Borussias Sechser mit Vorlage Wie Kramers „Bauerntrick“ das 1:0 auf den Weg brachte

München · Christoph Kramer legte beim 1:1 gegen den FC Bayern die meisten Kilometer aller Gladbach-Profis zurück und bereitete Marcus Thurams Tor vor. Gewohnt zuverlässig agierte der Sechser auch im Nachgang am Mikrofon.

Christoph Kramer: Die besten Zitate und Sprüche des Gladbach-Profis
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Die besten Sprüche von Gladbachs Christoph Kramer

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Christoph Kramer fehlen nur noch 388 Minuten, dann hat er seine Einsatzzeit-Bilanz aus der vergangenen Bundesliga-Saison eingestellt. Das dürfte zu schaffen sein, selbst wenn Borussia Mönchengladbach sich auf der Sechserposition noch verstärken sollte bis zum 1. September. Julian Weigl von Benfica Lissabon gilt nach wie vor als heißer Kandidat, und so wie der Fußballliebhaber Kramer einzuschätzen ist, fände er einen solchen Transfer gar nicht verkehrt, obwohl er einen Konkurrenten mehr hätte.

Am Samstag nach dem 1:1 beim FC Bayern München ordnete Kramer die Ereignisse als unmittelbar beteiligter Zeitzeuge ein. Beim Tor seines Kollegen Marcus Thuram hatte er sich offiziell mitverewigt: als unverhoffter Vorbereiter. Einen Einwurf von Joe Scally auf Höhe des eigenen Strafraums beförderte Kramer aus der Luft nach vorne. An der Mittellinie titschte der Ball auf, flog unter Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano hindurch und in den Lauf von Thuram, der nicht mehr einzuholen war und verwandelte. Es erinnerte ein wenig an den Befreiungsschlag von Roel Brouwers, der Igor de Camargo vor elf Jahren sein legendäres Siegtor in München ermöglichte.

Noten Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik gegen FC Bayern München
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Bayern - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Sven Hoppe

„Dass der Ball dahin sollte, war wirklich so gewollt. Das ist ein richtiger Bauerntrick“, sagte Kramer und wechselte in die Expertenrolle, die er fürs ZDF auch bei der WM wieder bekleiden wird: „Die Bayern schieben ganz weit auf die Ballseite rüber, das kannst du eigentlich nur mit einem Kontakt auflösen. Ich finde, dass der eine gute Weite hatte. Es ist halt ein Bauerntrick, aber die Bauern wussten schon immer, wie es geht.“

Ein wenig mehr als ein „Bauerntrick“ war jedoch nötig, um den Rekordlauf der Bayern zu beenden. „Es war ein Quäntchen Glück dabei, so fair und ehrlich müssen wir sein. Aber das brauchst du auch hier bei diesen Bayern, die gerade alles wegschießen und zerstören“, sagte Kramer. „Wir haben uns in alles reingeworfen und tief verteidigt.“ Bayern-Coach Julian Nagelsmann war so angefressen, dass er Borussia dafür kritisierte, als Team, das seines Erachtens „in die Champions League“ wolle, mit dieser Spielweise nicht gerade zur Attraktivität der Bundesliga beizutragen.

Die Königsklassen-Zielsetzung war allerdings so aus der Luft gegriffen wie zahlreiche Schussversuche des FC Bayern durch Gladbach-Torwart Yann Sommer. Der stellte mit 19 Paraden nicht nur einen Bundesliga-Rekord seit Beginn der Datenaufzeichnung auf, der Wert ist in allen fünf europäischen Topligen unübertroffen. Auch zu diesem Thema hatte Kramer ein Bonmot parat. „In vielen Situationen sah es so aus, als würde er einfach gut stehen“, sagte der 31-Jährige. „Aber gut zu stehen, ist im wahrsten Sinne des Wortes die Paradedisziplin eines Torhüters.“ Am Mikrofon ist auf Kramer immer Verlass, aktuell aber auch auf dem Rasen. Mit zwölf Kilometern legte er die meisten aller Gladbacher zurück.

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