Borussia Mönchengladbach "Geduld — das habe ich so oft gehört"

Mönchengladbach · Borussias Schwede Oscar Wendt kam beim 1:1 gegen Freiburg zu seinem ersten Liga-Einsatz in dieser Saison. Der 26-Jährige spricht mit unserer Redaktion über seine Torvorlage, seine Hoffnung auf mehr Einsätze und die Bedeutung des Europa-League-Spiels in Marseille.

Oscar Wendt im Porträt: Zehn Jahre Borussia Mönchengladbach
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Das ist Oscar Wendt

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Foto: imago images/Bildbyran/MICHAEL ERICHSEN via www.imago-images.de

Sie haben gegen den SC Freiburg erstmals in dieser Saison in der Bundesliga gespielt. Sind sie zufrieden mit Ihrem Debüt?

Wendt Das kann ich natürlich nicht sein. Wir haben nur 1:1 gespielt und somit zwei Punkte verloren. Das fühlte sich kurz nach dem Spiel so an und dabei ist es geblieben.

Sie waren an der Szene vor dem Elfmeter, der dem SC Freiburg das 1:1 brachte, beteiligt. Wie haben Sie die Situation in Erinnerung?

Wendt Erstmal wusste ich gar nicht, was passiert ist. Der Ball kam von der Seite in unseren Strafraum, ich laufe mit, dann fällt der Freiburger auf mich. Das tat weh — noch mehr, als ich die Fernsehbilder gesehen habe. Da hätte mir auch mehr passieren können. Aber man darf keine Angst haben auf dem Platz. Sicherlich hat Juan vorher den Körper eingesetzt, aber bitte, wir spielen Fußball, das gehört dazu. Meiner Meinung nach muss man den Elfmeter nicht geben — aber ich bin nicht Schiedsrichter, sondern Spieler.

Der Elfmeter wäre aber nicht entscheidend gewesen, wenn Borussia vorher das 2:0 gemacht hätte. Chancen gab es reichlich.

Wendt Wir waren da nicht konsequent genug. Sicherlich hatten wir mehr Chancen als Freiburg, daher mussten wir gewinnen. Aber manchmal fehlt auch das Glück, wie bei Lukas Rupp. Das ist so im Fußball.

Ebenso wie die Tatsache, dass jeder zwar spielen will, aber nur elf Leute auflaufen können. Sie mussten lange auf den Einsatz in der Liga warten — und haben gleich ein Tor eingeleitet.

Wendt Das ist sicher positiv, aber eigentlich nicht wichtig. Es geht um die Punkte und wir haben nur einen geholt.

Dennoch: Es war ein schön herausgespieltes Tor.

Wendt Ja, das stimmt. Thorben Marx hat die Szene gut eingeleitet mit seinen Pässen. Er hat die Lücke gesehen und mir den Ball zugespielt. Ich weiß ja, dass Igor de Camargo immer in der Mitte lauert. Ich habe dann da im Strafraum eine weiße Hose gesehen und den Ball vor das Tor gespielt. Igor macht dann das 1:0.

Szenen wie diese bringen sicherlich Pluspunkte. Glauben Sie, dass sie nun öfter die Gelegenheit haben, zu spielen?

Wendt Natürlich will ich immer spielen. Ich trainiere ja nicht 600-mal im Jahr, um auf der Bank zu sitzen. Aber der Trainer macht das Team. Er weiß, dass ich spielen will und bereit bin, alles andere wird sich zeigen.

Es gibt auch andere Positionen, als die hinten links.

Wendt Das ist die Position, auf der ich mich wohl fühle. Aber wenn der Trainer einen anderen Job für mich hat, mache ich ihn. Außer Torwart würde ich alles spielen.

Fällt es Ihnen schwer, die nötige Geduld aufzubringen, immer wieder auf Einsätze zu warten?

Wendt Geduld — das Wort habe ich so oft gehört, seit ich nach Gladbach gekommen bin. Ja, ich habe Geduld. Doch ich bin bald 27 und nicht mehr 19. Aber ich hätte am Samstag auch nicht gedacht, dass ich dabei bin. Dann hat sich Filip Daems verletzt und ich war im Team.

Ihr Vertrag läuft bis 2014. Werden Sie so lange warten, wenn die Situation unverändert bleibt?

Wendt Ich habe eine Super-Zeit hier in Gladbach. Im Fußball kann alles sehr schnell gehen, das ist klar. Den einen Tag ist man der traurigste Mensch der Welt, am anderen Tag der glücklichste. Ich kann nur sagen, dass ich alles für das Team geben werde, egal ob ich auf dem Platz stehe oder nicht — aber natürlich will ich mehr spielen. Wenn es nicht so wäre, wäre ich ein schlechter Profi.

Ob Sie am Donnerstag im Europa-League-Spiel in Marseille dabei sind, hängt auch von der Verletzung von Filip Daems ab, der eine Bauchmuskelzerrung hat. Er hofft noch fit zu werden für Marseille. Klappt das nicht, könnte er Ihre Chance sein.

Wendt Wenn es so ist, freue ich mich. Natürlich nicht, weil Filip verletzt ist. Ich bin immer froh, wenn ich spielen kann.

Im ersten Europa-League-Spiel bei AEL Limassol waren Sie dabei — und haben in letzter Sekunde einen Elfmeter an die Latte geschossen. So blieb es beim 0:0.

Wendt Das war ganz bitter für mich. Aber ich denke nicht, dass es meine Situation grundsätzlich geändert hätte, wenn ich den Ball ins Tor geschossen hätte. Letztlich ist es egal, wer in Marseille spielt, es geht da nur um das Ergebnis. Wir wollen punkten. Das wäre ganz wichtig für den Verein, für das Team — und auch für mich. Und wenn ich auf dem Platz dazu beitragen kann — umso besser.

Karsten Kellermann sprach mit Oscar Wendt

(RP/rl/can)
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