Borussias Mitgliederversammlung Virkus und Farke zwischen Kritik und Applaus

Mönchengladbach · Borussias Manager Roland Virkus erklärte auf seiner zweiten Mitgliederversammlung in dieser Position seine Zukunfts-Pläne. Trainer Daniel Farke setzte sich ausführlich mit den Ansagen der Fans auseinander. Dabei ging es nicht immer versöhnlich zu, doch es gab genauso Applaus.

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Farke und Virkus stehen Borussias Fans Rede und Antwort

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Für Daniel Farke war es ein Debüt - und es gab einen „warmen Applaus“, der ihm, wie Farke zugab, guttat. Der Trainer ging in die Offensive und gewann die rund 1200 Menschen, die zur Mitgliederversammlung ins Stadion im Borussia-Park gekommen waren, damit für sich. „Sie werden sicher einige brennende Fragen an mich haben, zum Beispiel, warum so spät gewechselt wird oder warum die Jungs nicht laufen“, sagte Farke.

Tatsächlich war vor allem die Intensität ein großes Thema bei der bei Mitgliederversammlungen üblichen Aussprache mit den Fans unter Tagesordnungspunkt 7. Für einen neuen Trainer, gab er zu, sei es nicht wirklich schön, in seiner ersten Saison im „Niemandsland der Tabelle“, wie sein Mittelfeldspieler Christoph Kramer zuletzt gesagt hatte, zu stehen.

„Demut, Dankbarkeit, Respekt, empfinde er und eine große Verantwortung“, sagte Farke, der sich als Trainer „eines ganz großen Vereins“ definierte, einen Verein, der aus „sportlich und emotional herausfordernden Jahren kommt“, sagte Farke rückblickend. Was die  Zukunft angeht, war Roland Virkus ganz ehrlich: „Wir haben uns auf einen Weg begeben, der nicht einfach ist“, sagte Borussias Sportdirektor am Montagabend bei der Mitgliederversammlung der Borussen in der Südkurve des Stadions. Er warb für Geduld, die es brauchen werde, um die erhoffte Stabilität wieder herzustellen. Dass es dafür nicht nur Zustimmung geben würde, wird Virkus vorab klar gewesen sein.

Dass der Wankelmut der Saison die Fans verunsichert, wurde bei der Aussprache deutlich. „Man hört nichts, ich mache mir Sorgen“, sagte ein Fan in Richtung Virkus und Farke. Virkus gab nach seinem Rückblick auf die bisherige Saison Einblick in die Planungen für die neue. Es gibt mit der Bekenntnis zum Ballbesitzfußball, für den der Trainer Farke steht, und dem „Borussia-Weg“ mit dem Drei-Säulen-Modell deutlich vorgegebene Leitfäden. „Wir wollen dominant spielen, technisch hochwertig und an unserer Resilienz arbeiten“, so Virkus.

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Die Ziele bei der Erneuerung des Kaders: „Die fußballerische Qualität soll erhalten bleiben und es sollen fußballerische Qualitäten hinzugefügt werden, um in der neuen Saison gegen Gegner, mit denen wir uns jetzt schwergetan haben, zu gewinnen“, sagte Virkus. „Wir wollen“, und damit gab er den Fans Recht, „Intensität und Haltung zufügen und die Führungsstruktur stärken und neu organisieren. Und wir wollen Stabilität in den Leistungen, in Tabellenplätzen und in der Stimmungslage“, sagte der Manager, der auch ankündigte, dass ein „zentraler Stürmer“ geholt und die „Führungsstruktur neu aufgebaut“ werde mit Spielern wie „Jonas Omlin, Jonas Hofmann, Florian Neuhaus, Christoph Kramer und eventuell Julian Weigl“, den Virkus fest verpflichten will von Benfica Lissabon.

Die Stimmung ist derzeit brüchig, das war auch bei der Versammlung zu spüren. Virkus und Farke bekamen Applaus, aber mussten sich auch Kritik gefallen lassen und sich für die Situation und ihre Entscheidungen rechtfertigen. Die Saison ist kein Selbstläufer und das war für die sportlichen Macher auch die Mitgliederversammlung nicht.

Auch die Mannschaft wurde angesprochen von den Fans. „Es liegt nicht nur am Trainer“, sagte ein Fan. Weswegen viele Fans gern Spieler wie Luca Netz anstelle von Ramy Bensebaini sehen und auch Marcus Thuram, der wie Bensebaini den Klub verlassen wird, nicht mehr regelmäßig aufstellen würden. „Es ist eine Aufgabe, die wir in den letzten Spielen haben werden“, kündigte Virkus an. Farke stellte sich indes vor seine Spieler, auch vor Thuram. „Wenn er so arbeitet wie im letzten Spiel, bekommt er immer meinen Support“, stellte Farke klar.

Der Trainer gab auch Einblicke in seine Gedankenspiele bei der wöchentlichen Team-Konstruktion. Er ging detailliert auf die Anliegen der Fans ein - so offen sprach zuletzt kein Trainer auf einer Mitgliederversammlung der Borussen.  „Er hat am Anfang gesagt: D wie Dauerlösung. Ich bin mir sicher, dass das etwas werden wird“, schloss ein Fan versöhnlich. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Michael Hollmann sieht trotz allen kritischen Anmerkungen den Klub auf einem guten Weg. „Man kann ganz viele Dinge erkennen, die in die richtige Richtung gehen Wir glauben an die positive Zukunft“, sagte Hollmann.

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