„Rückschlag für die Entwicklung der Liga“ Schippers erklärt, warum Borussia „Ja“ zum Investoren-Modell sagte
Mönchengladbach · Die Pläne der Deutschen Fußball-Liga, einen Teil ihrer TV-Erlöse an einen Investor zu verkaufen, sind gescheitert. Nur 20 der 36 Klubs in den obersten Ligen stimmten dafür und Borussia gehörte dazu. Am Donnerstag begründete Finanz-Boss Stephan Schippers die Sicht des Klubs.
Eines stellt Stephan Schippers im Interview auf der Homepage der Borussen nochmal klar: „Wir stehen für unseren eigenständigen Weg, bei uns gibt es keinen Investor, keinen Mäzen und kein Unternehmen im Hintergrund, aus dem Geld in den Verein fließt. Wir sind klare Verfechter des 50+1-Modells“, sagte Borussias Finanz-Boss. Trotzdem oder gerade deswegen haben die Gladbacher bei der Abstimmung der Deutschen Fußball-Liga für den Einstieg eines Investors gestimmt.
„Wir sind nach wie vor überzeugt davon, dass der von der Geschäftsführung der DFL beabsichtigte Weg, über ein Lizenzmodell einen strategischen Partner dazuzuholen, um finanzielle Mittel und Knowhow für die in den kommenden Jahren dringend erforderlichen Maßnahmen zur Verfügung zu haben, richtig war und ist. Deshalb haben wir für Borussia auch mit Ja gestimmt“, sagte Schippers. Damit war Borussia einer von 20 der 36 Klubs, die pro Investoren-Modell waren, elf stimmten dagegen und fünf enthielten sich, 24 Stimmen und damit eine Zwei-Drittel-Mehrheit wären nötig gewesen, um den Schritt zu gehen.

Die Trikotsponsoren von Borussia Mönchengladbach
„Aus unserer Sicht ist dieses Ergebnis ein Rückschlag bei dem Bemühen, die Bundesliga weiterzuentwickeln“, sagte Schippers. „Eine positive Entscheidung gestern wäre für die nächsten 20 Jahre ein Bekenntnis zur Zentralvermarktung gewesen, ein Bekenntnis zu 50+1, ein Bekenntnis zum Solidarmodell zwischen erster und zweiter Bundesliga. Das hat so mancher bei der Debatte der vergangenen Wochen leider übersehen. Es muss nun nach anderen Wegen gesucht werden, die Bundesliga gemeinsam weiterzuentwickeln. Es sollte nicht so kommen, dass sich die Klubs ihre Zukunftsmodelle selber bauen.“
Der Plan der DFL war es, 12,5 Prozent ihrer TV-Erlöse für 20 Jahre an einen Investor verkaufen. Zwei Milliarden Euro sollten dabei herausspringen und 60 Prozent der Einnahmen durch den Anteilsverkauf an die Vereine der ersten beiden Ligen gehen – auf Basis des Verteilungsschlüssels für die Fernsehgelder. Drei Viertel ihrer jeweiligen Einnahmen sollten die Klubs für den Ausbau der Infrastruktur nutzen, ein Viertel wäre zur freien Verfügung gewesen. Borussia hätte wohl mit etwa 64 Millionen, verteilt auf fünf Jahre rechnen können.

Der Zuschauer-Schnitt im Borussia-Park
Borussias Fans hatten sich am vergangenen Sonntag beim Auswärtsspiel in Leverkusen klar gegen die DFL-Pläne positioniert. Sie hielten im Gästeblock Zettel mit der Aufschrift „Nein“ in die Höhe, zudem gab es zwei große Banner. Parallel dazu erschien eine gemeinsame Mitteilung des FPMG Supporters Club, der Ultra-Gruppierungen und vieler bedeutender Fanklubs, in der es hieß: „Abgesehen von der katastrophal intransparenten Kommunikation seitens der DFL, die die Sorgen der Fans nur noch zusätzlich geschürt hat, lehnen wir auch die nun bekanntgewordenen Pläne ab.“ Weiter äußerten die Fans ihre Bedenken, dass die finanzielle Schere noch weiter auseinandergeht und dass die Debatten um eine weitere Zerstückelung der Anstoßzeiten und Highlight-Spiele im Ausland zunehmen. Zudem nannten sie die „abschreckenden Beispiele“ Hamburger SV und Hertha BSC.
„Vielleicht sind auch alle berechtigten und besorgten Fragen im Vorfeld nicht ausreichend beantwortet worden. Beispielsweise die Angst vor zu viel Einflussnahme durch einen externen Partner: Es hätte sie nur und nur in bedingter Form in einer Tochterfirma der DFL bei der Vermarktung der Medienrechte gegeben, nicht bei sportpolitischen Themen wie der Definition der Spieltagstermine“, sagte Schippers mit Blick auf die Bedenken vor allem der aktiven Fanszenen der Klubs und der elf Vereine, darunter der 1. FC Köln, der sich schon vorab klar gegen das Modell ausgesprochen hatte.
„Wir haben schon bei der letzten Vermarktung der nationalen und internationalen TV-Rechte für den Zeitraum von 2021 bis 2025 erlebt, dass das stetige und als selbstverständlich wahrgenommene Wachstum der letzten zwei Jahrzehnte ins Stocken gekommen ist“, erinnerte Schippers an den, wie er zuletzt im Interview mit unserer Redaktion sagte, „neuen, schlechter dotierten Fernsehvertrag der DFL“.
„Die Zeiten haben sich geändert, es gibt ein extrem verändertes Medienumfeld, einen veränderten Medienkonsum vor allem der jungen Menschen und eine im Vergleich zur Bundesliga größere Finanzstärke der Klubs in den anderen europäischen Ligen, in denen es keine 50+1-Regel gibt. Für unseren deutschen Weg braucht es eine Antwort auf diese Herausforderungen und der gestern gescheiterte Ansatz wäre aus unserer Sicht eine vernünftige Herangehensweise gewesen“, nannte Schippers weitere Gründe für Borussias „Ja“.