Dank Hofmanns Ecken Borussia führt die Standard-Tabelle an

Mönchengladbach · Unter Adi Hütter war Borussia in dieser Disziplin wenig erfolgreich, davor unter Marco Rose aber schon. An die Stärke bei Standardsituationen knüpft Borussia unter Daniel Farke nun wieder an. Zwar sind es bislang nur Ecken, die zum Erfolg führen, jedoch auf höchst unterschiedliche Weise.

Borussia Mönchengladbach: Startelf gegen Union Berlin
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So könnte Borussias Startelf gegen Union aussehen

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Foto: dpa/Uwe Anspach

In den öffentlichen Trainingseinheiten bei Borussia Mönchengladbach lässt sich fast alles beobachten, Standards werden dagegen meist hinter verschlossenen Türen geübt. Was genau der Plan war und was dem Zufall entsprang, ist deshalb oft schwer zu bestimmen. Doch der Ertrag ist messbar – und bescheinigt Borussia einen standardmäßig starken Saisonstark.

Mit dem SC Freiburg teilt sich Daniel Farkes Mannschaft Platz eins, am Samstag beim VfL Wolfsburg erzielte Marcus Thuram das sechste Tor nach einem ruhenden Ball. Bei Borussia waren es durchweg Eckbälle, die zum Erfolg führten, keine Freistoß-Hereingaben, geschweige denn direkte Freistöße. Wobei Ramy Bensebaini in der Schlussphase den bislang besten Gladbacher Versuch der Saison abgab, mehr im Granit-Xhaka- als im Juan-Arango-Style.

Der FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Union Berlin kommen auf fünf Standard-Tore (Elfmeter werden separat gezählt). Und damit liegen auch in dieser Saison die üblichen Verdächtigen vorne. Wobei Union eine schwache Vorsaison hatte in einer Paradedisziplin (nur sechs Tore), dafür gewann Freiburg (19) die Standard-Meisterschaft vor den Bayern (18) und Frankfurt (14). Auch Gladbach war unter Adi Hütter dürftig unterwegs mit acht Treffern, lediglich drei Teams (neben Union die Absteiger Arminia Bielefeld und SpVgg Greuther Fürth) waren weniger erfolgreich. Dabei hatte von 2018 bis 2021, als Hütter in Frankfurt Trainer war, kein Klub auf diese Weise häufiger getroffen.

Borussia Mönchengladbach: Noten-Übersicht in der Saison 2022/23
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Die Durchschnittsnoten der Gladbach-Profis

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Nun knüpft Borussia wieder an 2020/21 an, als vieles nicht gut war, sich die Standardbilanz unter Marco Rose aber sehen lassen konnte. Die 14 Treffer von damals übertraf Gladbach nur 2012/13 unter Lucien Favre mit 16, die Daten seit 2009 sind einsehbar. Hochgerechnet liegt die Farke-Borussia damit auf Rekordkurs, woran Jonas Hofmann einen großen Anteil hat. Einen Assist sammelte er zwar nur im Derby gegen Köln beim bislang direktesten Eckball-Tor durch Marvin Friedrich – Hereingabe, Schulterblatt, drin. Die weiteren fünf führte aber auch alle Hofmann aus.

Zum Auftakt gegen die TSG Hoffenheim köpfte Ko Itakura eine Hofmann-Ecke in die Mitte, wo Bensebaini per Fallrückzieher traumhaft traf. Beim späteren 3:1 führte Hofmann kurz aus, spielte einen Doppelpass und legte am Strafraum quer zu Alassane Plea, der in der Mitte Nico Elvedi fand. Beim FC Schalke am zweiten Spieltag verursachte Hofmanns Hereingabe eine Kerze in der Mitte, Torwart Alexander Schwolow glitt der Ball durch die Finger, Thuram staubte ab. Es folgten schwächere Wochen, die Qualität der Hofmann-Ecken war zwischenzeitlich überschaubar. Gegen RB Leipzig klärte dann der Gegner zu Lars Stindl, der den Ball wieder in den Strafraum flankte, wo Bensebaini per Chip vollendete. Und dann war da eben noch das Tor zum 2:1 in Wolfsburg, als Thuram im zweiten Versuch traf.

Mit ihren sechs Toren sind die Borussen Überperformer nach ruhenden Bällen, daraus resultierende Abschlüsse produzierten nämlich nur 3,8 Expected Goals. Auch Freiburg und Frankfurt machen besonders viel aus ihren Chancen nach Standards, während Köln als eigentlich gefährlichstes Team im Ausbeute-Minus ist.

Auch wenn die Statistik es anders sieht, hat Borussia sogar noch drei Standard-Tore mehr erzielt: In München schlug Christoph Kramer den Ball nach einem Einwurf in der eigenen Hälfte weit nach vorne, wo Thuram ihn erlief und traf. Gegen Leipzig folgten auf eine abgewehrte Ecke acht Stationen, bis Hofmann selbst mal abstaubte. Und wenig später war es eine Leipziger Ecke, die Gladbach ein Tor bescherte – Thuram luchste David Raum den Ball ab und bediente Hofmann. Auch das lässt sich trainieren, zur Not hinter verschlossenen Türen. Zudem zeigt Borussia, dass Standardstärke nicht zwingend mit Kopfballstärke zusammenhängt. Da Thuram in Wolfsburg mit dem Fuß erfolgreich war, wartet Farkes Mannschaft weiter auf ein Kopfballtor.

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