„Das ist ein Witz“ Gladbach fühlt sich vom VAR um einen Punkt betrogen

Bochum · Borussia Mönchengladbach wäre trotz einer lange Zeit enttäuschenden Leistung beim VfL Bochum fast noch zu einem Punkt gekommen. Doch Schiedsrichter Daniel Schlager und der Video-Assistent hatten etwas dagegen. Die Borussen nahmen bei der Bewertung der Entscheidung kein Blatt vor den Mund.

Noten Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik zum 2:1 beim VfL Bochum
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Bochum - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

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Daniel Farke wusste durchaus zu differenzieren zwischen den sportlich-fußballerischen Aspekten des Spiels und der Aufregerszene in der 82. Minute. Vor allem in der Anfangsphase attestierte Gladbachs Trainer seiner Mannschaft gegen den VfL Bochum eine „unterirdische Geisteshaltung“, ähnliche Worte wählte er aber auch für Daniel Schlager und seine Assistenten: „Das war eine unterirdische Schiedsrichter-Leistung, wo ich das ganze Schiedsrichter-Gespann inklusive VAR und Assistenten mit reinnehme“, sagte Farke.

0:2 hatte Borussia nach zwölf Minuten bereits zurückgelegen, acht Minuten vor dem Ende aber den vermeintlichen Ausgleich erzielt durch Ramy Bensebaini. Die Gladbacher jubelten ausgiebig vor dem Gästeblock, die Bochumer versuchten, sich vor einer wahrscheinlich heiklen Schlussphase noch einmal zu sammeln. Doch dann dauerte es und dauerte es, der Wiederanpfiff ließ auf sich warten, stattdessen ging Schiedsrichter Schlager zum Monitor am Spielfeldrand – und nahm den Treffer schließlich zurück.

Vasilios Lampropoulos hatte nach einer Ecke von Jonas Hofmann den Ball auf außen abgewehrt, von wo Hofmann ihn erneut in die Mitte brachte und Bensebaini per Kopf traf. Der Weg führt nun in ein 83-seitiges Dokument des DFB, zu Regel 11 und dort zum zweiten Punkte der „zusätzlichen Erläuterungen“. „Im Sommer gab es eine neue Regelauslegung“, erklärte Schiedsrichter Schlager und die besagt Folgendes: „Die Berührung des Balles durch einen Spieler der verteidigenden Mannschaft hebt eine Abseitsstellung nur dann auf, wenn es sich dabei um ein kontrolliertes Spielen des Balles handelt, das nicht einer Torverhinderungsaktion entspringt. Näherer Erläuterung bedarf der Begriff einer ‚absichtlichen Torverhinderungsaktion‘. Die Abseitsstellung ist dann strafbar, wenn ein Spieler den Ball aus einer Torverhinderungsaktion eines Abwehrspielers erhält. Die Aktion des Abwehrspielers ist in diesem Fall vergleichbar mit der Abwehr eines Torwartes.“

Gladbach-Trainer Farke konnte es nicht fassen. „Die Szene ist fachlich falsch bewertet und inhaltlich vom Prozess des VAR auch falsch – eine krasse Fehlentscheidung“, sagte der 46-Jährige. „Das wäre das erste Mal in der Geschichte, dass ein Spieler dafür kritisiert wird, dass er den Ball nach außen spielt und nicht in die Mitte.“ Bochums Trainer Thomas Letsch gestand offen und ehrlich eine gewisse Überforderung in Regel-Detailfragen. „Ich bin froh, dass ich Fußballtrainer bin und kein Schiedsrichter“, sagte er.

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Christoph Kramer hatte die Erklärung aus der Schiedsrichter-Belehrung im Sommer offenbar noch gut parat, Letsch war damals noch Trainer in den Niederlanden bei Vitesse Arnheim. „Meiner Meinung nach ist es ein klares Tor“, sagte Kramer. „Die Regel lautet: Wenn es unkontrolliert ist, ist es Abseits. Aber wenn das ein unkontrollierter Ball war, dann Hut ab. Der Bochumer Innenverteidiger hat ein richtig gutes Spiel gemacht, in der Situation war es nicht unkontrolliert, sondern Unvermögen. Er trifft ihn einfach nicht richtig.“ Jonas Hofmann fand: „Das ist ein Witz.“

Schiedsrichter Schlager ging da nicht mit und verteidigte seine Entscheidung. „Aufgrund der neuen Regelauslegung handelt es sich hier nicht um ein kontrolliertes Spiel, weil er im Zweikampf mit dem Verteidiger ist. Es ist eine Abwehraktion, natürlich versucht der Spieler, den Ball in höchster Not zu klären“, sagte er. Farke hatte der gesamte Auftritt Schlagers nicht gefallen: „Es geht nicht darum, dass sich der Schiedsrichter hier vom Publikum wie ein Rockstar feiern lässt. Dann muss er Rockstar werden.“

Bochums Trainer Letsch gab zu, die Verärgerung auf der Seite der Gladbacher verstehen zu können. „Wenn ich die Gladbach-Brille ablege und mir die Bochum-Brille aufsetze, dann ist es immer noch ein geklautes Tor. Da gibt es keine zwei Meinungen“, sagte Kramer. Die Borussen fühlten sich um einen Punkt betrogen, ganz unabhängig von der Frage, ob er verdient gewesen wäre.

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