Schweizer Torwart-Duell Gladbachs Sommer trifft auf die Zukunft - die er selbst einläuten wird

Mönchengladbach · Das Borussen-Duell am Samstag ist eidgenössisch geprägt: Im Gladbacher Tor steht der Schweizer Rekord-Keeper Yann Sommer, im Dortmunder sein designierter Nachfolger. Ein echtes Duell dürfte es in der „Nati“ nicht geben, doch Kobel kann sich seiner Sache recht sicher sein.

 Yann Sommer im Training bei Borussia Mönchengladbach.

Yann Sommer im Training bei Borussia Mönchengladbach.

Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Päffgen (dirk)

In einem Punkt hat Gregor Kobel bereits Yann Sommer abgelöst. Seit seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zu Borussia Dortmund für 15 Millionen Euro ist der Schweizer der teuerste ausländische Torwart der Bundesliga-Geschichte. Sommer kam 2014 für neun Millionen Euro vom FC Basel zur Gladbacher Borussia, von allen Keepern kostete nur Manuel Neuer mehr, in Summe war er dem FC Bayern einst 30 Millionen Euro wert.

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Im Nachbarland, dessen Torwartschule in den vergangenen Jahren international Meriten erlangt hat, nahm das Thema spätestens vor ein paar Wochen Fahrt auf, als Kobel sein Debüt für die Schweiz feierte: Wann löst er Sommer nicht nur in der Ablöse-Rangliste ab, sondern auch im Tor der „Nati“? Neun Jahre trennen die beiden, Kobel war beim ersten Länderspiel nun ein paar Monate älter als Sommer Ende Mai 2012, als er in Rumänien erstmals ran durfte. Mit knapp 25 wurde er im Anschluss an die WM 2014 und Diego Benaglios Rücktritt die Nummer eins, analog dazu wäre Kobel also spätestens nach der WM 2022 am Zug.

Doch was hat Sommer vor? „Ich lasse mir das sehr offen“, sagte er im Juni vor der Europameisterschaft, die nach schwachem Beginn und kurzem Abstecher anlässlich der Geburt seines zweiten Kindes spätestens mit dem Weiterkommen im Achtelfinale gegen Frankreich zum Karriere-Highlight für Sommer wurde. Er parierte im Elfmeterschießen den Versuch von Kylian Mbappé und war auch im Viertelfinale gegen Spanien kaum zu bezwingen, fürs Halbfinale reichte es nur knapp nicht.

„Wenn ich irgendwann an den Punkt komme, an dem ich sage: Hey, jetzt sind Jüngere da, die vielleicht noch besser sind, bin ich der Letzte, der etwas durchdrückt“, sagte Sommer ebenfalls in der für ihn typischen Art eines Schweizer Diplomaten, um jedoch gleich hinzuzufügen, er würde sich „schon freuen, noch ein bisschen Nationaltorwart zu sein“. Inzwischen ist er sogar Rekord-Keeper der Schweiz mit 68 Länderspielen. Davon hat er 56 in Pflichtspielen absolviert und als Nummer eins überhaupt erst vier verpasst – zwei aufgrund eines Nasenbeinbruchs aus Borussias Champions-League-Spiel gegen Manchester City, zudem wurde er einmal auf Island in der Nations League und in Andorra in der Quali geschont.

Seine Vertreter hießen zweimal Roman Bürki, einmal Marwin Hitz und einmal Yvon Mvogo, die alle ein Schicksal vereint: An Sommer sind sie in der „Nati“ nie vorbeigekommen. Bürki schmiss 2018 mit neun Länderspielen nach der WM hin, Hitz mit nur zwei Einsätzen sogar schon kurz vorher. Und Mvogo, der einst als Riesentalent galt (unter Adi Hütter in Bern), sich mit einem frühen Wechsel zu RB Leipzig aber verplante, ist inzwischen auch schon 27 Jahre alt. So landet man in der Hierarchie automatisch bei Kobel, der in Dortmund kurioserweise mit Bürki und Hitz ein eidgenössisches Torwart-Trio bildet.

Im Fokus stand das Debüt des gebürtigen Zürchers, der schon mit 16 den Schritt nach Deutschland zur TSG Hoffenheim wagte, besonders, weil es zusammenfiel mit dem ersten Spiel unter dem neuen „Nati“-Trainer Murat Yakin. Dessen Vorgänger Vladimir Petkovic hatte einst Sommer zur Nummer eins gemacht, nun sagte Yakin über die Konstellation auf der Torwartposition: „Wir haben eine spannende und interessante Ausgangslage, Gregor ist ehrgeizig und macht Druck.“ Trotzdem ist anzunehmen, dass Sommer, wie er indirekt angedeutet hat, die Zukunft irgendwann eigenhändig einläutet mit seinem Rücktritt. Ein echtes Duell ist, nicht nur aufgrund der eigenen Aussagen des Gladbachers, schwer vorstellbar. Kobel wird aber wohl nicht so viel Geduld benötigen wie Marc-André ter Stegen, Sommers Gladbacher Vorgänger, im DFB-Team.

Am Samstag liefern sich die Nummer eins und zwei der Schweiz erst einmal ein Fernduell im Borussia-Park, wobei der Abstand aufgrund der mitspielenden Art beider Keeper selten 100 Meter betragen wird. Während Sommer von unterschiedlichen Quellen maximal bei 1,83 Metern geführt wird, ist Kobel mit seinen 1,94 Meter eher ein Typ wie Belgiens Star-Torwart Thibaut Courtois. Doch in Nationalteams spielt der Typ weniger eine Rolle als die schiere Klasse. Da hat Sommer, in Verbindung mit seiner immensen Erfahrung, eben noch die Nase vorn. Im Verein hat er bislang dreimal gegen Kobel gespielt: Einmal hat jeder gewonnen, einmal gab es ein Unentschieden. Wie die Bilanz am späten Samstagabend aussieht, wird auch vom Ausgang des Schweizer Torwart-Duells abhängen.

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