Borussias Franzosen mit Job-Teilung Plea und Thuram auf ihre Art typisch

Mönchengladbach · Alaassane Plea zeigte beim 1:1 gegen die Bayern seine Coolness vor dem Tor, Marcus Thuram hätte mindestens einen Elfmeter bekommen müssen nach für ihn üblichen Aktionen. Die Frage ist: Sind beide am Ende der Wechselperiode noch da?

Marcus Thuram geht im Duell mit Dayot Upamecano zu Boden.

Marcus Thuram geht im Duell mit Dayot Upamecano zu Boden.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Marcus Thuram hatte einen Fanklub, der hatte sich im Oberrang des Borussia-Parks platziert. Als der Franzose sich bereit machte für seinen ersten Einsatz dieser Saison im Spiel gegen die Bayern, gab es lautstarke Anfeuerungsrufe aus der Höhe: „Marcus! Marcus!“ Sie scheinen ihn tatsächlich angespornt zu haben, denn er bereitete in den 26 Minuten seiner Schaffenszeit dem deutschen Rekordmeister doch einige Sorgen – und zwar mit ganz typischen Thuram-Aktionen.

Dazu gehört, mit viel Tempo in den Strafraum des Gegners reinzugehen. Thuram ist daher ein Experte darin, Elfmeter herauszuarbeiten. Denn wenn er mit seinem mächtigen Körper in der Gefahrenzone schnell und wendig unterwegs ist, braucht es nicht viel, um ihn aus dem Tritt und zu Fall zu bringen. Er hat schon reichlich Strafstöße fabriziert auf diese Weise.

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Dass es am Freitag keinen Elfmeter gab, war für die Borussia einigermaßen unfassbar. In der 77. Minute sowie in der 81. traf ihn Bayern-Neuling Dayot Upamecano am Bein, im ersten Fall fingerte er auch Trikot des Landsmann herum, doch jeweils blieb die Pfeife von Schiedsrichter Marco Fritz stumm, auch der Hintergrundcheck in Köln durch den Videoassistenten Christian Dingert änderte nichts an der Tatsachenentscheidung von Fritz, wie via Anzeigetafel mitgeteilt wurde. Mindestens einen der beiden Strafstöße hätte es geben können, wenn nicht müssen.

Der, für den Thuram in der 64. Minute ins Spiel kam, hatte es zuvor ebenso gemacht wie sein Landsmann: Alassane Plea. Er zeigte in der 10. Minute, was ihn insbesondere auszeichnet, die absolute Coolness vor dem Tor nämlich. Nach der gemeinsamen Balleroberung von Stefan Lainer, Christoph Kramer und Patrick Herrmann, dem Pass von Herrmann und der Weiterleitung von Lars Stindl, der damit im zweiten Pflichtspiel die zweite Torbeteiligung einsammelte, nahm Plea den Ball an und schoss dann mit links mitten hinein ins bayerische Tor. Manuel Neuer war ohne Chance. Schon einmal hatte Plea das 1:0 gegen die Bayern erzielt, 2018. Da gab es indes in München ein 3:0, nun endete die Partie 1:1.

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Nun aber vollbrachte Plea Historisches. Erstmals seit dem 9. August 1975, als Henning Jensen Borussia in Hannover mit 1:0 in Führung brachte beim letztendlichen 3:3, schoss ein Gladbacher das erste Tor einer Saison. Es war sein einziger Abschluss an diesem Abend, Plea hat also nun eine Hundertprozent-Quote: ein Schuss, ein Tor. Zehn weitere Versuche der Borussen führten gegen die Bayern nicht zum Erfolg, ihnen fehlte die Plea’sche Abschlussqualität.

So war es auch beim Kollegen Thuram, mit dem sich Plea sozusagen den Job als Mittelstürmer teilte. Denn dort, im Zentrum, spielte Plea gegen München, Stindl, der den Auftrag beim Pokalspiel in Kaiserslautern in Pleas Abwesenheit hatte, rückte auf die Zehner-Position zurück. „Wir wollten in Kaiserslautern kein Risiko bei Alassane eingehen und ich denke wir haben alles richtig gemacht“, sagte Trainer Adi Hütter.

Die Zahlen belegen seine These. Beide Herren, die er von Beginn an als zentrale Angreifer auserkoren hat, trafen, Stindl auf dem Betzenberg, Plea nun in dem Borussia-Park. Dem dritten Mittelstürmer der Saison, Thuram, fehlte nur wenig zum Tor, siehe oben. Doch er und auch Keanan Bennetts, der wie Jonas Hofmann ebenfalls ins Spiel kam, machten noch mal Dampf und sorgten mit dafür, dass die Schlussphase nach einer längeren Druckphase der Bayern im zweiten Durchgang an Gladbach ging.

Plea und Thuram waren als mögliche Klubwechsler im Gespräch. Dass Plea mit seinem Tor im medial weltweit beachteten Bayern-Spiel vielleicht noch mal auf sich aufmerksam gemacht hat und ein Abgang bis zum 31. August, dem letzten Tag der Wechselperiode, doch noch ein Thema wird, ist nicht völlig auszuschließen. Und auch nicht, dass er dann nach drei Jahren Borussia verlässt. Grundsätzlich ist bei Thuram denkbar, dass er noch entschwindet, doch ist bei ihm die Schmerzgrenze für die Borussen viel, viel höher, den Sohn von Frankreichs Rekordspieler Lilian Thuram wird Gladbach nur unter besonderen finanziellen Umständen abgeben.

Stand jetzt kann Hütter aber auf Plea und Thuram setzen, und das dürfte auch der Trend über die Transferphase hinaus sein. Die Vorzüge seiner Offensiv-Franzosen hat er gleich live und in Farbe besichtigen dürfen beim Bundesliga-Auftakt. Der eine ermöglichte ihm den ersten Bundesliga-Torjubel als Gladbach-Trainer, der andere war unverschuldet mitverantwortlich dafür, dass Hütter als erster Trainer der Saison Gelb sah. Denn Thurams Elfmeter-Szenen regten den Trainer mächtig auf, was er auch lautstark kundtat in Richtung Schiedsrichter.

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