Shmuel Rosenthal „Bei Borussia hatte ich die beste Zeit meines Lebens“

Mönchengladbach · Shmuel Rosenthal spielte vor 50 Jahren für Gladbach, er war der erste Israeli, der nach Europa ging. Seine Geschichte bei Borussia ist kurz, doch sie wurde zum Teil einer langen Beziehung des Klubs zu Israel. Daran wird nun im Klub-Museum mit einer Talkrunde erinnert.

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Foto: HORSTMUELLER GmbH

Tim Heubach war 2017, als er zu Maccabi Netanya wechselte, ein Pionier. Der Ex-Borusse war der erste deutsche Profi, der in der israelischen Liga spielte. Es war ein Novum, doch war der Wechsel nicht komplizierter als einer in jede andere Liga. Da war es für Shmuel Rosenthal 1972 anders. Er war der erste Israeli, der nach Europa ging, Borussia holte ihn von Hapoel Petach Tikwa.

Nach der WM 1970, bei der Israel mitspielte, befand Rosenthal, bereit zu sein, Profi in Europa zu werden. Dass es aber ausgerechnet Deutschland werden sollte, nur 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, war ein Problem. Rosenthals in Litauen lebende Familie seines Vaters war im Krieg getötet worden. Sein Vater gab ihm trotzdem seinen Segen.

Rosenthals Wechselwunsch war jedoch auch ein Politikum. „Damals erlaubte es der israelische Verband nicht, ins Ausland zu wechseln. Man galt als Verräter und wurde ein Jahr gesperrt“, erzählte Rosenthal mal unserer Redaktion. Er nahm die Sperre auf sich.

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Gladbachs Meistertrainer Hennes Weisweiler sah in ihm einen möglichen neuen Günter Netzer, doch Rosenthal konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Er machte 17 Spiele (13 in der Liga, vier im Europapokal), schoss ein Tor, dann entschwand er wieder in die Heimat.

Seine kurze Geschichte als Borusse aber ist ein Teil einer langen Beziehung der Borussen zu Israel. Deren Basis war die Freundschaft Weisweilers zu Emanuel „Eddy“ Schaffer, der einst Israels Trainer war. 1970 gab es den ersten Besuch der Borussen in Israel, diesem Spiel, einem 6:0 gegen Israels Nationalteam, ist die Sonderausstellung „Verantwortung in Fußballschuhen“ im Klub-Museum gewidmet.

Im Zuge der Ausstellung gibt es am Donnerstag (18 Uhr) einen Talk im Museum mit dem Thema „Deutsch-israelische Fußballfreundschaft“. Es gibt noch freie Plätze (Anmeldung unter fohlenwelt@borussia.de). Professor Manfred Lämmer von der Deutschen Sporthochschule Köln, Fußball-Kommentator und Buch-Autor Robby Hunke und Leah Floh, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach, diskutieren unter der Leitfrage: „Kann der Sport Staaten und Gesellschaften zum Positiven verändern?“

 Shmuel Rosenthal (r.)

Shmuel Rosenthal (r.)

Foto: Imago

Rosenthals Antwort ist, auch wenn es sportlich nicht gut lief für ihn in Gladbach, ein klares: Ja. „Ich habe die Türen für alle israelischen Fußballer geöffnet. Und ich hatte bei Borussia die beste Zeit meines Lebens“, sagte er.

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