Borussia Gladbach nach Baillys Eigentor fast am Ende

Pechvogel Logan Bailly flüchtete mit tief ins Gesicht gezogener Mütze kommentarlos aus dem Stadion, seine Mitspieler und Trainer Lucien Favre bemühten die üblichen Durchhalteparolen: Doch nach der bitteren 0:1-Heimniederlage im Kellerduell gegen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern benötigt Schlusslicht Borussia Mönchengladbach schon ein Fußball-Wunder, um den dritten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte noch zu verhindern. "Es tut sehr weh", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Ein kurioses Eigentor von Torhüter Bailly in der 61. Minute nach einem harmlosen Eckball von Christian Tiffert zerstörte alle Gladbacher Hoffnungen auf eine erfolgreiche Aufholjagd im Bundesliga-Endspurt. "Das war ein Ball, den er fangen muss", stellte Eberl fest. Tat er aber nicht. Stattdessen faustete sich Bailly im Stile eines Volleyballers den Ball zum Schock für Mitspieler und Fans ins eigene Netz.

Es war nicht der erste dicke Fehler des belgischen Nationaltorhüters in dieser Saison. Nachdem er in der Hinrunde nach einigen Patzern schon von den eigenen Fans verhöhnt wurde, setzte ihn Ex-Trainer Michael Frontzeck auf die Bank. Favre machte diese Entscheidung bei seinem Amtsantritt am 14. Februar allerdings wieder rückgängig und bestimmte Bailly zur Nummer eins.

Rückendeckung erhielt der 25-Jährige von seinen Mitspielern. "Wir verlieren als Mannschaft und gewinnen als Mannschaft", sagte Martin Stranzl, während Mohamadou Idrissou anfügte: "Wir haben Pech gehabt, das ist ganz bitter, aber so etwas kann passieren. Logan Bailly war natürlich sehr fertig, als er in der Kabine saß. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat und ärgert sich selbst am meisten über das Gegentor."

Das Gegentor hat die Borussia der zweiten Liga einen gewaltigen Schritt nähergebracht, auch wenn Favre und seine Spieler nach außen Kampfgeist demonstrierten. "Wir sind sehr enttäuscht. Aber es sind noch 21 Punkte im Spiel. Es wird schwer, aber ich bin realistisch optimistisch", so der Favre, der offen ließ, ob er Bailly auch im Gastspiel bei Rekordmeister Bayern München (2. April) ins Tor stellen wird.

Auch Stranzl wollte trotz der desolaten Leistung gegen Kaiserslautern und der bereits neunten Heimniederlage in dieser Saison die Hoffnung noch nicht aufgeben. "So lange rechnerisch noch alles möglich ist, darf man den Glauben nicht verlieren", meinte der Innenverteidiger.

Auf die Gladbacher wartet aber ein schweres Restprogramm. Gegen die Pfälzer wirkte die Mannschaft übernervös. Jeder habe gespürt, wie die Mannschaft immer unsicherer geworden sei, sagte Eberl: "Wir haben noch sieben Spiele, um uns professionell zu verhalten."

Während die Gladbacher sich im Tal der Tränen befinden und verstärkt für Liga zwei planen können, feierten die "Roten Teufel" mit dem ersten Auswärtssieg der Rückrunde einen Befreiungsschlag. "Es war ein Schritt, aber nicht mehr", meinte Trainer Marco Kurz, dessen Team nun schon acht Zähler vor den Gladbachern liegt.

Eine konzentrierte Leistung in der Abwehrarbeit genügte dem FCK, um das Spiel unter Kontrolle zu haben. Nun wollen die Pfälzer den Rückenwind nutzen und nachlegen. "Wir wollen und müssen weiter arbeiten. Das nächste Spiel ist gegen Bayer Leverkusen - da spielen wir auch auf Sieg", erklärte Mathias Abel.

Ob dann erneut der 20-jährige Kevin Trapp wie bei den Siegen gegen Freiburg und gegen Mönchengladbach im Tor stehen wird, ließ Kurz offen. "Ich habe zwei Wochen Zeit, um eine Entscheidung zu treffen", meinte Kurz. Trapp hatte Stammkeeper Tobias Sippel souverän vertreten. Sippel fiel gegen Freiburg mit einer Grippe aus, vor dem Spiel in Gladbach war er nach eigenen Angaben noch nicht bei hundert Prozent.

(SID/chk)
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