Borussias Mittelfeldspieler Grundsatzfrage bei Neuhaus hat neue Nahrung erhalten
Mönchengladbach · Wo ist Florian Neuhaus bei Borussia am besten aufgehoben: Auf der Doppelsechs oder auf der Zehn? Diese schon häufiger gestellte Frage ist durch das jüngste Spiel wieder aktuell. Allerdings ließ Daniel Farkes Analyse erahnen, wo er Neuhaus in den kommenden Wochen eher sieht.

Die Durchschnittsnoten der Gladbach-Profis
Es gibt eine schöne Hintertor-Wiederholung, auf der gut zu sehen ist, wie Florian Neuhaus zuletzt gegen Werder Bremen zu seinem ersten Saisontor kam. Nach der Gladbacher Balleroberung spielte Neuhaus den Ball auf Höhe des Mittelkreises zu Lars Stindl und schien im Anschluss mit dem Gegenangriff nicht mehr viel zu tun zu haben. Während Stindl und Hofmann Richtung Strafraum kombinierten, trabte der spätere Torschütze zunächst langsam nach vorne. Doch Neuhaus steigerte das Tempo, als er sah, dass es Szene noch nicht abgeschlossen war. Ein paar schnelle Schritte genügten, um nach einer zu kurzen Abwehr der Bremer zur Stelle zu sein und präzise von der Strafraumgrenze zum zwischenzeitlichen 2:1 zu vollenden.
Für Neuhaus war es das Zeichen, dass er endgültig zurück ist nach seiner Kreuzbandverletzung, die er sich im vergangenen September zugezogen hatte und die ihn zu einer monatelangen Pause gezwungen hatte. In der Woche zuvor hatte er beim 0:3 in Leipzig erstmals wieder in der Startformation gestanden und zumindest in einer Szene mit einem herrlichen Pass auf Hofmann geglänzt. Gegen Bremen ließ er den eigenen Treffer folgen.
Eine gute Grundlage für den Saisonendspurt – dem auch eine Entscheidung in der Zukunftsfrage folgen sollte: Verlängert der 26-Jährige, dessen Vertrag in gut einem Jahr ausläuft bei der Borussia oder bringt er dem Klub im Sommer durch einen Wechsel noch einen Transfererlös ein? Unabhängig von der langfristigen Perspektive wird es in den kommenden Wochen aber auch darum gehen, wie und wo Neuhaus der Borussia in der laufenden Saison noch am besten helfen kann.
Denn der Nationalspieler traf gegen Bremen zu einem Zeitpunkt, als er von der Zehnerposition bereits zurückgezogen worden war auf die Doppelsechs, die er in der zweiten Halbzeit mit Manu Koné vor einer Dreierkette bildete. War er vor der Pause in der offensiveren Rolle kaum in Erscheinung getreten, kam er weiter hinten postiert besser zur Geltung. Neuhaus hatte das Spiel nun mehr vor sich und konnte sein gutes Gespür für den richtigen Moment zum Antritt oder den einleitenden Pass ausspielen.

So könnte Gladbachs Startelf gegen Augsburg aussehen
Im Grunde ist es eine alte Leier in Gladbach: Wo ist Allrounder Neuhaus im zentralen Mittelfeld am besten aufgehoben: auf der Sechs, der Acht oder der Zehn? Die klassischen Achter – als solcher überzeugte Neuhaus in seiner Gladbacher Debütsaison unter Dieter Hecking – gibt es in der von Daniel Farke favorisierten 4-2-3-1-Grundordnung nicht. Borussias Coach ließ ihn in den Pflichtspielen bislang stets auf der Zehn spielen, die Änderung der Formation gegen Bremen zu einem 3-4-1-2 versetzte den gebürtigen Landsberger wieder auf jene Position, auf der er unter Marco Rose geglänzt hatte. Von der Doppelsechs aus war er bislang stets am torgefährlichsten, sein Treffer nun gegen Bremen unterstrich dies erneut.
Doch hat Neuhaus damit automatisch künftig mehr Einsatzchancen auf dieser Position? Farke hat bislang immer einen klassischen Sechser beginnen lassen, der sein Hauptaugenmerk auf die defensive Organisation und Struktur der Mannschaft legt – entweder Christoph Kramer oder Julian Weigl. Daneben war stets Koné als dynamischer Kollege gesetzt. Neuhaus und Koné bilden grundsätzlich ein offensiver ausgerichtetes Gespann. Farkes Analyse zum späten 2:2-Gegentor lässt erahnen, dass er diese Konstellation nicht für ideal hält. Zumindest kritisierte er das Verhalten seiner beiden Sechser, auch wenn er zugab, dass sie das Tor in letzter Instanz wohl auch nicht hätten verhindern können.
Doch auch wenn Neuhaus in den kommenden Wochen vermehrt wieder weiter vorne eingesetzt werden sollte, war seine deutlich auffälligere zweite Halbzeit gegen Bremen ein geeigneter Fingerzeig, dass mit ihm flexibel reagiert werden und er dem Team dadurch neue Impulse geben kann. Gerade das macht seine Rückkehr für Borussia wertvoll.
Und auf den kommenden Gegner bezogen, dürfte es bei Neuhaus unabhängig vom Derby-Prestige nicht an der nötigen Motivation mangeln: Beim bislang letzten Spiel beim 1. FC Köln unterlief ihm ein kapitaler Fehlpass, der in der Schlussphase die deutliche 1:4-Niederlage einleitete. Neuhaus will es diesmal besser machen – egal, ob auf der Sechs oder auf der Zehn.