Debatte in Fußball-Bundesliga Das sagt Borussias Trainer Farke zu Fortunas Gratis-Plänen

Mönchengladbach · Fortuna Düsseldorf hat verkündet, schon ab der nächsten Saison für ausgewählte Spiele Gratis-Tickets herauszugeben. So revolutionär geht Borussia Mönchengladbach das Thema nicht an. Aber auch der Bundesligist vom Niederrhein hat sich Gedanken gemacht, wie das Stadion noch voller wird.

Borussia Mönchengladbach: Zuschauer-Schnitt seit 2004
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Der Zuschauer-Schnitt im Borussia-Park

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Daniel Farkes erste Reaktion lautete: „Stark.“ Gehört hatte Gladbachs Trainer bis zur Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr, Sky) allerdings noch nichts von den Gratis-Tickets, die es bei Fortuna Düsseldorf ab der kommenden Saison geben soll. Der Zweitligist möchte zunächst Tickets für drei Spiele umsonst abgeben, sukzessive soll die Zahl der Partien pro Jahr erhöht werden, langfristig sollen sogar alle Heimspiele zum Nulltarif angeboten werden. Sponsoren sollen das Pionierprojekt vorrangig finanzieren.

„Das ist gut“, sagte Farke am Donnerstag, nachdem ihm die Aktion kurz erläutert worden war. Der 46-Jährige fügte hinzu: „Man muss eine gute Balance hinbekommen. Ich glaube nicht, dass wir das flächendeckend in ganz Deutschland einführen können. Generell ist es gut, wenn wir Menschen ermöglichen, Fußballspiele zu schauen. Fußball ist für die Fans, das ist unser höchstes Gut.“ Allerdings dürfe auch nicht vergessen werden, wie viel Geld generell im Fußballgeschäft stecke. „Der Fußball ist auch ein Business. Man muss schauen, dass man es für jeden möglich macht, Fußballspiele zu besuchen, aber auch Einnahmen generiert“, sagte Farke. In Spielzeiten ohne Einschränkungen sind das allein durch Ticketverkäufe rund 18 Millionen Euro bei Borussia, Logen nicht mitgerechnet. Gladbach sei ein Verein mit einer „guten und gesunden Preisstruktur“, jeder Klub müsse daher individuell entscheiden, welcher Weg der richtige sei, so Farke. Markus Rejek, Geschäftsführer des 1. FC Köln, äußerte sich ähnlich: „Für ein funktionierendes Modell geht es um die Frage, wie das Profifußball- und Stadionerlebnis finanziert wird. Wir können das nicht ohne die Ticketeinnahmen unserer großartigen Fans.“

Borussia hatte sich bereits im vergangenen Jahr Gedanken gemacht, ihr Stadion noch voller zu bekommen. So wurden neue Preiskategorien eingeführt, wodurch Spiele gegen vermeintlich unattraktive Gegner günstiger geworden sind. Bemerkbar macht sich das im Zuschauerschnitt, der im Borussia-Park mit bislang 52.364 Zuschauern pro Heimspiel knapp auf Rekordkurs liegt. Bei den verbleibenden Partien gegen den VfL Bochum und den FC Augsburg ist nach jetzigem Stand – möglicherweise mit Ausnahme des Gästeblocks – von einem ausverkauften Haus auszugehen, der Bestwert aus der Saison 2013/14 (52.334 Zuschauer) wäre damit überboten.

Borussia Mönchengladbach: Startelf gegen TSG 1899 Hoffenheim
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So könnte Borussias Startelf in Hoffenheim aussehen

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Ein weiterer Grund für die starke Auslastung ist die Tatsache, dass der Klub erstmals frühzeitig alle Heimspiele in den Vorverkauf gegeben hatte, Tickets für die Rückrunde waren zuvor meist erst ab der Winterpause erhältlich. Die Aufbruchstimmung des vergangenen Sommers dürfte dazu beigetragen haben, dass sich zahlreiche Fans rechtzeitig mit Tickets eingedeckt haben. „Durch das flexiblere System haben wir es geschafft, das Stadion auch bei Spielen, die in der Vergangenheit weniger stark frequentiert waren, höher auszulasten“, sagte Geschäftsführer Stephan Schippers in dieser Woche und kündigte an, dass es zur neuen Saison keine Preiserhöhung geben werde.

Zu einer Änderung wird es aber kommen: Dauerkarten werden zukünftig wahlweise in digitaler Form erhältlich sein, 30.000 Fans sind im Besitz einer Jahreskarte. „Je mehr Fans sich für digitale Tickets entscheiden, desto mehr Plastik und Papier können wir einsparen. Hinzu kommt noch, dass der Versand wegfällt“, sagte Schippers. Allerdings wird es nach wie vor die Möglichkeit geben, die Karte in physischer Form zu erhalten.

„Bei einer kürzlich erfolgten Umfrage unter allen Dauerkarteninhabern haben sich mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden positiv zu einer digitalen Dauerkarte geäußert. Diesem Wunsch möchten wir gerecht werden und überlassen es ab sofort jedem Fan, sich zwischen der herkömmlichen und digitalen Dauerkarte zu entscheiden“, sagte Schippers. Gratis-Stadionbesuche werden am Niederrhein künftig aber wohl keine Rolle spielen.

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