Virtuelle Bundesliga Ghermans zweite Karriere bei Borussia

Mönchengladbach · Der 23-jährige Michael Gherman vertritt den Klub am Sonntag in der virtuellen Bundesliga. Als Jugendkicker gelang ihm der Durchbruch nicht.

Michael Ghermans zweite Karriere bei Borussia: Der 23-jährige ehemalige Jugendfußballer spielt für den Club in der virtuellen Bundesliga.

Michael Ghermans zweite Karriere bei Borussia: Der 23-jährige ehemalige Jugendfußballer spielt für den Club in der virtuellen Bundesliga.

Foto: Postbank

Der kleine Junge trägt ein grünes Trikot mit der Raute auf der Brust. Die dunklen Haare sind vorne blondiert - so wie kleine Jungs das Anfang des Jahrtausends gerne mal machten. Von der F-Jugend an hat Michael Gherman aus Jüchen die Fußballschuhe für Borussia geschnürt. Natürlich hatte er den Traum, später einmal Profi zu werden, "den hatte jeder", sagt er. Aber wie bei der großen, großen Mehrheit platzte der Traum irgendwann.

Da hoffte Michael Gherman auf eine Zukunft als Profikicker.

Da hoffte Michael Gherman auf eine Zukunft als Profikicker.

Foto: Gherman

Mittlerweile ist Gherman 23 Jahre alt und spielt in der Bezirksliga für den DJK/VfL Giesenkirchen. Auf dem Rasen hat es für den großen Wurf nicht gereicht, trotzdem kann er jetzt sagen: "Für mich geht ein Traum in Erfüllung." Denn Gherman vertritt Borussia in der Virtuellen Bundesliga (VBL), auf der Spielkonsole Xbox One hat er im Februar als "XPhenomenoX" ein Turnier des Vereins gewonnen.

Am Sonntag kämpft er in der Düsseldorfer Seifenfabrik um einen Startplatz für das Finalturnier in Dortmund am 31. März und 1. April. "Es dorthin zu schaffen, ist auf jeden Fall mein Ziel", sagt er. Auf den Sieg am Sonntag macht er sich auch Hoffnungen, und das aus gutem Grund: Im Computerspiel "Fifa 18" gehört Gherman zur Weltklasse, im Januar nahm er an Champions Cup in Barcelona teil und kam bis ins Achtelfinale. Zur Einordnung: "Fifa 18" hat sich in Deutschland mehr als 1,5 Millionen Mal verkauft, weltweit wird seit Jahren die 15-Millionen-Marke geknackt.

Dementsprechend weckt eSports immer mehr das Interesse der Vereine, deren Kerngeschäft das reale Spiel auf dem Rasen ist. Für Borussia war die Suche nach ihren offiziellen VBL-Spielern - zuerst im Internet, dann offline bei der Postbank in Bonn - ein erster Gehversuch in dem Bereich. Neben Gherman auf der Xbox setzte sich Georgios Papatolis auf der Playstation durch. Der Offenbacher ist bereits am Samstag in Düsseldorf gefordert.

Beide sind von Borussia mit Trikots, Trainingsanzügen und Kapuzenpullovern ausgestattet worden - Gherman trägt wieder ganz offiziell die Raute auf der Brust. Als professioneller Zocker geht er nicht durch, Gherman arbeitet hauptberuflich für eine Immobilienfirma. "Eigentlich spiele ich total wenig", sagt er, "im Schnitt vielleicht eine Stunde am Tag." Zu Hause spielt er in seinem Büro auf einem normalen Bildschirm, auf einem normalen Bürostuhl sitzend: "Auf einem großen Fernseher hängt das Bild immer etwas. Solche Kleinigkeiten können den Unterschied machen."

Vor ein paar Tagen hat Gherman gemeinsam mit Papatolis gegen die Borussia-Profis Christoph Kramer und Patrick Herrmann "Fifa" gespielt und 4:1 gewonnen. Morgen ist Gherman auf sich allein gespielt. Während beim Qualiturnier alle Teilnehmer mit der virtuellen Gladbacher Mannschaft spielen mussten, hat er nun die freie Wahl. Einzige Einschränkungen: Alle Spieler seiner Elf müssen in der Bundesliga aktiv sein und er darf maximal drei von einem Verein nominieren.

Gherman glaubt, dass es irgendwann eSports-Stars in Deutschland geben wird, die zwar nicht jeder kennt, aber doch eine breite Masse. "In Asien schauen teilweise 12.000 Leute in den Hallen zu", sagt er. Gherman macht noch kleine Schritte. Nach seinem Sieg in Bonn wurde er zumindest nach Selfies gefragt.

(RP)
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