Trotz 100-Prozent-Kandidat Vom Elfmeterpunkt setzt Borussia auf ein Trio

Mönchengladbach · Derzeit hat Borussia keine klare Nummer eins unter ihren Elfmeterschützen. Das war in den Zeiten eines Günter Netzer oder Wilfried Hannes anders. An deren Werten haben sich bislang alle Nachfolger die Zähne ausgebissen. Ein Überblick über Borussias Elfmeter-Historie in der Bundesliga.

Borussia Mönchengladbach: Meiste Elfmeter in der Bundesliga
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Die häufigsten Elfmeter-Schützen bei Borussia

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Foto: imago sportfotodienst

Da standen sie plötzlich alle beisammen, Ramy Bensebaini, Alassane Plea und Jonas Hofmann. In der 70. Minute des Heimspiels gegen Hertha BSC hatte es zum zweiten Mal Elfmeter für Borussia gegeben, den ersten hatte vor der Pause Plea verwandelt. Nun schnappte sich indes zunächst Marcus Thuram den Ball, der sich bislang nicht als Elfmeterschütze hervorgetan hatte. Sein Eingreifen setzte die kleine Konferenz der eigentlichen Schützen in Gang: Jonas Hofmann setzte sich durch – und verschoss.

Der Fehlschuss hatte letztlich keine Auswirkung auf den Ausgang der Partie am dritten Spieltag, Borussia siegte 1:0. Doch die Szene zeigte, dass es nicht immer komplikationslos ist, wenn es keine klare Nummer eins unter den Elfmeterschützen in einem Team gibt. „Wir haben immer drei Jungs auf der Liste, die unsere Elfmeterschützen sind. Einer macht relativ wenig Sinn, weil man Spieler hat, die sich unwohl fühlen, wenn sie gefoult werden und dann nicht schießen wollen“, erklärte Trainer Daniel Farke nach jenem Spiel das Elfmeter-Prinzip der Borussen.

So war wohl vorerst Lars Stindl die letzte klare Nummer eins bei Strafstößen, Borussias Kapitän hatte sich 2021 mit zwei verschossenen Elfmetern aber selbst ins Hintertreffen gebracht. Dagegen trafen – von Hofmanns Versuch gegen Hertha abgesehen – seine Teamkollegen seitdem beständig. Zwei von drei Elfmetern in der Bundesliga waren drin, mit 66,7 Prozent liegt Gladbach in der laufenden Saison genau im Liga-Durchschnitt. Historisch ist die Gladbacher Quote im Fußball-Oberhaus indes mit 76,8 Prozent noch besser (242 von 315 Elfmetern wurden verwandelt, 73 verschossen) – woran nicht zuletzt einige langjährige Schützen der Borussia ihren Anteil haben.

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Die Vertragslaufzeiten der Borussia-Spieler

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Gleich nach dem ersten Aufstieg 1965 wechselten sich Egon Milder und Günter Netzer noch ab, ehe Letzterer regelmäßig die Verantwortung übernahm: Der „King vom Bökelberg“ trat 35-mal in der Bundesliga zum Elfmeter an, 29-mal traf er. Als Netzer 1973 nach Madrid wechselte, gab es zunächst erstmals keine klare Nummer eins. Den Job übernahmen wechselweise Jupp Heynckes, Allan Simonsen und Rainer Bonhof – der mit zehn Toren bei zehn Versuchen neue Standards setzte.

Als das Trio nicht mehr für Gladbach aktiv war, kristallisierte sich in Wilfried Hannes wieder eine Nummer eins für mehrere Jahre heraus. Hannes übertraf mit 37 Versuchen und 30 Treffern sogar knapp Netzer – und stellt bis heute Gladbachs Bestmarken in der Liga. In der Folge kam kein Borusse mehr auch nur in die Nähe dieser Werte – weder Thomas Kastenmaier (13 Elfmeter/zehn Treffer) in den 90ern noch Filip Daems (14/zwölf) nach dem Umzug in den Borussia-Park.

Gladbach: Elfmeter-Trio trotz 100-Prozent-Mann Bensebaini
Foto: dpa/Federico Gambarini

Auf Daems folgte Stindl. Nun gibt es also ein Trio, das bislang ähnlich häufig antrat: je sechsmal Bensebaini (null Fehlschüsse – womit er nach Bonhof und Max Kruse die drittbeste 100-Prozent-Quote bei Borussia hat) und Hofmann (zwei) sowie fünfmal Plea (einer). Sie sollten auch im kommenden Jahr erste Anwärter sein, wenn Borussia ein Strafstoß zugesprochen wird. Nur sollte das Auswählen des Schützen demnächst besser wieder etwas unscheinbarer über die Bühne gehen als noch vor Hofmanns Fehlschuss gegen Hertha.

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