Enschede-Fans: Prostest wegen Ausschluss der #borussia-Fans! pic.twitter.com/Ii9oddJiE7

Nun, ohne die meist recht aktiven Gladbacher war es dann auch einigermaßen geisterhaft in Enschede (obwohl der eine oder andere Borussia-Fan trotzdem im Stadion gesichtet wurde). Und das Debüt der neuen Nummer eins der Borussen, Yann Sommer, und der erste Auftritt des US-Amerikaners Fabian Johnson passierten unter Ausschluss der eigenen Fans. Schade für die beiden, die sich durchaus auch auf die Fans in Gladbach gefreut hatten. Bei der Saisoneröffnung der Gladbacher in einer Woche gegen Athletic Bilbao können Sommer und Johnson das dann aber ganz besonders genießen.

Der 4:1-Sieg der Gladbacher wurde angesichts fehlenden Fans natürlich dürftig bejubelt. Die Tore erzielten Branimit Hrgota, Havard Nordtveit, Max Kruse und Ibrahima Traoré. Hrgota traf nach 28 Minuten nach Vorarbeit von Patrick Herrmann. Mo Dahoud hatte diesen auf dem rechten Flügel in Szene gesetzt, Herrmann rannte an Enschedes Torwart Nick Marsmann vorbei, passte in die Mitte zu Hrgota. Der Schwede drehte sich und schob den Ball ins Netz. Es war sein drittes Tor in der Vorbereitung.

Somit setzte sich Hrgota, 17 Tage nachdem er sich einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hatte, gleich wieder gut in Szene. Nordtveit erzielte seinen Treffer per Freistoß, allerdings wurde sein 28-Meter-Schuss unhaltbar abgefälscht. Nordtveit hatte zuletzt im Training immer wieder den Distanzschuss geprobt, das trug nun erste Früchte. Kruse schaffte das schönste Tor des Tages: Von der Strafraumgrenze schlenzte er den Ball millimetergenau am Pfosten vorbei ins Netz. Ibrahima Traoré setzte den Schlusspunkt mit einem erneut abgefälschten Freistoß.

Yann Sommer bekam zunächst recht wenig zu tun. Von der ersten Minute an dirigierte er aber das Team von hinten und nahm per Fuß oft aktiv teil am Geschehen. Bei den wenigen Schussversuchen der Enscheder vor der Pause musste er nicht eingreifen, denn sie verfehlten allesamt das Tor.

Erst nach der Pause musste er die Hände zur Hilfe nehmen: Nach einer Flanke boxte der Schweizer den Ball aus dem Strafraum, später griff er sich den einen oder anderen Ball, der auf sein Tor flog, sicher, einmal lenkte er einen Versuch von Quincy Promes an den Pfosten. Beim Gegentor jedoch sah er nicht so gut aus. Sommer spielte einen kuriosen Pass, er hielt zunächst gegen Torgeir Börven stark, konnte den Treffer im Nachschuss dann aber nicht mehr verhindern.

Fabian Johnson spielte in der ersten Halbzeit im linken Mittelfeld. In der 18. Minute verpasste er nach einer Flanke von Julian Korb in aussichtsreicher Position den Ball. Nach der Pause rückte Johnson rechts in die Viererkette. Auf beiden Positionen machte es der WM-Fahrer ordentlich.

Im defensiven Mittelfeld kam Granit Xhaka wie erwartet zu seinem ersten Einsatz nach dem verlängerten Urlaub. "Mein Motto für die Saison ist, über 90 Minuten konstant meine Leistung zu bringen", sagte der Schweizer. "Ich denke, das ist mir heute gelungen. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber es wird jedes Training und jedes Spiel besser werden."

Er spielte sehr besonnen und überließ oft seinem Nebenmann Dahoud die Vorstöße nach vorn. Nach der Pause kam Havard Nordtveit für Dahoud. Im defensiven Zentrum machte Nachwuchsmann Marvin Schulz erneut ein gutes Spiel, wurde aber, wie auch sein Nebenmann Tony Jantschke, nur selten wirklich gefordert. Auffällig war aber das sichere Stellungsspiel des jungen Mannes.

Einen guten Eindruck machte er erneut Traoré, der in der zweiten Halbzeit zum Einsatz kam. Er wirkte spielfreudig und nutzte seine Schnelligkeit immer wieder, um über den linken Flügel Gefahr zu erzeugen — und nicht nur das. "Ich bin sehr froh, dass ich mit einem Freistoß getroffen habe", sagte Traoré. "Leider durfte ich in Stuttgart zuletzt nicht so häufig Standardsituationen übernehmen. Jetzt hat es gut geklappt."

Borussia wurde in der Vorwärtsbewegung immer dann gefährlich, wenn es schnell ging. So war es beim 1:0, als Dahoud das Tempo mit seinem Pass beschleunigte. Später kam Oscar Wendt auf dem linken Flügel durch, doch Herrmann traf den Ball nicht richtig. Das schnelle Umschalten ist das eine Element, das künftig eine größere Rolle im Borussen-Spiel einnehmen soll. Fernschüsse könnten das andere sein: Nordtveit, Kruse und Traoré zeigten, dass dieses Stilmittel durchaus wirkungsvoll sein kann.

"Es war ein guter Test. Wir haben auch die Möglichkeit genutzt, unseren neuen Torhüter einzuspielen und haben ihn viel einbezogen. Das zeigt ihm und uns, dass wir ihn für den Spielaufbau brauchen", fasste Kruse zusammen. Sommer war zufrieden mit seinem Debüt und bekannte sich zu seinem Fehler vor dem 1:3. "Bei dem Gegentor war es ein sehr schlechter Pass von mir", sagte der Schweizer. "Aber insgesamt haben wir ein gutes Spiel gemacht. Ich freue mich, in der kommenden Woche auch mal vor unseren Fans zu spielen." Dann steht am Samstag gegen Bilbao der letzte Test vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal beim FC Homburg an.