Borusse vermisst „Rückendeckung“ Neuhaus geht nach seinem ersten Saisontor doppelt in die Offensive

Mönchengladbach · Mit seinem Tor zum 1:0 und markigen Worten Florian Neuhaus nach dem 1:1 zwischen Borussia und Mainz 05 aufhorchen. Manager Max Eberl und Trainer Adi Hütter sprachen ebenfalls über die Leistung des Nationalspielers.

Borussia Mönchengladbach: Noten und Einzelkritik gegen 1. FSV Mainz 05
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Mainz - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Florian Neuhaus nutzte die Gunst der Stunde. Nach Nico Elvedis Verletzung war der zuletzt in die zweite Reihe versetzte Mittelfeldmann ins Spiel gekommen beim 1:1 der Borussen beim FSV Mainz 05, und als dessen Torwart Robin Zentner in der 38. Minute nach Ramy Bensebainis Schuss den Ball prallen ließ, war Neuhaus da und schoss mit seinem ersten Saisontor das 1:0.

Mithin war er ganz froh, dass es ein für seine Verhältnisse unspektakulärer Treffer war, schließlich hat er gegen Mainz 2020 auch schon mal aus 40 Metern ein Tor des Monats erzielt. „Es freut mich umso mehr, dass es ein Tor war, bei dem es nicht so auf die fußballerischen Fähigkeiten ankommt, sondern auf den Willen und die mentale Stärke, einfach durchzulaufen. Das war wichtig für mich in den letzten Wochen“, sagte Neuhaus.

Gerade diese Elemente hatten zuletzt im Spiel des Feintechnikers gefehlt, weswegen er seit dem 0:1 in Augsburg nicht mehr zur Startelf gehörte, seinen Platz in der Zentrale hat sich Manu Koné geschnappt. Doch mit seinem Tor hat Neuhaus mal wieder ein Ausrufezeichen gesetzt. Wie es nun bei ihm weitergeht, wird sich zeigen. Zunächst reist er zur Nationalmannschaft, trotz seiner Teilzeitarbeit bei Borussia hat ihn Bundestrainer Hansi Flick erneut nominiert. Inklusive des Tores ist es also eine gute Woche für den 24-Jährigen, für den die aktuelle Phase nach eigenem Bekunden „nicht einfach ist“. Drei Jahre war er ein Shootingstar, nun muss er um seinen Platz im Team kämpfen.

Dass für Hütters Idee vom Spiel einige Aspekte wichtig sind, die Konkurrenten wie Denis Zakaria oder eben Koné mehr bedienen als Neuhaus, darf man festhalten. „Dass Flo kein Denis Zakaria oder Manu Kone ist, da sind wir uns alle einig, seine Stärken liegen beim Fußballerischen. Und das war in den letzten Wochen nicht so zu sehen. Das weiß Flo auch, er ist sehr selbstkritisch“, sagte Manager Max Eberl.

Hütter sieht die aktuelle Erfahrung, die Neuhaus macht, als durchaus karriereförderlich an. „Dass für ihn die Situation neu und anders ist, gehört zu einer Entwicklung eines sehr guten Spielers dazu", sagte Hütter. Der Österreicher stellt einzig nach dem Leistungsprinzip und den Bedürfnissen des Spiels auf, da gibt es keine Erbhöfe.

Der Ur-Borusse und frühere Bundestrainer Berti Vogts erkennt genau da auch eine Qualität Hütters. Für die betroffenen Spieler steckt darin ein gewisses Frustpotenzial. Das war Neuhaus nach dem Spiel in Mainz anzumerken. Er ging nach seinem sportlichen Ausrufezeichen auch verbal in die Offensive.

„Es ist nicht ganz einfach für mich, ich habe mir über drei Jahre hier viel aufgebaut. Ich habe selber gemerkt, wie schnell es im Profifußball gehen kann. Ich hätte mir vielleicht auch ein Stück weit mehr Rückendeckung vom Verein gewünscht. Aber das ist im Profifußball vielleicht so“, sagte er, ohne weiter ins Detail zu gehen. „Ich akzeptiere das, will einfach weiter Gas geben im Training. Mit guten Leistungen will ich zurück in die Mannschaft."

Neuhaus’ Worte regten im Netz ausführliche Debatten der Fans an. Den einen klang es zu sehr nach gekränktem Stolz, andere sahen darin ein absolut erlaubtes Stilmittel. Inwieweit das Gefühl, den Verein nicht vollends hinter sich zu haben, Neuhaus’ Zukunftsentscheidungen beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Vorerst geht es für ihn darum, wieder mehr zu spielen.

Florian Neuhaus jubelt nach seinem ersten Saisontor, dem 1:0 der Borussia in Mainz.

Florian Neuhaus jubelt nach seinem ersten Saisontor, dem 1:0 der Borussia in Mainz.

Foto: dpa/Uwe Anspach

„In Mainz hat er die Chance bekommen und sein Tor gemacht. Das sind die kleinen Schritte, die man braucht als Spieler, um wieder in die Stammelf zu kommen“, sagte Eberl. Ein positives Beispiel für Neuhaus ist die Situation von Alassane Plea. Auch der Torjäger war nach einem schwachen Spiel in Augsburg draußen, schoss dann gegen Bochum sein Tor und gehörte nun in Mainz erneut zur Startelf. Für die Systemumstellung musste nicht er, sondern Kapitän Lars Stindl weichen.

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