Hallenpokal 2000 Wie sich Borussias letzter Titel buchstäblich in Rauch auflöste

Mönchengladbach · Auch am 15. Januar 2000 siegte Borussia gegen die Bayern – beim Hallenmasters in der Münchener Olympiahalle. Sie holte danach ihren letzten Titel. Doch was folgte, war typisch für Gladbach. Erinnerungen an Quido Lanzaat und einen verhängnisvollen Silvester-Joint.

Quido Lanzaat im Hallenmasters-Finale 2000.

Quido Lanzaat im Hallenmasters-Finale 2000.

Foto: Imago

Borussia und ihre Siege gegen den FC Bayern in München – einer davon ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Und zwar der im Halbfinale des DFB-Hallenmasters 2000. 3:2 gewann Gladbach am 15. Januar vor 22 Jahren gegen den Rekordmeister. Das geschah in der Münchener Olympiahalle und Gladbach erreichte das Endspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth.

Das wurde durch den Treffer Sladan Asanins und den Doppelpack des Brasilianers Chiquinho ebenfalls 3:2 gewonnen. Wie in den großen 70ern führte zum Start des neuen Jahrtausends der Weg zum Titel über die Bayern. Doch wurde der Hallen-Triumph den Borussen genommen vom DFB-Gericht. Der gerade erst verpflichtete Niederländer Quido Lanzaat wurde nach dem Endspiel des Dopings überführt.

Der letzte Titel, den Borussia gewann, löste sich buchstäblich in Rauch auf: Lanzaat, der ablösefrei von Ajax Amsterdam gekommen war, hatte in der Silvesternacht einen Joint geraucht, was in den Niederlanden nicht verboten ist. Doch steht der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), der in Cannabis und Marihuana enthalten ist, auf der Dopingliste des DFB. In erster Instanz wurde Lanzaat für zwei Monate gesperrt, weil er unwissend gedopt hatte. Die Fürther legten jedoch Einspruch ein gegen das Urteil, in zweiter Instanz wurde Lanzaat für drei Monate gesperrt und den Borussen der Titel aberkannt.

„Kiffer auf dem Bökelberg“ titelte der „Spiegel“ boulevardesk. Und genau genommen passt der Fall so was von in Gladbachs Historie, die stellenweise einem Kuriositäten-Kabinett gleicht. Ein gebrochener Torpfosten hätte Kostenpflichtiger Inhalt 1971 fast die Titelverteidigung gekostet, wegen einer Cola-Dose wurde im selben Jahr der wohl tollste Sieg der Vereinsgeschichte, das 7:1 gegen Inter Mailand, annulliert, und 2000 eben der Hallentitel wegen einer „Tüte“. Diese hatte die gleiche Wirkung wie die ominöse Dose, auch wenn sie aus nachvollziehbaren Gründen keinen Platz im Borussia-Museum bekommen hat, weil sie nun mal, sagen wir, verpufft ist: Sie kostete Gladbach einen großen Erfolg.

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Für Quido Lanzaat war es denkbar schlechteste Start in seine erhoffte Karriere im deutschen Fußball. Und genau genommen hat sich der Mann, der rechts und innen verteidigen konnte, nie wieder so recht von der Geschichte lösen können. In Gladbach kam er in zwei Jahren nur elfmal zum Einsatz, zehnmal in der Zweiten Liga, einmal im Oberhaus, insgesamt kamen gerade mal 644 Minuten zusammen.

Besser lief es für ihn in Aachen, mit der Alemannia erreichte er 2004 das DFB-Pokal-Finale. Dort kam er beim 2:3 gegen Werder Bremen nicht zum Einsatz, so war es zuvor auch im Halbfinale gegen Gladbach, das Alemannia 1:0 gewann. Dafür aber im Viertelfinale, in dem Aachen den FC Bayern 2:1 besiegte. Mit Aachen spielte Lanzaat auch im Uefa-Cup. Danach spielte Lanzaat noch für 1860 München, den MSV Duisburg, ZSKA Sofia, Carl-Zeiss Jena und den SV Wehen-Wiesbaden, bevor er 2012 seine Karriere beendete. 2014 sorgte er nochmal für Schlagzeilen, als er für einige Tage verschollen war, dann aber unversehrt wieder auftauchte.

In Gladbach indes ist der Name Lanzaat für immer mit dem verlorenen Hallenpokal verbunden. So, wie der Büchsenwurf mit Inter-Stürmer Roberto Boninsegna. Dass die Borussen 2001 ausgerechnet bei der Spielvereinigung Greuther Fürth mit einem 2:2 die Rückkehr in die Bundesliga fix machten, weil sie nur noch in der Theorie von den Aufstiegsrängen verdrängt werden konnten nach jenem 33. Spieltag, ist ein Augenzwinkern des Fußballs.

Der unglückliche Quido Lanzaat spielte am Ronhof übrigens 90 Minuten. Und durfte sich anschließend mit den Kollegen ungetrübt über den Aufstieg freuen. Damit hat er neben Kiffer-Makel in Gladbach immerhin auch das Prädikat Aufstiegsheld.

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