Borussias Daniel Farke über die Trainer-Arbeit „Wenn du nur eine Aufstellung aufs Papier pinnst, zieht das nicht mehr“

Mönchengladbach · In Borussias Podcast hat Cheftrainer Daniel Farke gesagt, was er für wesentlich hält in der modernen Trainerarbeit. Und auch, welche Methoden in seinen Augen ausgedient haben. Zudem sagte Farke, was er von der Trainerausbildung in Deutschland hält.

Daniel Farke: Er ist neuer Trainer bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Daniel Farke

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Daniel Farke hat nie einen Rhetorik-Kurs besucht. Und er ist auch kein Freund davon. Gleichwohl hält Borussias Trainer Kommunikation für ein wesentliches Element der modernen Trainerarbeit. Die Methoden der sogenannten „harten Hunde“, die ein eisernes Regiment führen an der Seitenlinie, haben in Farkes Augen ausgedient. „Es ist wichtig, authentisch und klar zu sein, um die Jungs in eine gewisse Richtung zu pushen. Die Zeiten, in denen du als Trainer mit Furcht und Peitsche irgendetwas reinprügeln konntest, sind vorbei“, findet Farke.

„Die Fähigkeit, ein Team zu führen ist ein wichtiger Skill, den es braucht, um erfolgreich als Trainer arbeiten zu können. Inhaltlich-taktische Arbeit ist das eine, aber ich glaube, dass Mannschafts- und Menschenführung heute ein wichtiger Bestandteil der Trainerarbeit ist. Wenn du da nicht gut bist, wird es schwer, auf absolutem Top-Level zu arbeiten“, sagte Farke nun im Podcast seines Arbeitgebers.

Der Anspruch der Spieler an die Arbeit des Trainers hat sich gewandelt. Es geht nicht mehr nur um fußballerische und taktische Anweisungen, der Trainer muss auf die Spieler eingehen. „Die Spieler kommen heute top ausgebildet aus den Akademien. Sie sind es gewohnt, inhaltlich gut zu arbeiten, gute Analysen präsentiert zu bekommen. Wenn du nicht mit deinen Spielern redest und nur eine Aufstellung aufs Papier pinnst und sagst, wenn sie nicht Gras fressen, sitzen sie sechs Wochen auf der Tribüne, das zieht nicht mehr“, sagte Farke.

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Auf Augenhöhe sein, zugleich aber eine klare Führungspersönlichkeit, das ist für Farke der nötige Mix. „In einer angenehmen Arbeitsatmosphäre, in der man sich wertgeschätzt fühlt und Vertrauen spürt, kann man auch Top-Leistungen bringen. Natürlich ist immer ein gewisser Druck da, man muss daher auch druckresistent sein und als Trainer Führung zeigen. Aber es ist wichtig, mit seinen Spielern eine gute menschliche Ebene zu haben. Anders kannst du vielleicht kurzfristig etwas rauspressen, langfristig wirst du sie aber nicht auf deine Seite bekommen“, sagte Farke.

Die Trainerausbildung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sieht Farke auf „Top-Niveau, du bekommst viel individuelles Rüstzeug“. Es gibt auch Psychologieschulungen während des Trainerlehrgangs. Die Umsetzung der da angebotenen Inhalte bedürfe auch einer „empathischen Fähigkeit und die Fähigkeit, dich in dein Gegenüber hineinzuversetzen und offen zu sein dafür“, sagte Farke.

Er selbst hat seine Trainerausbildung durch seinen viereinhalbjährigen Auslandsaufenthalt in England als Trainer von Norwich City angereichert. „Das war eine lehrreiche Zeit“, gibt Farke zu. Gerade Auslandserfahrung hält der Ur-Borusse Berti Vogts, der am 30. Dezember 76 Jahre alt geworden ist, für elementar in einer Trainer-Biografie und würde sie verbindlich in die Ausbildung des DFB, die er durchaus kritisch sieht, integrieren.

Borussias Trainer Daniel Farke.

Borussias Trainer Daniel Farke.

Foto: Dirk Päffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Vogts hospitierte als Trainer bei Manchester United und dessen Kult-Trainer Sir Alex Kostenpflichtiger Inhalt Ferguson. „Da habe ich in sechs Wochen enorm viel gelernt“, sagte Vogts mal. Entsprechend gefällt ihm, dass Farke in England tätig war. „Das ist ein großartiger Fundus für seine Arbeit in Gladbach, aus dem er schöpfen kann", schrieb Vogts im August in seiner Kolumne für unsere Redaktion.

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