Schippers-Nachfolger aus dem Präsidium Stegemann wird neuer Geschäftsführer bei Borussia
Mönchengladbach · Im August hatte sich Stephan Schippers als CEO von Borussia Mönchengladbach zurückgezogen. Nun präsentiert der Bundesligist den Nachfolger: Stefan Stegemann, bisher Vize-Präsident des Klubs und Chef des Borussia-Sponsors Sonepar, übernimmt.
Über Wochen war nichts durchgesickert aus dem Verein, wer eingeweiht war, hielt sich bedeckt. Nun ist es offiziell: Stefan Stegemann wird neuer Geschäftsführer von Borussia Mönchengladbach. Der Westfale tritt als CEO die Nachfolge von Stephan Schippers an, der sich im August nach 25 Jahren im Verein zurückgezogen hatte.
Stegemann ist quasi eine interne Lösung. Der Münsterländer war seit 2022 Vize-Präsident Borussias – und ist als Geschäftsführer des Ärmelsponsors Sonepar für Nord- und Zentraleuropa schon weit länger bei Borussia engagiert. Seit einigen Jahren ist das Unternehmen sogar Co-Sponsor, Innovationspartner und Ärmelsponsor.
Nun gibt es einen gewichtigen Personal-Transfer zwischen beiden Partnern, am 1. Januar geht es los für Stegemann, der seit mehr als 20 Jahren für Sonepar tätig ist. „Durch die gemeinsame Arbeit im Präsidium kennen wir uns gut, Stefan Stegemann konnte in dieser Zeit bei Borussia tiefe Einblicke hinter die Kulissen nehmen, er kennt die Strukturen und die leitenden Mitarbeiter und wird ein wertvoller Zugewinn für unsere Geschäftsführung sein“, wird Präsident Rainer Bonhof zitiert.
Zuletzt war Wanja Greuel als möglicher Kandidat ins Spiel gebracht worden, der beim Schweizer Meister Young Boys Bern nach Unstimmigkeiten mit Christoph Spycher ausgeschieden war. Doch schnell wurde das Gerücht entkräftet, längst war alles klar mit Stegemann.
Stefan Stegemann ist Gladbach-Fan seit 1975
Schippers hatte nach dem 33. Spieltag der vergangenen Saison seinen Entschluss gefasst, schnell hatte sich die Führungsetage dann auf einen Nachfolger geeinigt: Stegemann, der dem Vernehmen nach gleich angetan war von der Option. Es gab aber noch Klärungsbedarf mit Sonepar.
Stegemann ist 60 Jahre alt und lebt im westfälischen Rheine. Seit dem 1. März 2012 ist Stegemann Vereinsmitglied, doch Gladbach begeistert ihn seit 1975. Von Rheine ist es nicht weit nach Enschede, wo Borussia im Final-Rückspiel des Uefa-Cups auf den FC Twente traf. „Mein ältester Bruder hat mich mitgenommen. Es war mein erstes Stadionerlebnis. Nach dem 5:1 war es um mich geschehen, es gab nur noch Borussia für mich“, ordnete Stegemann sein Fansein ein.
„Ich habe Borussia als großen und emotional aufgeladenen Fußballverein, aber auch als modern und strategisch gut strukturiertes Unternehmen kennen und schätzen gelernt“, sagte Stegemann. Er freue sich auf die Aufgabe, „diesen Klub gemeinsam mit all seinen Mitarbeitern, Partnern, Fans und den Kollegen in der Geschäftsführung in die kommenden Jahre zu führen und für die Herausforderungen der Zukunft weiter auszurichten.“
Mit seinem Vorgänger Schippers hat sich Borussia vom fast insolventen Klub zu einem gesunden Fußball-Unternehmen mit einer beachtlichen Infrastruktur entwickelt. Nun ist es an seinem Nachfolger, den Klub in die Zukunft zu führen. Themen wie strategische Partnerschaften oder sogar ein Börsengang sind nicht eben fanfreundlich, aber es wird notwendig sein, sich damit auseinanderzusetzen.
„Es gibt Fragen, die der Klub in Zukunft beantworten muss. Mancher Fan mag sagen: Bevor wir unsere Seele verkaufen, gehe ich lieber mit in die Dritte Liga. Ich sage: Borussia Mönchengladbach gehört in die Bundesliga“, sagte Schippers nach seinem Abschied im Interview mit unserer Redaktion. „Und da muss man genau überlegen, welche Maßnahmen man ergreifen muss. Das können strategische Partner sein wie beim FC Bayern oder ein Aktien-Modell wie bei Borussia Dortmund, vielleicht aber auch andere Wege.“
Stegemann folgte im Präsidium auf Söllner
Sein Nachfolger als CEO wurde kurz nach dem Aus von Sportchef Max Eberl ins Präsidium geholt, Siegfried Söllner war kurz zuvor verstorben. Stegemann war also nah dran an der Neustrukturierung des Klubs, er kennt den Ist-Zustand bestens. Den Bundesliga-Standort Mönchengladbach wirtschaftlich zu stabilisieren, zudem sportlich wieder heranzukommen an Klubs wie den kommenden Gegner Eintracht Frankfurt, bei dem die Gladbacher am Samstag (18.30 Uhr) antreten, das ist die Herausforderung für Stegemann.
Er wird wissen, dass die Fans hoffen, dass der Schippers-Nachfolger vielleicht etwas risikobereiter ist, als Schippers es war, wenn es um Transfers geht. Wie viel Schippers und vor allem wie viel Reminiszenz an Gladbachs Ur-Manager Helmut Grashoff („Wir müssen mit dem Einkommen auskommen“) es gibt, wird sich erweisen.
Stegemanns Wertekodex auf Borussia übersetzen
„Ständige Weiterentwicklung, hohe Veränderungsbereitschaft und Mut zu Neuem – getragen von einem positiven Menschenbild. Das sind Werte, die meines Erachtens auch immer Bestand haben werden“, gab Stegemann in einem Interview seinen persönlichen Werte-Kodex preis, die er nun auf einen Fußballklub mit einem Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro übersetzen wird. Seinen neuen Arbeitgeber kennt Stegemann dahingehend genau.
Borussia hat die Geschäftsführerebene wieder vervollständigt, Stegemann, Sportchef Roland Virkus und Markus Aretz sind das neue Dreigestirn an der Spitze. Eine Baustelle ist das Präsidium, schließlich ist ab Januar wieder ein Posten als Vize vakant, zudem ist immer noch die Idee im Raum, dem Gremium einen weiteren Sport-Fachmann neben Präsident Rainer Bonhof zu installieren.