„Deadline Day“ nicht überall entspannt Zahlreiche Ex-Borussen im Wechselfieber

Mönchengladbach · Im Sommer kam Julian Weigl am „Deadline Day“, im Winter verlief der letzte Tag der Transferperiode bei Borussia Mönchengladbach ruhig. Dafür standen mehrere Ex-Borussen mit Wechselabsichten im Fokus - nicht alles haute hin.

Borussia Mönchengladbach: Transfers - Was aus Top-Abgängen wurde
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Was aus Borussias Top-Abgängen geworden ist

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Dass der „Deadline Day“, der letzte Tag der Transferperiode, bei Borussia Mönchengladbach ruhig über die Bühne geht, war jahrelang ein gutes Zeichen. Am 31. Januar 2023 bahnte sich nichts Bahnbrechendes mehr an und es passierte nichts mehr. Borussia wird also ohne echten Back-up für Mittelstürmer Marcus Thuram die Saison zu Ende spielen, weil andere Profis diese Rolle zur Not ausfüllen können und die sportliche Leitung keine Transfers tätigen will, von denen sie nicht zu 100 Prozent überzeugt ist. Dafür stehen und standen zahlreiche Ex-Borussen im Fokus.

Michael Cuisance hat in den vergangenen Jahren viel Häme auf sich gezogen. Ein Jahr nach seinem Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern war der Franzose Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Champions-League-Sieger, Gewinner des Uefa-Supercups und sogar Drittligameister mit der U23, sein Anteil daran war allerdings verschwindend gering. Nach einer wenig erfolgreichen Leihe zu Olympique Marseille kehrte Cuisance noch einmal nach München zurück und wurde Anfang 2022 immerhin noch für vier Millionen Euro nach Venedig verkauft. Es folgte der Abstieg aus der Serie A und anschließend immerhin eine stabile Halbserie in der Serie B. Nun geht es vereinsmäßig aber vorerst wieder bergauf für Cuisance: Die Rückrunde verbringt er als Leihspieler bei Traditionsklub Sampdoria Genua. Der inzwischen 23-Jährige muss sich dort gleich wieder auf Abstiegskampf gefasst machen.

Jannik Vestergaard war ein Thema bei Hertha BSC. Es hieß, die habe letztlich aus finanziellen Gründen Abstand genommen vom 30-jährigen Innenverteidiger, der 2016 bis 2018 in Gladbach spielte und für 23 Millionen Euro zum FC Southampton wechselte. Vestergaard begründete seine Absage nun bei „TV 2 Sport“ aber mit seiner familiären Situation: Seine Frau erwartet das zweite Kind. „Wenn wir uns frühzeitig mit einem anderen Verein geeinigt hätten, hätte meine Frau es schaffen können, mit mir zu reisen, aber jetzt ist es viel zu kurz vor der Geburt und sie darf nicht fliegen. Ich kann meine hochschwangere Frau mit unserem Kind und bald einem neugeborenen Baby nicht allein in England lassen – und außerdem möchte ich auch die ersten Monate meines Kindes begleiten. Welcher Mann könnte das tun?“, sagte Vestergaard. Dessen Premier-League-Karriere verläuft auch im fünften Jahr mit überschaubarem Erfolg. 2021 zog er weiter zu Leicester City, womit in seiner Karriere schon 60 Millionen Ablöse für den Dänen gezahlt wurden. Der verpasste die WM in Katar und durfte für Leicester diese Saison lediglich dreimal im Pokal ran.

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Thorgan Hazard verdrängte Vestergaard im Sommer 2019 vom zweiten Platz der teuersten Verkäufe in Gladbachs Vereinsgeschichte. Auf dem Podium befinden sich beide bis heute. Im vierten Jahr bei Borussia Kostenpflichtiger Inhalt Dortmund ist der bald 30-jährige Hazard auf dem Abstellgleis gelandet. Eine Leihe ging in Arbeit, das Gladbach-Trikot trug Hazard zuletzt aber nur beim „Legendenspiel“ noch einmal. Der Belgier wollte in der Nähe der Familie bleiben, die mit ihm in Dortmund lebt, und zog einen Wechsel zur PSV Eindhoven dem FC Everton vor. 455 Bundesliga-Minuten stehen diese Saison erst zu Buche, keine Torbeteiligung. Von Hazards einstigem Marktwert von 45 Millionen Euro ist noch ein Fünftel übrig. Eindhoven hatte nach den Abgängen von Cody Gakpo und Noni Madueke Bedarf in der Offensive. Ruud van Nistelrooys Mannschaft belegt in der Eredivisie mit vier Punkten Rückstand auf Feyenoord Rotterdam den dritten Tabellenplatz. Am späten Dienstagabend ging die halbjährige Leihe durch.

Tolga Cigerci war ein seltener Winter-Transfer in Borussias Post-Relegations-Ära. 2012 wurde der damals 19-Jährige für anderthalb Jahre vom VfL Wolfsburg ausgeliehen. 20 Pflichtspiele machte Cigerci nur unter Lucien Favre, fünf davon immerhin in der Europa League, wo er bei Fenerbahce seinen einzigen Treffer für Gladbach erzielte. Über Hertha BSC und Galatasaray landete er später sogar bei Fenerbahce, nahm in Basaksehir noch einen weiteren Klub aus Istanbul mit und ist seit dieser Saison Stammspieler bei MKE Ankaragücu. Nun kehrt der defensive Mittelfeldspieler zu einem Ex-Klub zurück: zur Hertha, bei der sich mehrere andere Optionen zuletzt zerschlagen hatten.

Nico Schulz erweitert den Hertha-Anteil in diesem Artikel: 2015 holte Borussia ihn als Oscar-Wendt-Back-up aus der Hauptstadt. Ein Kreuzbandriss erschwerte den Start so sehr, dass Schulz in zwei Jahren nie richtig ankam in Gladbach. Er zog weiter nach Hoffenheim, wo er unter Julian Nagelsmann zum Nationalspieler aufstieg. 2019 bezahlte der BVB sagenhafte 25 Millionen Euro für Schulz, der im vierten Jahr nun ein üppiges Gehalt bezieht und komplett außen vor ist. Laut „Sport 1“ soll sich Atalanta Bergamo für eine Leihe interessiert haben. „Es könnte tatsächlich heute was passieren bei Nico. Er hatte nicht die beste Zeit. Wir würden das gerne mit allen Parteien lösen. Es kann sein, dass wir eine Lösung finden“, sagte Berater Roger Wittmann bei „Sky“. Doch einen Abnehmer für Schulz fand der BVB nicht.

Timothée Kolodziejczak hat in der Liste der größten Gladbacher Fehleinkäufe gute Aussichten auf einen Top-Ten-Platz. In der Rückrunde der Saison 2016/17 kam er nur zweimal zum Einsatz: gegen Schalke in der Bundesliga und auf Schalke in der Europa League. Nach den Stationen Tigres UANL in Mexiko und bei der AS Saint-Etienne in Frankreich landete er Ende Oktober als vereinsloser Profi – beim FC Schalke. Das Intermezzo dürfte noch rätselhafter und erfolgloser enden als bei Borussia. Lediglich im letzten Spiel vor der Winterpause wurde Kolodziejczak eingewechselt, nun wollte ihn Schalke am „Deadline Day“ wieder loswerden. Ohne Erfolg. In anderen Ländern ist das Transferfenster jedoch noch geöffnet.

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