Viele Treffer ohne Toptorjäger Borussia brauchte in der Rückrunde keinen Modeste

Mönchengladbach · Das Toreschießen ist in Gladbach seit Jahren auf viele Schultern verteilt, dagegen fehlt weiterhin ein Torjäger mit einer verlässlichen Quote. Weswegen das in der zu Ende gegangenen Saison zeitweise sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche Borussias war - und was das mit Anthony Modeste zu tun hat.

Borussia Mönchengladbach: Scorerliste - Alassane Plea und Jonas Hofmann top
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Borussias Scorerliste 2021/22

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Anthony Modeste hat Wort gehalten. Im März hatte der Stürmer des 1. FC Köln verkündet, dass er mindestens 20 Saisontore erzielen wolle. Am letzten Spieltag beim 1:2 gegen Stuttgart gelang ihm dann tatsächlich noch der 20. Treffer: Zum zweiten Mal nach 2016/17 haben es die Kölner vor allem ihrem Stoßstürmer zu verdanken, dass sie in das internationale Geschäft eingezogen sind.

Für 38,5 Prozent aller FC-Tore zeichnete sich der Franzose in der abgelaufenen Saison verantwortlich, kein anderer Bundesligist war derart abhängig von einem Torschützen. Andere Teams können sich da eher auf ihren breiten Kader verlassen: Borussia Mönchengladbach gehört auf jeden Fall dazu. Jonas Hofmann steuerte als bester Schütze zwölf Tore zur Gesamtbilanz von 54 Treffern bei – macht 22,2 Prozent.

Hofmann führte erstmals die interne Torschützenliste an, in die sich während der 34 Spieltage 13 Spieler eintrugen. Das ist kein sonderlich hoher Wert, in der Liga hatten nur die Absteiger Bielefeld und Fürth weniger Saison-Torschützen (jeweils zehn), Dortmund als Spitzenreiter dagegen 19. Allerdings: Neben den Bayern, Leverkusen und Leipzig war Gladbach der vierte Klub, der zwei Spieler mit einer zweistelligen Trefferzahl stellte. Und Borussia war nahe dran, einen dritten Profi mit mindestens zehn Toren zu haben: Breel Embolo fehlte nur ein Treffer zur Zweistelligkeit.

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Gladbach kommt schon traditionell ohne den einen überragenden Torjäger aus, seit der Jahrtausendwende hat nur Marco Reus einmal mehr als 15 Saisontore in der Bundesliga erzielt (18 Treffer in der Spielzeit 2011/12). Dafür verfügt Borussia in der Breite über eine überdurchschnittliche Qualität in der Offensive. Denn seit Reus 2012 hat kein einzelner Gladbacher Profi mehr als ein Viertel aller Saisontore beigesteuert.

In der Rückrunde der nun zu Ende gegangenen Spielzeit kam diese Stärke bei den Borussen wieder zum Tragen: Die 32 Rückrundentreffer verteilten sich auf nahezu alle Offensivspieler, wobei Alassane Plea, Embolo (je sieben) und Hofmann (fünf) auch ordentliche Quoten aufwiesen. Borussia war nicht abhängig von der Form eines einzelnen Angreifers und so in der Offensive auch nicht leicht ausrechenbar.

Das hatte in der Hinserie noch anders ausgesehen, als sich ausschließlich Hofmann treffsicher zeigte, seine Kollegen im Angriff jedoch allesamt entweder mit Verletzungen oder der eigenen Form zu kämpfen hatten. Da wandelte sich die vermeintliche Stärke in eine Schwäche um, weil ein klassischer Torjäger fehlte, der auch mal aus einer Halbchance den womöglich spielentscheidenden Treffer machen konnte.

Sportdirektor Roland Virkus hatte mit dem Blick auf die anstehenden Veränderungen im Kader angedeutet, dass ein Angreifer mit einer sicheren Quote, ein „Vollender“, den Borussen gut zu Gesicht stehen würde. Dieses Element dazuzugewinnen, ohne an Qualität in der Breite zu verlieren, wäre der ideale Weg, um die Torgefahr, die Borussia in der zweiten Saisonhälfte wieder ausstrahlte, beizubehalten und somit zwei spezielle Stärken zu vereinen.

Gladbach: Viele Tore in der Rückrunde - auch ohne Anthony Modeste
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Denn dass es nicht zwangsläufig einen Modeste braucht, um eine erfolgreiche Saison zu spielen, bewies der SC Freiburg. 58 Tore erzielte der Tabellensechste, der einen Platz vor den Kölnern (52 Tore) landete, er hatte aber keinen Spieler mit einer zweistelligen Trefferzahl. Der Ex-Gladbacher Vincenzo Grifo war mit neun Toren der Beste, 15,5 Prozent aller Treffer gingen auf sein Konto. Die Breite machte es bei den Breisgauern, so war es auch bei den Borussen. Doch gegen einen Spieler mit mehr als 15 Saisontoren hätte in Gladbach sicherlich auch niemand etwas einzuwenden.

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