Borussias Pechvogel Mamadou Doucouré - Chronologie seiner Verletzungs-Geschichte
Seit 2016 ist Mamadou Doucouré bei Borussia Mönchengladbach. Aufgrund von Verletzungen hat er nur zwei Pflichtspiele für die Profis machen können. Wir zeichnen den Weg des Franzosen seit seinem Wechsel von Paris Saint-Germain nach. Doucouré nimmt im Herbst 2023 noch mal Anlauf in Borussias U23, 2024 läuft sein Vertrag aus.

Doucouré ist gerade 18 Jahre alt geworden, als Borussia ihn im Juni 2016 aus der U19 von PSG verpflichtet. Das Top-Talent könnte noch eine Saison für die A-Junioren spielen, ist aber gleich für die Profis eingeplant, um dort behutsam an die Bundesliga herangeführt zu werden.

In seinem letzten Spiel für PSG im Mai 2016 hat Doucouré allerdings einen Muskelbündelriss im Oberschenkel erlitten. Mitten in der Reha erleidet der Innenverteidiger den ersten Rückschlag. Im Oktober 2016 gibt Borussia bekannt, dass Doucouré erst in der Vorbereitung auf die Rückrunde wieder einsteigen werde.
Im Januar 2017 fliegt Doucouré wie geplant ins Trainingslager nach Marbella - der Trainer heißt inzwischen nicht mehr André Schubert, sondern Dieter Hecking. Der damals 18-Jährige lässt es noch ruhig angehen, präsentiert sich aber guter Dinge.

Doch im Trainingslager ereilt Doucouré der nächste Rückschlag, wieder ein Muskelbündelriss. Er muss im Februar 2017 sogar operiert werden, die Mannschaft wünscht ihm per Videobotschaft alles Gute. Seit der OP erinnert eine lange Narbe an seinem Oberschenkel an die Verletzung.
Im Juli 2017 stößt Doucouré nach einem Jahr als Borusse dann erstmals richtig zur Mannschaft, fährt diesmal als vollwertiges Mitglied ins Trainingslager an den Tegernsee. Damals schon ständig an seiner Seite: Ibrahima Traoré. Der wird für Doucouré zu einem großen Bruder.
Aber es geht nicht voran wie gewünscht. Bald darauf muss Doucouré wieder kürzertreten, begibt sich diesmal in seiner französischen Heimat in die Reha. Im September 2017 ist er zurück, steigt im Oktober 2017 wieder ins Training ein. Sofort blitzen, wie immer, seine Fähigkeiten auf.

Im Dezember 2017 ist Doucouré so nah dran wie nie zuvor: Zum Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg reist er als 19. Mann mit, schnuppert am Bundesliga-Kader. Doch nur drei Tage später erleidet er den dritten Muskelbündelriss. „Wenn man es positiv sehen kann, ist es nicht der operierte Oberschenkel, sondern der andere“, sagt Trainer Hecking.

Im Februar 2018 begrüßen die Kollegen Doucouré zurück auf dem Trainingsplatz. Hecking betont, erst zur nächsten Saison mit ihm zu planen, es besteht die Hoffnung aufs Debüt in einem Testspiel im März. So weit kommt es jedoch nicht: Nach wenigen Wochen im Training zieht sich Doucouré einen Muskelteilriss zu.

Der nächste Anlauf im Juli 2018: Doucouré will erst mal nicht reden, sondern sich ganz auf sein Comeback konzentrieren. Behutsam baut Borussia ihn auf. „Wenn wir jetzt vom 1. Oktober, 1. Dezember oder 1. Februar sprechen, kommt er in den Stress, das erfüllen zu wollen“, sagt der damalige Chef des „Medical Park“ im Borussia-Park. „So weit wie jetzt war er noch nie, seit ich Trainer bin“, freut sich Hecking Ende August 2018.

Im September 2018 berät sich Hecking noch mal mit allen Entscheidungsträgern, ob ein Einsatz in einem Testspiel gegen den VfL Bochum Sinn ergeben würde. „Wir wollen ihm einfach das Gefühl geben, mal ein Trikot anzuhaben für Borussia“, sagt Hecking. Und tatsächlich ist es dann so weit.
„Ich kann es kaum in Worte fassen“, sagt Doucouré nach seinem Einsatz in Willingen.

Im Oktober 2018 dann die nächste Premiere: Erstmals steht Doucouré in der Startelf, diesmal in einem Testspiel beim Wiener Sport-Club. Nach 45 Minuten wird er vorsichtshalber ausgewechselt, aber die Muskulatur hält.
Es folgen im November 2018 die ersten Einsätze in der U23: erst über 60, dann über 75 Minuten. Doch die bis dahin längste Serie ohne Verletzung endet in einem Test der Profis gegen Preußen Münster, der vierte Muskelbündelriss in zweieinhalb Jahren.

Im April 2019 ist Doucouré zurück auf dem Trainingsplatz. „Mamadou ist ein hochemotionales Thema für uns. Gerade menschlich wünschen wir uns für ihn, dass er gesund bleibt und weiter so gute Fortschritte macht. Er hat sich das absolut verdient. Wir im Verein fiebern alle mit ihm, dass er es jetzt packt“, sagt Co-Trainer Dirk Bremser. Er und Hecking werden am Saisonende abgelöst - in zweieinhalb Jahren unter dem Trainerteam hat Doucouré weiterhin kein Pflichtspiel absolviert.
Im Sommer arbeitet Doucouré hart an seiner Fitness und Stabilität. Als Marco Rose im Juli 2019 loslegt, ist er direkt mit dabei im Training - nicht mehr mit der 29, sondern mit der 4 auf dem Rücken, die ihm mehr Glück bringen soll. „Ich habe sehr viel Gutes über den Jungen gehört. Leider ist seine Verletzungshistorie bis hierhin sehr dramatisch“, sagt Rose.
Und es geht voran: Im Oktober 2019 steht Doucouré erstmals im Profikader, in der U23 spielt er sechsmal und steigert sich wieder auf 74 Minuten. „Die Leidenszeit von Mamadou war sehr lange – und ich sage bewusst: war“, sagt Manager Max Eberl.
Im Herbst 2019 bremst ihn jedoch eine Muskelverhärtung aus. Nichts Schlimmes, im Vergleich zu dem, was er schon erlebt hat. Im Trainingslager in Jerez de la Frontera im Januar 2020 nimmt Doucouré wieder Anlauf. Eberl stellt klar, dass er bleiben und nicht verliehen werden soll.
In all der Zeit ist Ibrahima Traoré eine große Stütze für Doucouré. „Einmal kam ich nach Hause und Mamadou saß schon bei mir rum. Stellen Sie sich das mal vor!“, sagte Traoré mal lachend. „Und er hat noch nicht mal was gekocht, das musste ich dann machen.
Im Februar 2020 läuft Doucouré wieder in der U23 auf, Borussia verlängert seinen Vertrag bis 2024 und sendet ein Signal. „Wir setzen voll auf Mamadou und glauben an sein großes Talent. Er kann und soll in Zukunft noch ein wichtiger Spieler für uns werden“, sagt Eberl. Kurz darauf sorgt nicht eine Verletzung dafür, dass Doucouré nicht mehr für die U23 spielen kann - der Ausbruch der Corona-Pandemie beendet im März 2020 vorzeitig die Saison.

Dafür steht Doucouré nach dem Restart der Bundesliga wieder im Profikader. Im Juni 2020 ist es dann wirklich so weit, der große Moment: Gegen Union Berlin wird er eingewechselt für Florian Neuhaus. Traoré ist zu Tränen gerührt, so wie viele Fans vor dem Fernseher, die alle nicht im Stadion sein können - es ist die Zeit der Geisterspiele.

Marcus Thuram lässt es sich nicht nehmen, seinen Eckfahnen-Jubel mit Doucourés Trikot zu zelebrieren. Im Heimspiel gegen Wolfsburg kommt Doucouré noch mal zu einem Kurzeinsatz - sein bis heute letzter in einem Pflichtspiel der Profis.
Im September 2020 ist es weiterhin eine besondere Nachricht, wenn Doucouré für die Profis aufläuft. Im Testspiel in Venlo macht er einen guten Eindruck, hat zwischenzeitlich aber mal geschont werden müssen.

Beim Saisonstart der U23 steht Doucouré in der Startelf, dann ist er erst einmal kaum zu sehen. „Individuelle Belastungssteuerung“ heißt es zu der Zeit, im November 2020 wird er dann sukzessive wieder ins Teamtraining integriert, es folgt eine kleine Blessur. Ab Dezember 2020 macht Doucouré erstmal Heimaturlaub in Paris, um den Kopf freizubekommen.

„Wir werden Mamadou nicht fallen lassen“, betont Eberl. Langsam tastet sich Doucouré im Frühjahr wieder heran, dann der große Schock im April 2021: Im Training reißt die Achillessehne, auch seine Kollegen sind am Boden zerstört. Traoré bricht unter Tränen ab. „Wir sind alle sehr traurig über das, was mit Mams passiert ist“, sagt Denis Zakaria. Vor dem Spiel gegen Bielefeld posieren die Spieler mit Doucouré-Trikots für ein Foto, Breel Embolo widmet ihm seine Tore.
Im Sommer 2021 fehlt Doucouré auf dem Mannschaftsfoto, er pendelt in der Reha zwischen Gladbach und Paris. So langsam kann er zu dieser Zeit wieder ans Joggen denken, aber der Weg ist noch weit.
Im Herbst 2021 beginnt Doucouré mit dem Aufbautraining, die Abläufe unterscheiden sich nicht von anderen Rekonvaleszenten, Ende des Jahres kehrt er ins Mannschaftstraining zurück.
Im Januar 2022 steht er einmal im Profikader unter Adi Hütter, seinem vierten Trainer im sechsten Jahr bei Borussia. Aber es ist mehr eine schöne Geste als die Aussicht auf einen Einsatz. „Ich wollte ihm diese Motivation geben für die Zukunft“, sagt Hütter.
Bevor er im April 2022 nach anderthalb Jahren sein Comeback in der U23 unter Heiko Vogel feiert, hat Doucouré zwischenzeitlich wieder muskuläre Probleme. Aber bis zum Saisonende ist er noch fünfmal im Einsatz und hilft im Abstiegskampf in der Regionalliga, zum Abschluss 75 Minuten lang.
Zum Auftakt unter Daniel Farke im Juni 2022 ist Doucouré bei den Profis, die Verantwortlichen lassen ihn die Vorbereitung aber bei der U23 absolvieren, ganz ohne Druck. Ende August 2022 spielt er erstmals seit der Jugend 90 Minuten durch. „Für ihn ist es wichtig, dass er in einen Rhythmus kommt, um Selbstvertrauen in seinen Körper und sein Spiel zu bekommen“, sagt Farke.
Im September 2022 wird Doucouré gegen Wattenscheid allerdings nach 23 Minuten ausgewechselt, das Knie bereitet Probleme. „Es ist zum Glück eine normale Verletzung, gut, dass es nicht muskulär ist“, sagt Nachwuchsdirektor Mirko Sandmöller über den mittlerweile 24-Jährigen.

Im Dezember 2022 ist Doucouré zurück, trainiert wieder ein wenig. Als im Borussia-Park das „Legendenspiel“ stattfindet, hat er einen Übernachtungsgast: Traoré kommt bei Doucouré unter und besucht seinen engen Freund.
Anfang 2023 meldet sich Doucouré in der U23 zurück, spielt im Euregio Cup und sogar dreimal in der Regionalliga bei wichtigen Last-Minute-Siegen. 51 Einsatzminuten in Wattenscheid nach zuvor 45 und 59 verheißen aber nichts Gutes: Tatsächlich ist Doucourés Saison im März 2023 aufgrund anhaltender Knieprobleme beendet.
Im Sommer 2023 deutet einiges auf eine Vertragsauflösung hin. Verein und Spieler setzen sich zusammen, doch im September 2023 steht fest: „Mamadou will es nochmal versuchen. Er wird jetzt aufgebaut und soll dann, wenn er fit ist, in die U23 integriert werden“, erklärt Manager Roland Virkus. Doucouré ist ins achte Jahr bei Borussia gestartet, nach der Saison läuft sein Vertrag aus. Wie seine Karriere nach zwei Bundesligaspielen und bislang 27 in der Regionalliga West weitergeht, ist ungewiss.

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