Ex-DFL-Chef Holzhäuser „Kirch-Krise für die Liga existenzbedrohender als Corona“

Düsseldorf · Erschüttert die Aussetzung des Spielbetriebs angesichts der Coronavirus-Pandemie den deutschen Profifußball in seinen wirtschaftlichen Grundfesten? Der frühere Präsident des Ligaverbandes und langjährige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser, glaubt das nicht. Er hält das Problem für „beherrschbar“.

 Wolfgang Holzhäuser

Wolfgang Holzhäuser

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der langjährige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen und frühere Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Wolfgang Holzhäuser, sieht im Aussetzen des Spielbetriebs wegen der aktuellen Coronavirus-Pandemie keine existenzbedrohende Krise für den deutschen Fußball. „Die Liga hat ein Problem, das beherrschbar erscheint. Die ‚Kirch-Krise‘ war dagegen existenzbedrohender. Rechteinhaber wie Sky oder auch Sponsoren sollten darauf vertrauen, dass die ausgefallenen Spiele noch nachgeholt werden“, sagte der 70-Jährige unserer Redaktion. In der sogenannten Kirch-Krise von 2002 erlebten die deutschen Proficlubs Einnahmeausfälle in dreistelliger Millionenhöhe aus der damaligen TV-Vermarktung.

An der Entscheidung des aktuellen DFL-Präsidiums um Christian Seifert, erst am Freitagnachmittag die kommenden beiden Spieltage in der Ersten und Zweiten Bundesliga abzusagen, kann Holzhäuser nichts Verwerfliches finden. „Ich hatte schon den Eindruck, dass sich Seifert und die Kollegen sehr viel und auch sorgfältig Gedanken gemacht haben, ob und in welcher Form auf die Situation reagiert werden muss. Schließlich war genau zu überlegen, wie der Schaden auf Clubs am optimalsten gemanagt werden muss“, sagte Holzhäuser, der 2004 kommissarisch der DFL vorgestanden hatte. „Letztlich war die Entscheidung, den Spielbetrieb sofort zu unterbrechen, unumgänglich.“

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Den wirtschaftlichen Verlust für die Profivereine durch entgehende Zuschauereinnahmen schätzt Holzhäuser als überschaubar ein. „Der monetäre Schaden dürfte sich in der Bundesliga in Grenzen halten, zumal die Erträge aus den Eintrittskarten in der Bundesliga nur 13 Prozent des Gesamtertrages ausmachen. In der 2. Bundesliga ist es ähnlich. Dort beträgt der Anteil ca. 16 Prozent“, sagte der Mann, der von 2004 bis 2013 der starke Mann in Leverkusens operativem Geschäft war. „Ein Liquiditätsproblem könnte es dort geben, wo die Kapitaldecke chronisch schwach ist und eine Zwischenfinanzierung schwerlich machbar ist.“

Holzhäuser sieht da eher ein anderes Problem auf Vereine zukommen. Eines, das von Profiseite aus angestoßen werden könnte. „Problematisch könnte es bei einzelnen Spielern geben, wenn dort einer wegen ausgefallenen Prämien arbeitsrechtliche Schritte erwägen sollte“, sagte er.

(klü)
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