Ehrung der Pokalsieger von 1973 Borussia zeigt RB Leipzig, was sie hat

Mönchengladbach · Am Rande des Bundesligaspiels gegen RB Leipzig am Samstag ehrt Borussia Mönchengladbach die Pokalsieger von 1973, als Günter Netzer nach seiner Selbsteinwechslung traf. Dass er von den Fans bereits konkret gewürdigt wurde, hat Netzer sehr berührt.

Gladbach-Fans: Choreo gegen Leverkusen - Hommage an Ikone Netzer
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Choreo der Borussia-Fans gegen Leverkusen zum Pokalsieg 1973

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Foto: dpa/Federico Gambarini

In gewisser Weise lässt Borussia am Samstag, wenn RB Leipzig in den Borussia-Park kommt, die Muskeln spielen. Denn der Klub, mithin einer, dem mit Recht das Etikett „Traditionsverein“ anhängt, zeigt dem erst 2009 gegründeten sächsischen Fußball-Projekt, was er zu bieten hat: Große Geschichte im Allgemeinen und hier insbesondere eine der verrücktesten Anekdoten der deutschen Fußball-Historie, nämlich die von Günter Netzer, seiner Selbsteinwechslung und seinem Siegtor in seinem letzten Spiel für Gladbach, dem Pokalfinale von 1973.

50 Jahre ist das Ganze her, eine beträchtliche Zeitspanne also, und die „Neuen“ mögen sagen: Schwelgen in Geschichte ist ja schön, aber wir feiern lieber Titel in der Gegenwart. Doch die Möglichkeit des Blicks zurück ist es nun mal auch, die einen Traditionsverein ausmacht.

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So könnte Borussias Startelf gegen Heidenheim aussehen

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Foto: dpa/Harry Langer

Wobei 1973 das Jahr war, in dem erstmals auch über die wirtschaftlichen Aspekte des Fußballs heftig diskutiert wurde, erkämpfte sich Eintracht Braunschweig doch in jenem Jahr die Trikotwerbung und nahm das Logo des zur Schau gestellten Likörs gleich auch ins Vereinswappen auf: Aus einem Löwen wurde ein Hirschkopf. Der Fußball wurde zum Werbeträger – RB ist die konsequente Fortführung der Braunschweiger Geschichte im deutschen Fußball.

Borussia spielte damals noch mit barer Brust, dafür aber einen Fußball, der ein Markenzeichen war. Und Günter Netzer war die Ikone jenes Teams. Doch er entschied 1973, zu Real Madrid zu wechseln - das Pokalfinale ausgerechnet gegen den Erzrivalen 1. FC Köln wurde die Bühne seiner Abschiedsshow, obwohl er zunächst nicht spielte. Doch dann entschied er selbst, dabei zu sein, und schoss das 2:1 auf kuriose Art. Die besten Drehbuchautoren hätten sich das nicht schöner ausdenken können.

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Borussia-Profis mit der Nummer 10

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Foto: HORSTMUELLER GmbH

Doch nicht nur diese Geschichte werden sich die Pokalsieger von einst erzählen, wenn sie sich am Samstag am Rande des Leipzig-Spiels der Jetztzeit-Borussen treffen und geehrt werden von dem Klub, dessen Seele sie maßgeblich geprägt haben in den großen 1970er Jahren.

Es war nicht nur Netzer, der an dem Tag triumphierte. Wolfgang Kleff, Heinz Michallik, Klaus-Dieter Sieloff (†), Berti Vogts, Rainer Bonhof, Christian Kulik, den Netzer ablöste, Dietmar Danner, „Hacki“ Wimmer, Henning Jensen (†), Bernd Rupp, Jupp Heynckes und Uli Stielike spielten im Finale mit. Wimmer, der Kapitän war anstelle Netzers, weil Vogts ablehnte, den Freund zu vertreten, als Meistertrainer Hennes Weisweiler (†) ihn draußen ließ, schoss das 1:0, das Köln noch ausglich.

Es war ein Team voller Gladbach-Ikonen, das damals den DFB-Pokal holte für Borussia. Dass die Zusammenkunft wie einst das Finale in eine Verlängerung gehen wird, davon ist fest auszugehen – Geschichten haben sich die Herren ja genug zu erzählen. Und sie tun es mit Wonne.

„Es war pures Glück, das einem Fußballspieler passiert, ich fühle mich privilegiert. Es sind Dinge passiert, die ich nicht erklären konnte - das war eine dieser Situationen“, sagte Netzer mal in geselliger Runde über das Tor, das seine Gladbach-Zeit auf so wunderbare Weise beschloss und abrundete. Er definierte es als „mein Abschiedsgeschenk“ an seine Borussia. Sie sagt nun nochmal „Danke“, ihm und allen anderen, die beteiligt waren am Pokalsieg vor einem halben Jahrhundert.

Borussias DFB-Pokalsieger von 1973.

Foto: imago

Die große Geschichte, die Borussia „jungen“ Klubs wie RB voraushat, ist noch immer mitten drin in der Wahrnehmung der Gladbach-Fans. Und zwar durch alle Generationen hindurch, das zeigte die Nordkurve vor dem ersten Heimspiel gegen Bayer Leverkusen mit der bemerkenswerten Choreografie, die dem Pokalsieg und Netzers Selbsteinwechslung gewidmet war. „Ich spiel‘ dann jetzt“, stand da geschrieben über Netzers Konterfei. Der „King vom Bökelberg“ soll das Ganze sehr gerührt zur Kenntnis genommen haben.