Juan Arango hat elf Freistoß-Tore für Borussia Mönchengladbach erzielt. Ein Überblick und eine Würdigung.

29. August 2010, Tor zum 4:1 beim 6:3 in Leverkusen

29 Meter Torentfernung, Borussia führt bereits 3:1 in der BayArena. Arango diskutiert mit dem Schiedsrichter über den Abstand der Mauer, gestikuliert beinahe noch im Anlauf. Dann fliegt der Ball. 30.000 merken, dass er sich in den rechten Winkel senkt. Es wird ganz kurz ganz still im Stadion, bevor aus 7000 mitgereisten Gästefans der Jubel über das 4:1 herausbricht. Bayer-Keeper René Adler hat die beste Beobachter-Position.

14. Mai 2011, Tor zum 1:0 beim 1:1 in Hamburg

Es ist der letzte Spieltag, Borussia kämpft um den Klassenerhalt. Arango kann schön und Arango kann wichtig. Als sich der Ball aus 30 Metern flach in die Torwartecke von Frank Rost senkt, ist vor allem das zweite Kriterium erfüllt. Gladbach rettet sich in die Relegation.

25. November 2011, Tor zum 0:2 beim 0:3 in Köln

Einen Lieblingsgegner hat Arango in seiner Spezialdisziplin – nur in Derbys gegen den 1. FC Köln schoss er zwei Freistoßtore. Auswärts gelingt ihm Ende 2011 das zwischenzeitliche 2:0. Keiner schafft es wie Arango, dass der Ball hoch über die Mauer fliegt und dennoch flach im Tor landet. Wie auf dem Scheitelpunkt einer Achterbahn ist er für einen Moment scheinbar schwerelos.

11. Februar 2012, Tor zum 3:0 beim 3:0 gegen Schalke

Wieder lange Diskussionen mit dem Schiedsrichter, wieder eine absurde Flugkurve des Balles – Arangos Treffer zum 3:0 gegen Schalkes gleicht in der Inszenierung einem Broadway-Musical. Mike Hanke täuscht als Nebendarsteller an, Marco Reus stoppt für den Hauptdarsteller. Da werden die fünf Schalker in der Mauer und Torwart Lars Unnerstall zu Statisten.

15. April 2012, Tor zum 1:0 beim 3:0 gegen Köln

Nie hat Borussia verloren, wenn Arango einen Freistoß verwandelte. Gegen Köln kopiert er seinen Treffer aus dem Hinspiel und wendet mal wieder einen halblegalen Trick an: Da ihm 20 Meter nicht weit genug weg sind, legt er den Ball 2,50 Meter weiter nach hinten. Michael Rensing ist wieder chancenlos.

25. August 2012, Tor zum 2:1 beim 2:1 gegen Hoffenheim

Freistöße gelten als Fußballkunst, die nie das Prädikat „brotlos“ verdient. Am ersten Spieltag der Saison 2012/2013 gegen Hoffenheim muss Arango beim Stand von 1:1 von der Strafraumgrenze antreten, es hätte beinahe Elfmeter gegeben. Aber für diese Situationen gibt es ja den „venezolanischen Elfmeter“ alias Freistoß. Tim Wiese stellt eine Sechs-Mann-Mauer und ist dennoch chancenlos in der Torwartecke.

28. Oktober 2012, Tor zum 3:2 beim 3:2 in Hannover

Binnen Minuten hat Gladbach aus einem 0:2-Rückstand in Hannover ein 2:2 gemacht. Und als sei das nicht genug, arbeitet Arango an seinem Faible für Freistoßtore gegen deutsche Nationaltorhüter, Ex-Nationaltorhüter und solche, die es mal werden sollten. Von der linken Strafraumecke dreht er den Ball an der Ein-Mann-Mauer vorbei direkt neben den linken Pfosten. Ron-Robert Zieler stellt mit seinem Blick das Wort „düpiert“ pantomimisch dar.

14. Februar 2013, Tor zum 3:2 beim 3:3 gegen Lazio Rom

Arango goes international – kurz vor Schluss setzt er einem verrückten Europa-League-Spiel gegen Lazio Rom vorerst die Krone auf. In der 88. Minute läuft der Venezolaner aus 32 Metern zum Freistoß an. Drei Spieler stehen in der Mauer. Mit Youtube ist es in Italien anscheinend nicht weit her. In Sachen Torwartfehler auch hier das alte Schema: Federico Marchetti landet zwar auf der Anklagebank, wird am Ende aber freigesprochen.

27. Oktober 2013, Tor zum 1:0 beim 4:1 gegen Frankfurt

Juan Arango meldet sich zurück. Mit seinem ersten Freistoß-Tor der Saison bringt er die Gladbacher am 10. Spieltag gegen den Europa-League-Starter in Führung. Er trifft im strömenden Regen aus 22 Metern über die Mauer hinweg zum 1:0. In den Spielen zuvor war der Venezolaner immer wieder für seine manchmal lethargische Spielweise kritisiert worden, mit dem Treffer beweist er aber, warum Trainer Lucien Favre ihn immer wieder von Beginn an aufbietet.

22. Dezember 2013, Tor zum 2:1 beim 2:2 gegen Wolfsburg

In der 64. Minute zirkelt Arango in unnachahmlicher Art und Weise einen Freistoß aus 27 Metern in die Maschen. Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio ist chancenlos, zum Sieg reicht es aber nicht. Der VfL Wolfsburg gleicht in der 86. Minute zum 2:2 aus.

5. April 2014, Tor zum 1:0 beim 2:0 in Nürnberg

Sein letztes Freistoßtor gelingt Arango eher glücklich. Gefährlich wäre es vermutlich auch so geworden, aber der Nürnberger und spätere Gladbacher Josip Drmic lenkt den Ball mit dem Kopf ins Tor. Einen Monat später lässt sich Arango in Wolfsburg ein letztes Mal feiern von den Fans.

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