Borussias Torjäger im Derby-Modus „Habt ihr das gesehen?“ – Thuram packt den Modeste-Jubel aus

Mönchengladbach · Marcus Thuram nutzte auch nach dem Abpfiff die Gelegenheit, auf seinen provokanten Brillen-Jubel aufmerksam zu machen. Die Geste, die an den Ex-Kölner Anthony Modeste erinnern sollte, hatte er nach seinem Tor vor dem Gästeblock gezeigt. Thurams Aktion hatte eine Vorgeschichte.

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Breit grinsend verließ Marcus Thuram nach den Feierlichkeiten mit den Gladbach-Fans am Sonntag den Rasen im Borussia-Park. Auf dem Weg in die Kabine stoppte er kurz bei den anwesenden Journalisten, zeigte noch einmal seinen Brillen-Jubel und fragte: „Did you see Anthony Modeste?“ Die Frage wäre nicht nötig gewesen, es bestand kein Zweifel, an wen Thuram nach seinem Tor zum 5:2-Endstand in der Nachspielzeit erinnern wollte.

Nachdem er den Ball am Fünfmeterraum nach der präzisen Hereingabe Alassane Pleas mit dem Außenrist an Marvin Schwäbe vorbei im Tor versenkt hatte, lief er in Richtung des Kölner Gästeblocks, blieb kurz vor der Eckfahne stehen und formte vor seinen Augen mit den Fingern eine Brille, durch die er zu den FC-Anhängern blickte. Diese wiederum dürften Thurams Geste als Provokation verstanden haben, ebenso Thurams Nachricht, die er am Abend noch auf Twitter veröffentlichte.

„Hier nur für die Kommentare“, schrieb Thuram und packte noch ein Popcorn-Emoji hinter den Satz, was so viel heißt wie: ‚Ich lehne mich zurück und lese genüsslich die Reaktionen.‘ Darunter zu sehen: Ein Bild, auf dem er nach dem Abpfiff erneut den Jubel zeigt, mit dem Modeste bis zu seinem Abgang nach Dortmund zahlreiche seiner 79 Pflichtspieltreffer für Köln feierte, zuletzt noch im April im Borussia-Park.

Während die Gladbach-Fans ihren Torschützen, der nun bereits fünf Saisontore auf dem Konto hat, feiern, war Thurams Brillen-Jubel am Sonntag der Schlusspunkt eines klaren Derbysieges, der dem 1. FC Köln die erste Derby-Niederlage seit zwei Jahren einbrachte. Thuram und Köln, das ist in gewisser Weise eine besondere Beziehung, in der der Franzose nun das nächste Kapitel geschrieben hat.

Im Kölner Rheinenergie-Stadion hatte der 25-Jährige nach seinem ersten Derby (1:0 für Borussia) im September 2019 den Eckfahnen-Jubel erfunden, der fortan zu seinem Markenzeichen nach Siegen wurde. Mit der Eckfahne wurde auch der 3:1-Auswärtserfolg im Derby im Herbst 2020 gefeiert. Beides wurde von den Kölnern registriert, bis sie sich wenige Monate später im Borussia-Park dafür rächen konnten. 2:1 hatte der FC die Partie vor leeren Rängen gerade gewonnen, und die Borussen mussten im eigenen Stadion mit ansehen, wie bei der Siegesfeier ein Köln-Trikot über die Eckfahne gestülpt wurde.

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Für Thuram war das Tor im sechsten Duell mit Köln sein erster Derby-Treffer überhaupt. Dass er sich dafür einen besonderen Jubel zurechtgelegt hatte, mag angesichts der Vorgeschichte nicht überraschen. Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als würde Thuram torlos aus der Partie gehen. Denn nach einer Chance aus spitzem Winkel in der ersten Hälfte verpasste er in der 53. Minute eine Hereingabe Joe Scallys, ehe sein Schuss von der Strafraumgrenze vier Minuten später knapp am Tor vorbeistrich.

Kurz vor Spielende saß sein fünfter Torschuss des Tages dann. Thuram hat damit nach neun Spieltagen schon zwei Bundesliga-Tore mehr auf dem Konto als in der gesamten Bundesliga-Saison 2021/22. Damals war Thuram noch häufiger als Linksaußen unterwegs, Trainer Daniel Farke hat ihn endgültig ins Sturmzentrum befördert.

Sein Expected-Goals-Wert von 5,8 bei fbref.com untermauert den Eindruck, dass Thuram aus seinen Chancen noch mehr als fünf Tore hätte machen können. Auch bei der 1:5-Niederlage in Bremen hatte er vor seinem Treffer aus aussichtsreicher Position vergeben. „An einem sehr guten Tag kann er vielleicht drei Tore machen“, hatte Farke anschließend gesagt. Trotzdem: Ein Treffer in Bremen, einer gegen Köln – Thuram ist momentan schwer zu stoppen. Nicht nur beim Toreschießen, sondern auch beim Jubeln. Das bekamen die Kölner am Sonntag zu spüren.

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