Im Borussia-Park gegen Leipzig Plakat-Botschaften für Eberl – Pfiffe und Gesänge gegen Rose

Update | Mönchengladbach · 19 Minuten lang Trillerpfeifen-Lärm bei Leipziger Ballbesitz, später eindeutige Botschaften gegen Ex-Manager Max Eberl: So reagierten Borussias Fans gegen RB Leipzig. Ex-Trainer Marco Rose kam glimpflicher davon. Was Rose, Farke und Schiedsrichter Ittrich zu den Beleididungen sagten.

Borussias Nordkurve mit einem Banner gegen Max Eberl

Foto: Rheinische Post/RP

Marco Rose mied zunächst den Innenraum des Borussia-Parks. Das Vorab-Interview für den Rechteinhaber „Sky“ gab der Ex-Gladbach-Coach in der Mixed Zone des Stadions, sodass vor dem Spiel nur die Spieler RB Leipzigs ein Pfeifkonzert der Borussia-Fans über sich ergehen lassen mussten.

„Keine Akzeptanz für RB!“, stand auf dem ersten Banner, das die Ultras am Zaun der Nordkurve angebracht hatten. Es war das erste Zeichen des Protests gegen das ungeliebte „Konstrukt“ aus Sachsen, das sich dank der Investoren-Millionen aus Österreich in Windeseile in der Spitzengruppe der Bundesliga etablieren konnte.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Protest gegen RB hatte es auch in der Vorjahren immer gegeben, nun erhielt die Antipathie jedoch zusätzliche Nahrung durch das Engagements Roses in seiner Heimatstadt Leipzig – und durch den nahenden Einstieg Max Eberls bei RB. Rose hatte anderthalb erfolgreiche Jahre bei der Borussia, ehe er im Februar 2021 bekanntgab, seine Ausstiegsklausel zu ziehen und zur Dortmunder Borussia zu wechseln. Eberl hatte derweil im vergangenen Januar seinen Manager-Posten in Gladbach niedergelegt. Er sei erschöpft und benötige Abstand vom Fußballgeschäft, sagte er damals.

Nun ist Eberl wieder bereit für die Bundesliga – was in Gladbach eine deutliche Reaktion des FPMG Supporters Club auslöste. Das Fanprojekt veröffentlichte unter der Woche einen Offenen Brief an Eberl, in dem der Ex-Manager hart angegangen wurde. Die Rede war unter anderem von einem „Schauspiel“ bei seiner Rückzugs-Pressekonferenz. Das alles erhitzte die Gemüter zusätzlich vor der zweiten Rückkehr Roses in den Borussia-Park.

Und wie schon vor einem Jahr, als er mit Borussia Dortmund 0:1 in Gladbach verlor, wurde Rose mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt, als er Arm in Arm mit seinem Gegenüber Daniel Farke das Stadioninnere betrat. Als das Spiel lief, musste sich Leipzigs Trainer auch einige unschöne Gesänge gefallen lassen. Und nach dem Spiel gab es aus der Gladbacher Kurve „Rose raus“-Rufe, in Anspielung auf die zweite Pflichtspielniederlage der Sachsen in Folge. „Ich weiß nicht, ob man dem Ganzen eine Plattform geben sollte“, sagte Rose nach der Partie zu den Schmähungen. „Ich war heute sehr gerne hier, habe viele Leute getroffen, die ich mag. Das sind die Dinge, die für mich wichtig sind. Alles andere hat ab dem Tag meiner Entscheidung jedes Maß an Sachlichkeit vermissen lassen. Deshalb muss ich das wohl so hinnehmen.“

Zu Beginn der Partie hatten sich Borussias Fans ansonsten aber darauf konzentriert, die eigene Mannschaft anzufeuern – solange sie selbst den Ball hatte. War RB Leipzig jedoch in Ballbesitz – und das war nach 45 Sekunden durch Torwart Peter Gulacsi erstmals der Fall – machten die Fans mit Trillerpfeifen einen ohrenbetäubenden Lärm, der sicherlich jeden Zuschauer ohne Leipzig-Sympathie einen hohen Gladbacher Ballbesitz-Anteil herbeisehnen ließ. Früh konnten die Borussen indes auch einmal ihre Trillerpfeifen vergessen, als Jonas Hofmann in der zehnten Spielminute das 1:0 für Gladbach erzielte.

Nach 19 Minuten endete diese Form des Protest – angelehnt an Borussias Gründungsjahr 1900. Auch das Banner verschwand nun vom Zaun, stattdessen gab es Konfetti, Fahnen und Fängesänge. Fortan stand die Unterstützung der eigenen Mannschaft im Fokus – dafür hatten die Fans nun eindeutige Botschaften für Max Eberl. In kurzen Abständen zeigten sie Banner, mit denen sie den 48-Jährigen hart angingen.

„Monateslanges Gepoker mit einem Konstrukt ohne Seele – Max Eberl, dein Sinneswandel macht uns krank“, stand auf dem ersten Banner geschrieben, dann: „Niemand hier wird je vergessen, wo wir herkommen – und wo du hingehst, du charakterloses Arschloch.“ Das dritte Plakat in dieser Richtung war noch expliziter, sodass auch Schiedsrichter Patrick Ittrich reagierte und über den Stadionsprecher eine Unterbrechung der Partie androhen ließ, sollte das Plakat nicht umgehend wieder verschwinden. Das tat es dann auch bald. Borussia ging kurz darauf mit einer 2:0-Halbzeitführung in die Kabine.

Schiedsrichter Ittrich äußerte sich nach der Partie im TV-Interview bei „Sky“ zu besagtem Plakat, auf dem RB Leipzig als „Hurensohnverein“ bezeichnet und sein Trainer sowie der designierte Sportchef ebenfalls mit dem H-Wort beschimpft wurden: „Ich habe das Banner selbst wahrgenommen. Bei solchen Spruchbändern mit Beleidigungen und Schmähungen habe ich eine relativ kurze Leine. So etwas muss unterbunden und klar gegen vorgegangen werden“, sagte Ittrich.

Borussias Trainer Daniel Farke hatte derweil keine Sorge, dass das Spiel schlimmstenfalls hätte abgebrochen werden müssen. „Ich habe in den letzten drei Monaten Borussia Mönchengladbach als Verein voller Stil und voller Klasse kennengelernt, und das gilt auch für die Fans. Wenn du bei einem Traditionsverein bist und da eine hohe Emotionalität ist, dann überspitzt du manchmal Dinge und schießt auch mal über ein gewisses Maß hinaus, das nicht okay ist. Doch ich glaube, so habe ich unsere Fans kennengelernt: Wenn man das tut, dass man dann auch relativ schnell reagiert und sich wieder auf ein gesundes Maß einlässt. Deswegen hatte ich nie die Sorge, dass irgendetwas eskalieren könnte“, sagte Farke, der ansonsten ausschließlich Fragen zum gelungenen Spiel seiner Mannschaft und dem 3:0-Erfolg beantworten durfte.