„Jegliche Kritik ist berechtigt“ Borussen bemühen sich nach 1:5-Pleite um Erklärungen

Bremen · Jonas Hofmann fehlten nach dem Spiel zunächst die Worte, doch trotzdem versuchte der Nationalspieler, Gladbachs 1:5-Niederlage in Bremen zu erklären. Auch Torwart Yann Sommer und Trainer Daniel Farke betrieben Ursachenforschung und hatten viel zu bemängeln.

Noten Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik zum 1:5 bei Werder Bremen
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Bremen - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

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Ramy Bensebaini wusste, dass sein 74. Bundesliga-Einsatz für Borussia Mönchengladbach im Auswärtsspiel bei Werder Bremen als einer seiner schwächsten in Erinnerung bleiben wird. Nach dem Abpfiff machte er sich mit seinen Mannschaftskollegen auf den Weg zu den mitgereisten Gladbach-Fans und bat bei den Anhängern um Entschuldigung für seine Leistung. Trainer Daniel Farke stieß hinzu, um Bensebaini aufzumuntern und reichte ihm die Hand.

„Ich bin weit davon entfernt, Ramy zu stark zu kritisieren. Er war ein überragender Spieler bisher, heute hat er einen total gebrauchten Tag gehabt“, sagte Farke nach der 1:5-Pleite seines Teams. Bensebaini legte mit einer zu kurzen Kopfball-Rückgabe das 0:3 auf, beim 0:4 fabrizierte in haarsträubender Art und Weise ein Eigentor. „Wir sprechen da ehrlich drüber“, antwortete Farke auf die Frage, wie er mit seinen Spielern nach einer so deutlichen Niederlage umgehe.

Bereits nach einer Viertelstunde war sein Team 0:3 in Rückstand geraten. „Selbst unsere ballsichersten Spieler haben keinen Pass an den Mann gebracht“, sagte Farke. „Taktisch haben wir gar nicht das gemacht, was wir tun wollten. Die Achterläufe der Bremer aufzunehmen war ein Thema in der Videoanalyse, wir haben das überhaupt nicht gemacht.“

Die Tatsache, dass nach den Länderspielreisen zahlreiche Akteure lediglich das Abschlusstraining am Freitag gemeinsam bestreiten konnten, wollte er nicht als Ausrede gelten lassen. Ebenso wenig die Tatsachen, dass Nico Elvedi mit einer gebrochenen Nase auflief, Bensebaini mit Sprunggelenkproblemen spielte und der Einsatz von Torwart Yann Sommer bis kurz vor dem Anpfiff fraglich war. „Er hat sich in der vergangenen Nacht mehrmals übergeben“, sagte Farke.

Trotzdem war Sommer in Bremen noch derjenige, dem neben Marcus Thuram am wenigsten vorzuwerfen war. „Es ist schwierig, eine Erklärung zu finden. Wir waren komplett nicht da. Die Bremer waren sehr effizient und haben genau das ausgenutzt, was wir vor dem Spiel eigentlich angesprochen hatten“, sagte Sommer und sprach die Fehler seines Teams kritisch an.

Bundesliga 22/23: Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach - die Bilder des Spiels
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Werder Bremen - Borussia: die Bilder des Spiels

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„Wir haben viele Fehlpässe und unsauber gespielt, keine Zweikämpfe geführt, den Gegner eingeladen. Wir wussten, was sie gut machen, und es ist uns nicht gelungen, in den ersten 15 Minuten etwas dagegen zu tun“, so Sommer. Eine wirkliche Erklärung für die Nicht-Leistung zu finden, fiel Sommer genau wie den übrigen Gladbachern schwer: „Wir müssen alle sauer sein über unsere Leistung. Es ist unerklärlich, wie wir am Anfang aufgetreten sind und uns das Leben schwermachen.“

Bei Jonas Hofmann, der beim 3:0-Heimsieg vor zwei Wochen gegen RB Leipzig noch mit zwei Toren geglänzt hatte, klang die Analyse ähnlich: „Wir hatten so viele Fehlpässe, haben die Zweikämpfe verloren. Ich wundere mich auch, weil wir die letzten zwei Auswärtsspiele auf den Punkt da waren – und heute so gar nicht“, sagte der Nationalspieler. Auch er wollte die kurze gemeinsame Trainingszeit nicht als Grund für die deutliche Niederlage anführen. „Wir haben einzeln die Qualität, so ein Spiel trotzdem zu gewinnen. Und auch als Mannschaft. Wir haben Qualität, die auf dem Punkt da sein muss, und das war sie nicht. Deshalb ist jegliche Kritik berechtigt.“

Hinzu kam, dass Gladbach nicht in der Lage war, gute Chancen zu nutzen. Christoph Kramer, Joe Scally, Lars Stindl und Marcus Thuram scheiterten alleine vor Torwart Jiri Pavlenka. Dass die Borussen so unter dem Strich durchaus noch den einen oder anderen Treffer hätten erzielen können, wird rückblickend allerdings nur eine Randnotiz sein, denn am Ende stand ein 1:5 auf der Anzeigetafel im Bremer Weserstadion. „Für ein Auswärtsspiel haben wir viele Chancen kreiert. Aber unser Defensivverhalten in den ersten 20 Minuten war einfach nicht auf dem Platz“, sagte Farke.

In der kommenden Woche ist Borussia zu Hause im Derby gegen den 1. FC Köln gefordert – und muss dort ganz anders auftreten, um nicht den nächsten Rückschlag zu kassieren. „Es ist ein großer Dämpfer, ganz klar. Wir wissen ganz genau, was es braucht, um an eine Top-Leistung heranzukommen. Wir müssen viel investieren. Wenn uns das nicht gelingt, sehen wir, was dabei rauskommen kann“, sagte Sommer.

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