienst

Ein Samstagabend im Februar 2018, Borussia Mönchengladbach hat gerade durch ein spätes Tor 0:1 gegen RB Leipzig verloren, und in der Interviewzone des Stadions kommt es zum Wiedersehen zweier langjähriger Freunde. Mamadou Doucouré umarmt Dayot Upamecano, beide plaudern ein wenig auf Französisch. Doch schon am Outfit der beiden damals 19-Jährigen offenbart sich, dass ihre Karrieren seit einiger Zeit in verschiedene Richtungen verlaufen: Während Upamecano nach 90 Bundesliga-Minuten frisch geduscht aus der Kabine kommt, trägt Doucouré schon den ganzen Abend Freizeitklamotten, er befindet sich zu dem Zeitpunkt wieder in der Reha.

Es gab Zeiten, da debattierten Insider, wer der beiden nun das größte Innenverteidiger-Talent Europas sei. Frankreich genoss den Luxus, Doucouré (Linksfuß) und Upamecano (Rechtsfuß) einfach nebeneinander in der Viererkette seiner U-Nationalmannschaften aufbieten zu können. Auf diversen Mannschaftsfotos stehen sie nebeneinander. 2015 gewannen beide den EM-Titel mit der U17, durch ein 4:1 im Finale gegen Deutschland. Doucouré spielte damals in der Jugend von Paris Saint-Germain, Upamecano wechselte im Anschluss von Valenciennes, das bekannt ist für seine herausragende Nachwuchsarbeit, zu RB Salzburg.

Am Sonntag steht der eine im WM-Finale mit Frankreich gegen Argentinien, im Halbfinale fehlte Upamecano krankheitsbedingt, fürs Endspiel soll er wieder fit sein. Aber die Sorge, ob es reicht, dürfte vor allem eine individuelle sein, denn das Reservoir des aktuellen Titelträgers in der Innenverteidigung ist kaum in Worte zu fassen. Am Mittwoch gegen Marokko ersetzte Ibrahima Konaté (FC Liverpool) seinen ehemaligen Teamkollegen von RB Leipzig, wohin Upamecano im Januar 2017 – wenig überraschend – für 18 Millionen Euro gewechselt war.

Mamadou Doucouré im Porträt: Bei Borussia Mönchengladbach seit 2016
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Das ist Mamadou Doucouré

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Sie sind zwei von 15 französischen Innenverteidigern mit einem Marktwert von 25 Millionen Euro und mehr nach Schätzungen von „transfermarkt.de“. Deutschland hat drei – Antonio Rüdiger, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck, die angesichts ihrer Leistungen bei der WM teilweise selbst über ihren Marktwert gestaunt haben müssen.

Es ist schwer möglich, dem Impuls zu widerstehen, sich zu fragen, welche Rolle Mamadou Doucouré heute spielen würde, wenn im Sommer 2016 nicht eine unglaubliche Verletzungsserie ihren Anfang genommen hätte. Die Voraussetzungen für eine große Laufbahn waren blendend. In seinem letzten Spiel für PSG zog er sich jedoch einen Muskelbündelriss zu, weitere folgten nach seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach. Auf zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga kommt Doucouré. 2021 erlitt er einen Achillessehnenriss, 2022 schien endlich Stabilität einzukehren, für Gladbachs U23 stand er erstmals als Profi 90 Minuten auf dem Platz. Doch zuletzt musste er wegen Knieproblemen wieder drei Monate pausieren. Manager Roland Virkus hat angedeutet, dass sich alle Parteien zusammensetzen wollen, um über Doucourés Zukunft zu sprechen. Bis 2024 läuft sein Vertrag noch.

Von den U17-Europameistern von 2015 ist Upamecano, seit anderthalb Jahren beim FC Bayern unter Vertrag, der einzige im französischen WM-Kader, der am Sonntag nach dem zweiten Titel in Folge greift. Torwart Luca Zidane (sein Vater ist relativ bekannt) spielt für den spanischen Zweitligisten SD Eibar, Jonathan Ikoné für den AC Florenz, Jeff Reine-Adélaide für Olympique Lyon und Top-Torjäger Odsonne Édouard für Crystal Palace. Mitglied dieser Generation zu sein, war also keine Garantie für den ganz großen Durchbruch auf der Weltbühne. Kein wirklicher Trost für Doucouré, der sicher auch mit seinem damaligen Kapitän Timothé Cognat tauschen würde, der Stammspieler in der ersten Schweizer Liga ist.

Neben Upamecano sind vier weitere 1998er im französischen WM-Kader. Während Jules Koundé, Randal Kolo Muani und Axel Disasi in der U17 noch keine Rolle spielten, gewann Kylian Mbappé im Jahr 2016 mit den 1997ern um Marcus Thuram bereits den EM-Titel mit der U19.

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