Fragezeichen im Angriff Borussia braucht Tore

Mönchengladbach · Kapitän Lars Stindl fällt mit einem Syndesmosebandriss aus, und damit fehlen auch seine Treffer und Vorlagen. Das ist nicht das einzige Fragezeichen im Angriff - was den Rest dieser Saison angeht, aber auch die Planung der neuen Spielzeit.

 Den Ball haben beide im Blick, nun soll er noch öfter im Tor landen: Thorgan Hazard (links) und Raffael sind nach der Verletzung von Kapitän Lars Stindl noch mehr in der Pflicht, Tore für Borussia zu produzieren.

Den Ball haben beide im Blick, nun soll er noch öfter im Tor landen: Thorgan Hazard (links) und Raffael sind nach der Verletzung von Kapitän Lars Stindl noch mehr in der Pflicht, Tore für Borussia zu produzieren.

Foto: AP

Es hat vieles gepasst für die Borussen am Wochenende. Selbst holten sie einen Punkt bei Schalke 04. Dieser bedeutet, auch wenn mehr möglich war, einen Fortschritt, was die minimale Europachance angeht. Denn Eintracht Frankfurt und RB Leipzig haben deutliche Niederlagen kassiert. Der Malus der Tordifferenz ist geschmälert und plötzlich wieder aufholbar. Doch es ist klar: Borussia braucht nicht nur Siege, sondern in den finalen Spielen auch einige Tore.

Dass in dieser Situation Lars Stindl (Syndesmosebandriss) ausfällt, ist bitter. Für ihn sowieso. Er wollte die Schlussphase der Saison nutzen, um sich mit Toren zu bewerben um ein WM-Ticket. Einen Treffer und einen Assist steuerte er gegen Wolfsburg und Schalke bei, mit ihm und Raffael lief es gerade wieder richtig gut, der Brasilianer traf in beiden Spielen. Doch dann kam die böse Szene auf Schalke, die Stindl Albträume bereiten dürfte - und seinem Trainer Dieter Hecking Kopfzerbrechen. Denn Borussia hat zunächst keinen Stindl mehr. Und somit keine Stindl-Tore und -Vorlagen. Das "Stindln" an sich, das Herumwuseln überall auf dem Platz, vor allem aber in den ominösen Halbräumen, fällt auch weg. Es ist ein wichtiger Faktor im Gladbacher Spielprinzip in der Offensive.

Natürlich gibt es personelle Alternativen, mit denen das Spiel andere Akzente bekommt: Thorgan Hazard und Josip Drmic zum Beispiel. Bei beiden wären es, sollten sie in den letzten Spielen die großen Tormacher werden, "Ausgerechnet-Geschichten". Hazard hat viele Chancen ausgelassen in dieser Saison, was man leicht in Punkte umrechnen kann. Drmic, der den Knorpelschaden überwunden hat, will mit der Schweiz zur WM, auch für ihn wären Tore schöne Bewerbungsschreiben. Wenn ausgerechnet er ... Es wäre ein große Geschichte. Das wäre auch bei Vincenzo Grifo so, der ebenfalls im Zentrum spielen könnte oder auf dem Flügel, wenn Hazard einrückt. Es ist nicht seine Saison bisher. Wenn nun aber plötzlich der Ketchupflaschen-Effekt einsetzt?

Das ist die Gegenwart. Es gibt bei einer Verletzung wie der von Stindl, die Spieler im Schnitt 95 Tage ausfallen lässt, auch eine Zukunft. Ende Juli kehrt er frühestens zurück, vielleicht aber auch erst zum Liga-Start spät im August - Stindl ist somit ein Fragezeichen in der Planung für die neue Saison. Wie fast alle Spieler vorne.

Raffael ist zwar wieder "on fire", und wenn der "Maestro" fit ist, ist er das Zentrum des Borussen-Spiels. Doch fehlte er oft in den vergangenen beiden Spielzeiten - wie es künftig sein wird, bleibt abzuwarten. Hazard steht nach wie vor im Verdacht, einer zu sein, für den es plötzlich ein gigantisches Angebot gibt, über das nachgedacht werden müsste. Grifo muss noch richtig ankommen, von den Flügeln muss generell mehr kommen. Aber tut es das auch? Für Drmic könnte die WM auch eine Bühne sein, um einen Klub für einen echten Neuanfang auf sich aufmerksam zu machen. Ob Raúl Bobadilla noch weiterhelfen kann, ist zumindest diskutabel - und Julio Villalba muss den nächsten Schritt gehen, könnte aber auch ein Kandidat für eine Leihe sein.

Der Angriff und seine (Neu)Formatierung dürfte also ein wesentlicher Themenkomplex sein, wenn Manager Max Eberl und Hecking über die neue Spielzeit sprechen. Mehr Tore müssen her, Tore kosten aber gewöhnlich Geld - und das wäre in größerer Menge nur da, wenn es lukrative Verkäufe gibt. Kreative Lösungen sind daher wohl gefragt, vielleicht Leihgeschäfte. Mehr Pressing, vielleicht eine neue systemische Ausrichtung mit mehr Strafraum-Orientierung (4-2-3-1 oder 4-3-3) könnten indirekte Wege zu mehr Treffern sein. Und nebenbei kann sich die neu aufgestellte medizinische Abteilung gleich an einem prominenten Patienten beweisen: Kapitän Stindl. Denn sein Name steht auch für Tore. Je schneller er zurück ist, desto besser.

(kk)
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