Erinnerungen an Thuram und Ginter Borussias Transferkandidaten und das schlechte Omen Leverkusen
Mönchengladbach · Zunächst verletzte sich Marcus Thuram, dann musste Matthias Ginter auf die Bank – Leverkusen war jüngst zweimal Gegner bei missglückten Gladbacher Aktionen mit Verkaufskandidaten. Auch jetzt gibt es wieder zwei Profis, die theoretisch noch gehen können. Was diesmal aber anders ist.

Mögliche Thuram-Nachfolger bei Borussia
Es war ein Zweikampf im Mittelfeld, der am 21. August 2021 für Marcus Thuram und seinen Klub schwerwiegende Folgen hatte. Gladbachs Stürmer war auf Leverkusens Verteidiger Jonathan Tah zugelaufen, der sein Bein ausfuhr und Thuram aushebelte. Borussias Franzose zog sich bei dieser Aktion einen Innenbandriss im rechten Knie zu, die monatelange Pause schmerzte den Klub mehr als die 0:4-Pleite, die Gladbach damals bei Bayer bezog.
Denn mit der Verletzung Thurams waren damals auch die Spekulationen beendet, der Stürmer könne gegen Ende des Transferfensters noch zu Inter Mailand wechseln. Sportdirektor Max Eberl hatte damals bestätigt, dass es eine Anfrage des italienischen Spitzenklubs gab. So ging Borussia damit wohl eine stattliche Ablösesumme durch den Einsatz Thurams in Leverkusen und dessen schwere Verletzung verloren. Eberl sagte jüngst noch im „Phrasenmäher“-Podcast zum geplatzten Thuram-Transfer: „Dann waren 30 Millionen Euro weg.“
Ein derartiges Szenario wurde nun bereits im Ansatz bei Yann Sommer vermieden. Noch vor dem Wiederbeginn wechselte Borussias langjähriger Torwart zum FC Bayern und feierte am Freitagabend schon sein Debüt für den Rekordmeister. Allerdings war Sommer nicht der einzige Leistungsträger, der aufgrund seines auslaufenden Vertrags am Ende der Saison automatisch zum Wechselkandidat im Winter-Transferfenster wurde – auch wenn die Gladbacher den Vertrag viel lieber mit Sommer verlängert hätten. Zu dieser Kategorie gehören auch Thuram und Ramy Bensebaini, die bis Ende Januar theoretisch Borussia noch einen Transfererlös bescheren können – sich jetzt aber erstmal auf den Wiederbeginn in der Liga fokussieren: Leverkusen wartet.

Die Borussia-Profis mit der Nummer 9
Bayer scheint aber irgendwie kein gutes Omen zu sein für die Gladbacher, wenn es um den richtigen Umgang mit Verkaufskandidaten geht. So wäre es im August 2021 aus finanzieller Sicht wohl besser gewesen, Thuram in Leverkusen nicht mehr einzusetzen im vorletzten Spiel vor dem Ende der damaligen Transferperiode. War sein Einsatz aus sportlicher Sicht natürlich eine verständliche Entscheidung, gab der Klub ein halbes Jahr später beim Rückspiel gegen Leverkusen aber ein unglückliches Bild ab.
Erneut war Transferzeit, erneut ging es um mögliche Erlöse, die Borussia gut gebrauchen konnte. Denis Zakaria und Matthias Ginter waren im Januar die Kandidaten, da ihre Verträge im kommenden Sommer ausliefen. Und gerade bei Ginter, der bereits verkündet hatte, den Vertrag bei Borussia nicht mehr zu verlängern, schien die Chemie zwischen ihm und dem Klub nicht mehr zu stimmen.
Gladbach präsentierte wenige Tage vor dem Leverkusen-Spiel in Marvin Friedrich bereits seinen Ginter-Nachfolger – und der durfte gegen Bayer auch gleich von Beginn an auflaufen, während der Nationalspieler auf die Bank musste. Aus sportlicher Sicht war Ginters Degradierung damals nicht erklärbar, Trainer Adi Hütter lieferte auch keine plausible Begründung. Es schien, als wolle der Klub Ginter zu einem Winterwechsel bewegen – was jedoch nicht gelang. Borussia verlor 1:2 gegen Leverkusen, Ginter kehrte sogleich in die Startformation zurück und blieb bis kurz vor dem Ende der Saison fester Bestandteil der Stammelf.
Derartige Kehrtwenden sind bei Thuram und Ramy Bensebaini derzeit kaum vorstellbar. Dafür hat Trainer Daniel Farke mit seinen unmissverständlichen Statements zu seinen beiden Leistungsträgern gesorgt. Es gebe keinerlei Bestrebungen, Thuram und Bensebaini abzugeben, sagte Farke, beide werden weiter zu den Stützen im Team zählen. Und jüngst erklärte auch Sportdirektor Roland Virkus nochmals: „Wir wissen, dass ihre Verträge auslaufen und sie begehrt sind, weil sie gute Spieler sind. Wir werden nach wie vor alles versuchen, sie zum Bleiben zu bewegen. Aber ich kann nichts versprechen.“ Er meinte damit sogar eine Zusammenarbeit über diese Saison hinaus, auch wenn das wohl utopisch ist.
Im besten Fall helfen Thuram und Bensebaini mit, die Negativserie gegen Bayer mit einer starken Leistung zu beenden. Das würde Borussia am Sonntag letztlich am meisten freuen. Dafür muss Thuram aber erst mal einsatzfähig sein, der Franzose musste wegen einer Entzündung im Knie mit dem Training pausieren. „Seine Qualität und Wertigkeit sind für uns so hoch, dass wir alles versuchen werden, um ihn am Sonntag dabei zu haben“, betonte Farke. Der Fokus liegt schließlich auf der sportlichen Herausforderung und nicht auf einen etwaigen Transfer.