Pokalsieger von 1973 trafen sich Netzer, Vogts, Heynckes – die größten Borussen mal wieder vereint

Mönchengladbach · Am Rande des Spiels gegen RB Leipzig kamen Gladbachs Pokalsieger von 1973 mal wieder zusammen. Was Vize-Präsident Rainer Bonhof und Ur-Borusse Berti Vogts dazu sagen und was Vogts über die aktuelle Situation bei Borussia denkt.

Die Pokalsieger von 1973 beim Treffen im Borussia-Park.

Die Pokalsieger von 1973 beim Treffen im Borussia-Park.

Foto: Ja/Christian Verheyen (chv)/Borussia

In der großen Zeit Borussias in den 1970er Jahren dichteten die Fans: „Netzer, Vogts und Heynckes Jupp holen den Europa-Cup!“ Nun, der Satz kam in der Realität nie zur Anwendung. Zwar gewann Gladbach tatsächlich zweimal den Uefa-Cup, 1975 und 1979, doch waren die drei größten Borussen in beiden Fällen nicht vereint in den Siegerteams. Netzer ging 1973 zu Real Madrid nach dem DFB-Pokalsieg, dem zweiten Titel, den die drei gemeinsam holten nach der Meisterschaft von 1971.

Netzer war das stilbildende Genie, Vogts ist der Ur-Borusse, der seinen Klub nie verließ und als einziger des Trios alle fünf Meisterschaften mitgewann, Heynckes ist bis heute der beste Torschütze aller Gladbacher Zeiten. Nun kamen sie am vergangenen Samstag mal wieder zusammen im Borussia-Park zur Ehrung der 1973er Pokalsieger. „Das hat es lange nicht gegeben“, sagte Wolfgang Kleff, der Meistertorwart von einst.

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Tatsächlich ist es vier Jahre her, dass Netzer, Vogts und Heynckes vereint waren – bei der Eröffnung des Vereinsmuseums „Fohlenwelt“ 2019. Alle drei haben viel dazu beigetragen, dass die Gladbacher Stoff für ein ganzes Museum haben. Netzer wurde sogar schon eine eigene Sonderschau gegönnt.

Nun war ein komplettes Team erschienen zur Pokalsieger-Zusammenkunft in den VIP-Bereichen des Gladbacher Stadions. Der damalige Co-Trainer und spätere Klub-Präsident Karl-Heinz Drygalsky sowie neben Netzer, Vogts, Heynckes die Ex-Spieler Bernd Schrage, Uli Stielike, Bernd Rupp, Hartwig Bleidick, Christian Kulik, Rainer Bonhof, Herbert „Hacki" Wimmer, Uli Surau und Kleff waren da.

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Der eine oder andere Borussia-Freund wird insgeheim das Team mit denen, die zum Treffen kamen, noch mal aufstellen, zum Beispiel so: Kleff (Schrage) - Vogts, Bleidick, Surau - Bonhof, Stielike, Wimmer, Kulik - Netzer - Rupp, Heynckes. Die Seite im Gästebuch der Borussen, in der sie sich eingetragen haben, lässt sicherlich Fanherzen höherschlagen.

„Die Vorfreude auf dieses Wiedersehen war groß. Schließlich liegt das letzte Zusammenkommen bereits zehn Jahre zurück“, sagte Bonhof, Vizepräsident bei Borussia und 1973 Vorlagengeber bei Netzers legendärem Tor. „Es war toll, alle mal wieder zu treffen“, sagte Vogts.

Beim Pokalfinale vor 50 Jahren hätte Heynckes dafür sorgen können, dass es nicht die Netzer-Gala geworden wäre, die es wurde. Denn er hatte eine Elfmeter-Chance beim Stand von 1:1, doch er verschoss. So war es Netzer, der nach seiner Selbsteinwechslung mit seinem Tor den Pokal für Gladbach gewann.

Für den, der Netzer mit seiner Laufarbeit den Rücken freihielt, was es „das schönste“ seiner 469 Spiele als Borusse, das gab Wimmer während des Treffens der Borussia-Heroen von einst bei einem kurzen Auftritt im Borussia-Park im Vorfeld des Spiels der Jetztzeit-Gladbacher gegen RB Leipzig (0:1) bekannt. Wimmer war Kapitän anstelle Netzers, weil der nicht spielte. Vogts hatte abgelehnt, als Trainer Hennes Weisweiler ihm die Binde anbot, aus Freundschaft zu Netzer.

Dass die Borussen von einst gern einen Sieg gesehen hätten gegen RB Leipzig, versteht sich. Und, dass Männer wie Heynckes (insgesamt 298 Tore für Gladbach), Netzer (137 Tore), Rupp (100 Tore) und Wimmer (68 Tore), die federführend daran beteiligt waren, dass Borussia den Kosenamen „Torfabrik“ bekam, die Null bei der Torausbeute immer kritisch sehen.

Die Altvorderen machen sich natürlich Gedanken um „ihre“ Borussia wegen der schmalen Punktausbeute nach fünf Spielen und der damit verbundenen Nähe zur Abstiegszone. Sie alle verfolgen den Klub noch immer mit einem liebevoll-kritischen Blick. „Gerardo Seoane ist ein guter Trainer, ich traue ihm zu, dass er Borussia wieder auf Vordermann bringt. Die Mannschaft muss das, was der Trainer vorgibt, besser umsetzen – dazu braucht es Führungsspieler, die die anderen mitnehmen“, sagte Vogts.

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