Gladbachs Torwart und die Zukunftsfrage Sommer-Thema bekommt eine neue Dynamik

Mönchengladbach · Yann Sommer und Borussia Mönchengladbach betonen, dass es keinen neuen Stand gebe in den Vertragsverhandlungen. Zwei Berichte legen aber nahe, dass Sommer seinen Wechselwunsch hinterlegt hat. Wie es jetzt weitergeht - und was Trainer Daniel Farke sagt.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Seit einer Woche ist Yann Sommer zurück aus dem WM-Urlaub, und auch an diesem Dienstag waren die Blicke erneut auf ihn gerichtet. Denn wie und ob es weitergeht für den Torwart bei Borussia Mönchengladbach, war bei der ersten Trainingseinheit des Jahres und knapp drei Wochen vor dem nächsten Pflichtspiel noch unklar. Auf der Borussia-Homepage ließ sich Sommer direkt nach der Rückkehr am 27. Dezember wie folgt zitieren: „Was meine vertragliche Situation und meine Zukunft angeht, gab es ja bereits vor der WM offene Gespräche mit dem Verein. Diese werden wir in den kommenden Tagen wie vereinbart wiederaufnehmen.“

Gegenüber den Journalisten am Borussia-Park wollte Sommer bislang nichts sagen, mit dem Verweis darauf, dass es „keinen neuen Stand“ gebe. Über eine mögliche Tendenz berichtete am Montagabend zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ aus München: Sommer soll bei Borussia seinen Wunsch hinterlegt haben, im Winter zum FC Bayern zu wechseln, der einen Ersatz für den verletzten Manuel Neuer sucht. Ähnliches schreibt der „Blick“ aus der Schweiz, allerdings würde Sommer es aus Verbundenheit akzeptieren, sollten sich Gladbach und Bayern nicht einigen.

Sommers Vertrag läuft am Ende der Saison aus, ein Angebot zur Verlängerung liegt dem Schweizer schon lange vor. „Unter Umständen“ wolle Borussia laut SZ dem 34-Jährigen seinen Wunsch erfüllen – sprich, wenn der Preis stimmt. Nach Informationen unserer Redaktion sind die Gespräche aus der Zeit vor der WM noch nicht fortgesetzt worden, das soll in den nächsten Tagen der Fall sein. Zum vermeintlichen Wechselwunsch schweigen Spieler und sportliche Leitung.

Dafür äußerte sich Teamkollege Christoph Kramer. „Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich mich 10 freuen, wenn er bleibt“, sagte der Mittelfeldspieler. „Aber ich will da keinem reinreden. Wenn es das Angebot gibt, muss man ihn verstehen, dass er darüber nachdenkt. Das ist der ganz normale Ablauf im Fußball.“ Daniel Farke gab sich „total tiefenentspannt“. „Er hat Vertrag bis zum Sommer und wir haben gar kein Bestreben, ihn abzugeben. Warum sollten wir so einen Torhüter abgeben? Da müsste es schon sehr, sehr gute Gründe geben“, sagte der Trainer. Die Faktenlage sei klar, Borussia wolle weiterhin eine gute Saison spielen. „Dafür brauchen wir Yann Sommer.“

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Foto: jdp/Jens Dirk Paeffgen

Dass sich der FC Bayern zum Ziel gesetzt haben soll, am 6. Januar mit einem neuen Torwart ins Trainingslager aufzubrechen, der Manuel Neuer bis zum Saisonende vertreten wird, muss Borussia nicht zwangsläufig tangieren. Sommer hat einen bis zum 30. Juni gültigen Vertrag, und den langjährigen Stammtorwart in der Winter-Transferperiode abzugeben, hätte äußerst komplizierte Folgen.

Vier weitere Torhüter stehen in Gladbach unter Vertrag, Jonas Kersken (22) und Moritz Nicolas (25) sind verliehen, Tobias Sippel (34) und Jan Olschowsky (21) waren Sommers Vertreter im Herbst, als der verletzt fehlte. Jahrelang herrschte enorme Kontinuität auf dieser Position bei Borussia. Nachdem Marc-André ter Stegen im April 2011 das Tor von Logan Bailly erobert hatte, wurde lediglich Sommer als Stammtorwart verpflichtet. Ein Abgang, speziell mitten in der Saison, wäre eine Zäsur.

Ex-Borusse Lothar Matthäus schreibt in seiner „Sky“-Kolumne, Sommer als Neuer-Ersatz sei nach wie vor „am sinnvollsten“. So konkret wie der Schweizer wird aktuell kein Torwart bei den Bayern gehandelt, auch wenn immer wieder Gerüchte wie am Montag aufkommen, als Kevin Trapp der nächste Gehandelte war. „Das ist eine von den Beratern fingierte Geschichte, völliger Blödsinn“, sagte Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche dem „Wiesbadener Kurier“. Von derartigen öffentlichen Dementis ist man in Gladbach indes weit entfernt.

Sommer muss in den nächsten Tagen, vielleicht auch Wochen, abwägen: Mit einer Vertragsverlängerung könnten Entwürfe für ein Torwartdenkmal in Gladbach in Auftrag gegeben werden. Selbst die Gegentorflut in den vergangenen beiden Jahren konnte seinem Status nichts anhaben, mit seinen Paraden und als mitspielender Torwart erreichte er eine neue Stufe. Beim Portal „Sofascore“ war Sommer 2022 der am besten bewertete Keeper in Europas Topligen.

Oder will der viermalige Schweizer Meister noch mal um Titel spielen, beim FC Bayern sogar um die Champions League? Im Achtelfinale trifft der deutsche Rekordmeister auf Paris Saint-Germain. In der kommenden Saison, sobald Neuer wieder fit ist, bliebe Sommer in München erst einmal nur die Reservistenrolle. Hinzu kommen die privaten Faktoren: Mit seiner Frau, die aus dem Rheinland kommt, und den beiden noch nicht schulpflichtigen Kindern lebt Sommer in Düsseldorf, hat oft betont, wie wohl er sich in seiner Wahlheimat fühlt.

Die Torwartsuche der Bayern bleibt also vorerst in der Schwebe. Der designierte Neuer-Nachfolger Alexander Nübel hat gesagt, eine Rückkehr ergebe „wenig Sinn“ für ihn. Der 26-Jährige ist ausgeliehen an die AS Monaco, die im Winter die Entscheidungshoheit hat. Und eine ganz fixe Entscheidung, ob Yann Sommer es wird, er seinen Vertrag erfüllt oder gar verlängert, bahnt sich nicht an. Für den gibt es nach wie vor drei Möglichkeiten: im Winter zu wechseln, im Sommer zu wechseln oder zu verlängern.

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