Nach Jahren der Sieglosigkeit Neuerdings ist Werder auswärts Gladbachs Lieblingsgegner

Mönchengladbach · 28 Jahre kein Sieg, seitdem fast am laufenden Band: Wie kann es sein, dass Borussia inzwischen so gerne bei Werder Bremen antritt? Für die Wende waren 2015 maßgeblich Yann Sommer und Raffael verantwortlich.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Wer den Moment sucht, in dem sich die Misere und der Lauf die Klinke in die Hand gegeben haben, wird fündig am 16. Mai 2015, 46. Minute, direkt nach dem Wiederanpfiff im Weserstadion. Mehr als 28 Jahre lang hatte Gladbach bis zu diesem Tag in Bremen nicht gewonnen. Als Levin Öztunali sich auf der linken Borussia-Abwehrseite durchtankte und Davie Selke den Ball scheinbar nur noch gegen Yann Sommers Laufrichtung im Tor unterbringen musste, packte der Schweizer eine seiner bis heute besten Paraden aus.

Das war pures Können, sieben Minuten später war eine Menge Glück dabei, als Raffael eine Max-Kruse-Hereingabe mehr stoppte als aufs Tor beförderte. Der Ball kullerte dennoch über die Linie, Borussia führte in Bremen – und sicherte sich am Ende mit einem 2:0 den erstmaligen direkten Einzug in die Champions League. Seitdem läuft es einfach im Weserstadion.

Mit einer Bundesliga-Bilanz von 32 Siegen und 37 Niederlagen war Gladbach an jenem Tag nach Bremen gekommen, nach 25 Spielen ohne Sieg im Anschluss an ein 7:1 am 21. März 1987, damals hieß der Trainer Jupp Heynckes und Uwe Rahn war einer der Torschützen. Von 1992 bis 2003 verlor Borussia sogar mal neun Spiele in Folge bei Werder. Bis zum 16. Mai 2015 war Bremen nach dem FC Bayern und dem SC Freiburg der größte Auswärts-Angstgegner, mittlerweile haben der FC Augsburg, der VfL Wolfsburg und RB Leipzig eher diesen Ruf.

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

2021 ist Borussia mit zwei Siegen sogar in Führung gegangen gegen Werder, 40:38 lautet nun die Bilanz. Auswärts gab es seit 2015 fünf Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage, gleich drei Monate nach dem Königsklasse-bringenden Sieg unter Lucien Favre. Seitdem verlor weder Dieter Hecking (drei Spiele, drei Siege) in Bremen noch Marco Rose (ein Sieg, ein Unentschieden), André Schubert und Adi Hütter coachten nie ein Gladbacher Bundesligaspiel dort. Am Samstag gibt es nun die Premiere von Daniel Farke im legendären Flutlicht des Weserstadions.

Seit 2014/15 hat Borussia auswärts nirgendwo so viele Punkte geholt wie in Bremen und nirgendwo so häufig gewonnen – obwohl sie selbst im Mai 2021 den zweiten Bundesliga-Abstieg der Hanseaten besiegelte. Tränen flossen anschließend auf beiden Seiten, denn Gladbach verpasste trotz des 4:2-Erfolgs die Europa Conference League, was Max Eberl als „größte Enttäuschung“ seiner Zeit als Sportdirektor bezeichnete. Weinend kauerte er vor der Kabine, wie das Magazin „11 Freunde“ mal berichtete.

Erklären kann kein Fußballer, wie eine 25-Jahre-Misere (die nach einem Rekordsieg begann) plötzlich von solch einem Lauf abgelöst werden kann. Nur der generelle Gladbacher Aufschwung kann es nicht sein: 2012 spielte Borussia unter Favre trotz Führung und Überzahl 2:2, später im Jahr gab es eine 0:4-Klatsche und 2014 lag die Mannschaft nach Raffaels 1:0 82 Minuten lang vorne, bevor Bremen in der 88. Minute per Freistoß ausglich.

Gladbach: Werder Bremen ist auswärts neuer  Lieblingsgegner
Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Ausgerechnet jetzt wieder mal in Bremen zu verlieren, wäre halbwegs kurios: Schließlich wartet Werder seit mehr als anderthalb Jahren bzw. neun Spielen auf einen Heimsieg in der Bundesliga. Gladbach sollte also gewarnt sein, falls den Fußball mal wieder eine dieser Launen überkommt.

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